Der Argwohn, nebst der Furcht, der Menschen Plage- Geister, Sind durch dich weggejagt. Du machst, an ihrer Stelle, Dich aller meiner Sinnen Meister. Es wird in meiner Seelen helle. Vertraulichkeit, Muth, Großmuth, holde Triebe Der fast erstorbnen Nächsten-Liebe Verziehen mein Gemüth, beherrschen meinen Sinn. Kaum bin ich mehr derselbe, der ich bin.
Ein Etwas, welches ich empfinde, Jst süß, ist lieblich, ist gelinde: Mich rührt ein reiner Anmuths-Strahl. Es wallt mein fröhliches Geblüte, Und mein erheitertes Gemüthe Jst reg' und ruhig auf einmahl.
Noch mehr! ich eile fort. Jch dencke: Woher kommt diese Lust? Wie können Neben Mir Tugenden, die ich nicht hatte, geben? Vermag ihr Safft Jn mir der Redlichkeit und des Verstandes Krafft Zu mehren, zu erheben? Nein, nein! Ja, ja! Es ist gewiß: Gleich ietzt verlässet mich des Zweifels Finsterniß. Du zeigest, da durch dich der Argwohn uns verlässt, Zusammt der Brut der Furcht, des Hasses und der Sorgen,
Daß
Das herrliche Geſchoͤpf
Der Argwohn, nebſt der Furcht, der Menſchen Plage- Geiſter, Sind durch dich weggejagt. Du machſt, an ihrer Stelle, Dich aller meiner Sinnen Meiſter. Es wird in meiner Seelen helle. Vertraulichkeit, Muth, Großmuth, holde Triebe Der faſt erſtorbnen Naͤchſten-Liebe Verziehen mein Gemuͤth, beherrſchen meinen Sinn. Kaum bin ich mehr derſelbe, der ich bin.
Ein Etwas, welches ich empfinde, Jſt ſuͤß, iſt lieblich, iſt gelinde: Mich ruͤhrt ein reiner Anmuths-Strahl. Es wallt mein froͤhliches Gebluͤte, Und mein erheitertes Gemuͤthe Jſt reg’ und ruhig auf einmahl.
Noch mehr! ich eile fort. Jch dencke: Woher kommt dieſe Luſt? Wie koͤnnen Neben Mir Tugenden, die ich nicht hatte, geben? Vermag ihr Safft Jn mir der Redlichkeit und des Verſtandes Krafft Zu mehren, zu erheben? Nein, nein! Ja, ja! Es iſt gewiß: Gleich ietzt verlaͤſſet mich des Zweifels Finſterniß. Du zeigeſt, da durch dich der Argwohn uns verlaͤſſt, Zuſammt der Brut der Furcht, des Haſſes und der Sorgen,
Daß
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Das herrliche Geſchoͤpf
Der Argwohn, nebſt der Furcht, der Menſchen Plage-
Geiſter,
Sind durch dich weggejagt. Du machſt, an ihrer Stelle,
Dich aller meiner Sinnen Meiſter.
Es wird in meiner Seelen helle.
Vertraulichkeit, Muth, Großmuth, holde Triebe
Der faſt erſtorbnen Naͤchſten-Liebe
Verziehen mein Gemuͤth, beherrſchen meinen Sinn.
Kaum bin ich mehr derſelbe, der ich bin.
Ein Etwas, welches ich empfinde,
Jſt ſuͤß, iſt lieblich, iſt gelinde:
Mich ruͤhrt ein reiner Anmuths-Strahl.
Es wallt mein froͤhliches Gebluͤte,
Und mein erheitertes Gemuͤthe
Jſt reg’ und ruhig auf einmahl.
Noch mehr! ich eile fort. Jch dencke:
Woher kommt dieſe Luſt? Wie koͤnnen Neben
Mir Tugenden, die ich nicht hatte, geben?
Vermag ihr Safft
Jn mir der Redlichkeit und des Verſtandes Krafft
Zu mehren, zu erheben?
Nein, nein! Ja, ja! Es iſt gewiß:
Gleich ietzt verlaͤſſet mich des Zweifels Finſterniß.
Du zeigeſt, da durch dich der Argwohn uns verlaͤſſt,
Zuſammt der Brut der Furcht, des Haſſes und der Sorgen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/380>, abgerufen am 31.10.2024.
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