Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Neu-Jahrs-Gedicht.

Allein:
So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne,
Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Güte dencken,
Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde,
Wenn Seine Wunder sich in unsre Seele sencken:
Wenn unser Geist, durch der Geschöpfe Pracht,
Am Himmel, und hier auf der Erden,
Die Er, aus Lieb' allein, für uns gemacht,
Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, gerühret,
Ein inniglich Vergnügen spühret.

Dieß fühl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunst:
Jch fühl in der darob erstaunten Seele,
Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle,
Die nicht zu zehlen sind, ein' angenehme Brunst,
Ein süsses Freuden-Feur, voll heisser Andacht-Triebe,
Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe,
Und voll Begierde, Dir, o Schöpfer, zu gefallen,
Jn meinem gantzen Wesen wallen.
Um nun von dieser Loh den Ausbruch euch zu zeigen,
So will ich abermahl, zu Seiner Ehr,
Jns unbegrentzt' und Boden-lose Meer
Der vielen Creaturen steigen,
Um aus der Meng', Gröss', und der Beschaffenheit
Der Werck' uns immer mehr Begriff zu machen
Von dessen Weißheit, Lieb, und Macht,
Und Gröss', und Majestät, und Herrlichkeit,
Der solcher Wercke Gröss' und Pracht
Erschaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts so sehr,
Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,
Uns

Neu-Jahrs-Gedicht.

Allein:
So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne,
Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Guͤte dencken,
Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde,
Wenn Seine Wunder ſich in unſre Seele ſencken:
Wenn unſer Geiſt, durch der Geſchoͤpfe Pracht,
Am Himmel, und hier auf der Erden,
Die Er, aus Lieb’ allein, fuͤr uns gemacht,
Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geruͤhret,
Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhret.

Dieß fuͤhl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunſt:
Jch fuͤhl in der darob erſtaunten Seele,
Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle,
Die nicht zu zehlen ſind, ein’ angenehme Brunſt,
Ein ſuͤſſes Freuden-Feur, voll heiſſer Andacht-Triebe,
Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe,
Und voll Begierde, Dir, o Schoͤpfer, zu gefallen,
Jn meinem gantzen Weſen wallen.
Um nun von dieſer Loh den Ausbruch euch zu zeigen,
So will ich abermahl, zu Seiner Ehr,
Jns unbegrentzt’ und Boden-loſe Meer
Der vielen Creaturen ſteigen,
Um aus der Meng’, Groͤſſ’, und der Beſchaffenheit
Der Werck’ uns immer mehr Begriff zu machen
Von deſſen Weißheit, Lieb, und Macht,
Und Groͤſſ’, und Majeſtaͤt, und Herrlichkeit,
Der ſolcher Wercke Groͤſſ’ und Pracht
Erſchaffen, und aus nichts hervor gebracht.
Dieweil nun nichts ſo ſehr,
Von des Vollkommenen Vollkommenheit|,
Uns
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <l>
                <pb facs="#f0493" n="461"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs-Gedicht.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Allein:</l><lb/>
              <l>So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne,</l><lb/>
              <l>Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Gu&#x0364;te dencken,</l><lb/>
              <l>Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde,</l><lb/>
              <l>Wenn Seine Wunder &#x017F;ich in un&#x017F;re Seele &#x017F;encken:</l><lb/>
              <l>Wenn un&#x017F;er Gei&#x017F;t, durch der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe Pracht,</l><lb/>
              <l>Am Himmel, und hier auf der Erden,</l><lb/>
              <l>Die Er, aus Lieb&#x2019; allein, fu&#x0364;r uns gemacht,</l><lb/>
              <l>Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geru&#x0364;hret,</l><lb/>
              <l>Ein inniglich Vergnu&#x0364;gen &#x017F;pu&#x0364;hret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Dieß fu&#x0364;hl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gun&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Jch fu&#x0364;hl in der darob er&#x017F;taunten Seele,</l><lb/>
              <l>Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle,</l><lb/>
              <l>Die nicht zu zehlen &#x017F;ind, ein&#x2019; angenehme Brun&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Freuden-Feur, voll hei&#x017F;&#x017F;er Andacht-Triebe,</l><lb/>
              <l>Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe,</l><lb/>
              <l>Und voll Begierde, Dir, o Scho&#x0364;pfer, zu gefallen,</l><lb/>
              <l>Jn meinem gantzen We&#x017F;en wallen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Um nun von die&#x017F;er Loh den Ausbruch euch zu zeigen,</l><lb/>
              <l>So will ich abermahl, zu <hi rendition="#fr">Seiner</hi> Ehr,</l><lb/>
              <l>Jns unbegrentzt&#x2019; und Boden-lo&#x017F;e Meer</l><lb/>
              <l>Der vielen Creaturen &#x017F;teigen,</l><lb/>
              <l>Um aus der Meng&#x2019;, Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;, und der Be&#x017F;chaffenheit</l><lb/>
              <l>Der Werck&#x2019; uns immer mehr Begriff zu machen</l><lb/>
              <l>Von de&#x017F;&#x017F;en Weißheit, Lieb, und Macht,</l><lb/>
              <l>Und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;, und Maje&#x017F;ta&#x0364;t, und Herrlichkeit,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;olcher Wercke Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; und Pracht</l><lb/>
              <l>Er&#x017F;chaffen, und aus nichts hervor gebracht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Dieweil nun nichts &#x017F;o &#x017F;ehr,</l><lb/>
              <l>Von des <hi rendition="#fr">Vollkommenen</hi> Vollkommenheit|,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Uns</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0493] Neu-Jahrs-Gedicht. Allein: So lang ich GOTT, mit Recht, die ewge Liebe nenne, Kann ich, und muß mit Recht von Seiner Guͤte dencken, Daß es Jhm anders nicht, als wol gefallen werde, Wenn Seine Wunder ſich in unſre Seele ſencken: Wenn unſer Geiſt, durch der Geſchoͤpfe Pracht, Am Himmel, und hier auf der Erden, Die Er, aus Lieb’ allein, fuͤr uns gemacht, Und ihre Lieblichkeit, zu Seinem Ruhm, geruͤhret, Ein inniglich Vergnuͤgen ſpuͤhret. Dieß fuͤhl ich nun anietzt, o HErr, durch deine Gunſt: Jch fuͤhl in der darob erſtaunten Seele, Wann ich dein Werck betracht, wann ich die Wunder zehle, Die nicht zu zehlen ſind, ein’ angenehme Brunſt, Ein ſuͤſſes Freuden-Feur, voll heiſſer Andacht-Triebe, Voll Ehrerbietigkeit, Erkenntlichkeit und Liebe, Und voll Begierde, Dir, o Schoͤpfer, zu gefallen, Jn meinem gantzen Weſen wallen. Um nun von dieſer Loh den Ausbruch euch zu zeigen, So will ich abermahl, zu Seiner Ehr, Jns unbegrentzt’ und Boden-loſe Meer Der vielen Creaturen ſteigen, Um aus der Meng’, Groͤſſ’, und der Beſchaffenheit Der Werck’ uns immer mehr Begriff zu machen Von deſſen Weißheit, Lieb, und Macht, Und Groͤſſ’, und Majeſtaͤt, und Herrlichkeit, Der ſolcher Wercke Groͤſſ’ und Pracht Erſchaffen, und aus nichts hervor gebracht. Dieweil nun nichts ſo ſehr, Von des Vollkommenen Vollkommenheit|, Uns

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/493
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/493>, abgerufen am 31.10.2024.