Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Kurtz: wircklich war, zu dieser Zeit, die Welt Mit Schönheit und Gefahr, mit Lust und Last erfüllt. Sie war ein lieblich Schrecken-Bild. Entsetzlich angenehm, erschrecklich schön (Man sage, was man will) war alles anzusehn. Des Eises schöner Glantz, das, durch die schwehre La So manchen Ast So sehr beschwehrt', und abwärts beugte, Ja viele gar zerbrach, zerknickte, Und manchen gantzen Baum so gar zur Erden drückte, War mir nicht nur ein Beyspiel mancher Schönen, Die offt durch eigner Schönheit Pracht Zu Unglück kömmt, und wird zu Fall gebracht: Es ließ zugleich dieß lieblich rauhe Wesen, Vom Zustand unsrer Welt, mir eine Lehre lesen: Wie in so schönem Frost sich Pein und Schein vereine Und unser Aug' erschrecket und erfrischt; So ist mit Gutem auch das Böse stets vermischt. Daher, was jener sagt, die Wahrheit, wie es scheinet: "Jm Himmel, spricht er, ist vollkommne Seeligkeit, "Und in der Hölle nichts als Quaal, "Auf Erden bindet sich hingegen Lust und Leid "Fast allemahl. Ver
Kurtz: wircklich war, zu dieſer Zeit, die Welt Mit Schoͤnheit und Gefahr, mit Luſt und Laſt erfuͤllt. Sie war ein lieblich Schrecken-Bild. Entſetzlich angenehm, erſchrecklich ſchoͤn (Man ſage, was man will) war alles anzuſehn. Des Eiſes ſchoͤner Glantz, das, durch die ſchwehre La So manchen Aſt So ſehr beſchwehrt’, und abwaͤrts beugte, Ja viele gar zerbrach, zerknickte, Und manchen gantzen Baum ſo gar zur Erden druͤckte, War mir nicht nur ein Beyſpiel mancher Schoͤnen, Die offt durch eigner Schoͤnheit Pracht Zu Ungluͤck koͤmmt, und wird zu Fall gebracht: Es ließ zugleich dieß lieblich rauhe Weſen, Vom Zuſtand unſrer Welt, mir eine Lehre leſen: Wie in ſo ſchoͤnem Froſt ſich Pein und Schein vereine Und unſer Aug’ erſchrecket und erfriſcht; So iſt mit Gutem auch das Boͤſe ſtets vermiſcht. Daher, was jener ſagt, die Wahrheit, wie es ſcheinet: „Jm Himmel, ſpricht er, iſt vollkommne Seeligkeit, „Und in der Hoͤlle nichts als Quaal, „Auf Erden bindet ſich hingegen Luſt und Leid „Faſt allemahl. Ver
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Betrachtung einer Winter-Landſchaft.
Der ietzt durch Waͤlder reiſen muß?
Jch ſtellte mir
Davon viel graͤßliches und ſehr gefaͤhrlichs fuͤr.
Doch haſt du bald darauf, gelehrter Clodius,
Den eben, uͤber mein Verhoffen,
Dieß Ungemach betroffen,
Es mir weit ſchrecklicher, als ich mir, vorgeſtellt.
Kurtz: wircklich war, zu dieſer Zeit, die Welt
Mit Schoͤnheit und Gefahr, mit Luſt und Laſt erfuͤllt.
Sie war ein lieblich Schrecken-Bild.
Entſetzlich angenehm, erſchrecklich ſchoͤn
(Man ſage, was man will) war alles anzuſehn.
Des Eiſes ſchoͤner Glantz, das, durch die ſchwehre La
So manchen Aſt
So ſehr beſchwehrt’, und abwaͤrts beugte,
Ja viele gar zerbrach, zerknickte,
Und manchen gantzen Baum ſo gar zur Erden druͤckte,
War mir nicht nur ein Beyſpiel mancher Schoͤnen,
Die offt durch eigner Schoͤnheit Pracht
Zu Ungluͤck koͤmmt, und wird zu Fall gebracht:
Es ließ zugleich dieß lieblich rauhe Weſen,
Vom Zuſtand unſrer Welt, mir eine Lehre leſen:
Wie in ſo ſchoͤnem Froſt ſich Pein und Schein vereine
Und unſer Aug’ erſchrecket und erfriſcht;
So iſt mit Gutem auch das Boͤſe ſtets vermiſcht.
Daher, was jener ſagt, die Wahrheit, wie es ſcheinet:
„Jm Himmel, ſpricht er, iſt vollkommne Seeligkeit,
„Und in der Hoͤlle nichts als Quaal,
„Auf Erden bindet ſich hingegen Luſt und Leid
„Faſt allemahl.
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