Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Der Schnee. Der Schnee. Jch seh euch nimmer, ohn Vergnügen,Jhr rege weisse Flocken, fliegen, Jhr sinckt, ihr steigt, ihr fallt, ihr spielt. Wer ist, wenn durch der Winde wehen Wir euch bald schnell, bald langsam sehen, Verworren durch einander gehen, Der nicht ein sanftes schauern fühlt? Zumahl wenn man den weissen Schimmer, Aus einem wol gewärmten Zimmer, Mit aufgemuntertem Gemüth, Durch aufgethaute Scheiben sieht, Und, frey von Unbequemlichkeit Der frostig rauhen Winters-Zeit, Den Glantz, den uns der Schnee gebieret, Wenn er die Welt mit Silber zieret, Voll Lust ob GOTTES Werck, erblickt: Und man, wann Neiff die Bäume schmückt, Wann Frost das Land mit Schollen drückt, Und mit Crystall die Fluth bebrückt, Des Winters Lust, ohn' Unlust, spührt. Be-
Der Schnee. Der Schnee. Jch ſeh euch nimmer, ohn Vergnuͤgen,Jhr rege weiſſe Flocken, fliegen, Jhr ſinckt, ihr ſteigt, ihr fallt, ihr ſpielt. Wer iſt, wenn durch der Winde wehen Wir euch bald ſchnell, bald langſam ſehen, Verworren durch einander gehen, Der nicht ein ſanftes ſchauern fuͤhlt? Zumahl wenn man den weiſſen Schimmer, Aus einem wol gewaͤrmten Zimmer, Mit aufgemuntertem Gemuͤth, Durch aufgethaute Scheiben ſieht, Und, frey von Unbequemlichkeit Der froſtig rauhen Winters-Zeit, Den Glantz, den uns der Schnee gebieret, Wenn er die Welt mit Silber zieret, Voll Luſt ob GOTTES Werck, erblickt: Und man, wann Neiff die Baͤume ſchmuͤckt, Wann Froſt das Land mit Schollen druͤckt, Und mit Cryſtall die Fluth bebruͤckt, Des Winters Luſt, ohn’ Unluſt, ſpuͤhrt. Be-
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Der Schnee.
Der Schnee.
Jch ſeh euch nimmer, ohn Vergnuͤgen,
Jhr rege weiſſe Flocken, fliegen,
Jhr ſinckt, ihr ſteigt, ihr fallt, ihr ſpielt.
Wer iſt, wenn durch der Winde wehen
Wir euch bald ſchnell, bald langſam ſehen,
Verworren durch einander gehen,
Der nicht ein ſanftes ſchauern fuͤhlt?
Zumahl wenn man den weiſſen Schimmer,
Aus einem wol gewaͤrmten Zimmer,
Mit aufgemuntertem Gemuͤth,
Durch aufgethaute Scheiben ſieht,
Und, frey von Unbequemlichkeit
Der froſtig rauhen Winters-Zeit,
Den Glantz, den uns der Schnee gebieret,
Wenn er die Welt mit Silber zieret,
Voll Luſt ob GOTTES Werck, erblickt:
Und man, wann Neiff die Baͤume ſchmuͤckt,
Wann Froſt das Land mit Schollen druͤckt,
Und mit Cryſtall die Fluth bebruͤckt,
Des Winters Luſt, ohn’ Unluſt, ſpuͤhrt.
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