Vergeht nun gleich des Winters schöner Schimmer Viel eh noch, als die Unbequemlichkeit; So währt doch auch der scharffe Frost nicht immer. Es jagt ihn, sammt dem kalten Rord Zu rechter Zeit der frohe Frühling fort. Darüm verzweifle nicht, wenn rauhe Winde wehn, Doch sey auch nicht zu stoltz, wenn alles still und schön! Vielmehr gedenck, sowol im Sturm, als in der Stille: Es muß so seyn, es ist des Schöpfers Wille. Laß dich den Glantz zum Trost, den Frost zur Demuth brin- gen, Und dencke: wunderbar ist GOTT in allen Dingen.
Künst-
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Betrachtung einer Winter-Landſchaft.
Vergeht nun gleich des Winters ſchoͤner Schimmer Viel eh noch, als die Unbequemlichkeit; So waͤhrt doch auch der ſcharffe Froſt nicht immer. Es jagt ihn, ſammt dem kalten Rord Zu rechter Zeit der frohe Fruͤhling fort. Daruͤm verzweifle nicht, wenn rauhe Winde wehn, Doch ſey auch nicht zu ſtoltz, wenn alles ſtill und ſchoͤn! Vielmehr gedenck, ſowol im Sturm, als in der Stille: Es muß ſo ſeyn, es iſt des Schoͤpfers Wille. Laß dich den Glantz zum Troſt, den Froſt zur Demuth brin- gen, Und dencke: wunderbar iſt GOTT in allen Dingen.
Kuͤnſt-
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Betrachtung einer Winter-Landſchaft.
Vergeht nun gleich des Winters ſchoͤner Schimmer
Viel eh noch, als die Unbequemlichkeit;
So waͤhrt doch auch der ſcharffe Froſt nicht immer.
Es jagt ihn, ſammt dem kalten Rord
Zu rechter Zeit der frohe Fruͤhling fort.
Daruͤm verzweifle nicht, wenn rauhe Winde wehn,
Doch ſey auch nicht zu ſtoltz, wenn alles ſtill und ſchoͤn!
Vielmehr gedenck, ſowol im Sturm, als in der Stille:
Es muß ſo ſeyn, es iſt des Schoͤpfers Wille.
Laß dich den Glantz zum Troſt, den Froſt zur Demuth brin-
gen,
Und dencke: wunderbar iſt GOTT in allen Dingen.
Kuͤnſt-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/451>, abgerufen am 01.11.2024.
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