Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
O GOTT! was sieht mein Aug! und noch weit meh mein Geist! Wie unablänglich ist, was mir der Himmel weist! Mein Auge sieht, in dieser duncklen Ferne, Jm reinsten Schimmer helle Sterne, Wie kleine Lichter, sonder Zahl. Mein Geist sinckt in das tieffe Thal Des Grentzen-losen Raums des Himmels, und erblicket, Jn einem ieden Punct, der diese Tieffe schmücket, Ein gantzes Welt-Gebäud. O GOTT! er sieht noch mehr Er sieht in ihrer Meng ein Sonnen-Heer, So groß, daß aller Menschen Seelen Unmöglich fällt, dieselbigen zu zehlen, Noch weniger von solchen Licht-Gefässen Die ungeheure Gröss- und Maass' und Zahl zu messen. Wann aber iedennoch der Mensch sich unterwunden, Und einen Maaß-Stab ausgefunden, Der, ob er gleich zum Ziel der Grösse gar nicht steiget, Doch einigen Begriff von einer Grösse zeiget; Den Durchschnitt nehmlich unsrer Welt, Der auf zwey tausend Meilen hält; So will ich auch, an einer längern Stelle, Mich dieser kurtzen Elle, Der
O GOTT! was ſieht mein Aug! und noch weit meh mein Geiſt! Wie unablaͤnglich iſt, was mir der Himmel weiſt! Mein Auge ſieht, in dieſer duncklen Ferne, Jm reinſten Schimmer helle Sterne, Wie kleine Lichter, ſonder Zahl. Mein Geiſt ſinckt in das tieffe Thal Des Grentzen-loſen Raums des Himmels, und erblicket, Jn einem ieden Punct, der dieſe Tieffe ſchmuͤcket, Ein gantzes Welt-Gebaͤud. O GOTT! er ſieht noch mehr Er ſieht in ihrer Meng ein Sonnen-Heer, So groß, daß aller Menſchen Seelen Unmoͤglich faͤllt, dieſelbigen zu zehlen, Noch weniger von ſolchen Licht-Gefaͤſſen Die ungeheure Groͤſſ- und Maaſſ’ und Zahl zu meſſen. Wann aber iedennoch der Menſch ſich unterwunden, Und einen Maaß-Stab ausgefunden, Der, ob er gleich zum Ziel der Groͤſſe gar nicht ſteiget, Doch einigen Begriff von einer Groͤſſe zeiget; Den Durchſchnitt nehmlich unſrer Welt, Der auf zwey tauſend Meilen haͤlt; So will ich auch, an einer laͤngern Stelle, Mich dieſer kurtzen Elle, Der
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Uns etwas wuͤrdigs zeigen kann,
Als das an Groͤſſ’ und Meng’ erſtaunens-wehrte Heer
Der himmliſchen Geſchoͤpff’ und Coͤrper; fang ich an
Den ſtarren Blick aufs neu auf ſelbiges zu lencken,
Und in das Firmament den regen Geiſt zu ſencken.
Denn wer kan oft genug dieß Heiligthum betreten,
Um, in der Wercke Pracht, den Schoͤpfer anzubeten?
O GOTT! was ſieht mein Aug! und noch weit meh
mein Geiſt!
Wie unablaͤnglich iſt, was mir der Himmel weiſt!
Mein Auge ſieht, in dieſer duncklen Ferne,
Jm reinſten Schimmer helle Sterne,
Wie kleine Lichter, ſonder Zahl.
Mein Geiſt ſinckt in das tieffe Thal
Des Grentzen-loſen Raums des Himmels, und erblicket,
Jn einem ieden Punct, der dieſe Tieffe ſchmuͤcket,
Ein gantzes Welt-Gebaͤud. O GOTT! er ſieht noch mehr
Er ſieht in ihrer Meng ein Sonnen-Heer,
So groß, daß aller Menſchen Seelen
Unmoͤglich faͤllt, dieſelbigen zu zehlen,
Noch weniger von ſolchen Licht-Gefaͤſſen
Die ungeheure Groͤſſ- und Maaſſ’ und Zahl zu meſſen.
Wann aber iedennoch der Menſch ſich unterwunden,
Und einen Maaß-Stab ausgefunden,
Der, ob er gleich zum Ziel der Groͤſſe gar nicht ſteiget,
Doch einigen Begriff von einer Groͤſſe zeiget;
Den Durchſchnitt nehmlich unſrer Welt,
Der auf zwey tauſend Meilen haͤlt;
So will ich auch, an einer laͤngern Stelle,
Mich dieſer kurtzen Elle,
Der
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