Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Je mehr ich dieß bedenck', und ihre Krafft erwege, Je mehr ich recht, was Geist, was Seelen, überlege, Je mehr ich herrliches in Geistern finden kann; Je majestätischer treff ich die Gottheit an. Drüm lasst uns, GOTT zum Ruhm, den Vorwurff weiter treiben, Und von dem Wesen selbst des Geists noch etwas schreiben. Unser Geist, wie sehr er gleich mit der Cörper Stoff vereinet, So daß er sich gar mit ihm gleichsam zu vermischen scheinet, Jst dennoch von solchem Vorzug, solchem Adel, solcher Krafft, Solcher wunderbaren Höhe, und von solcher Eigenschaft, Die vom Stoff sich unterscheidet, daß, ie mehr man es be- dencket, Man dadurch selbst in den Geist aller Geister sich versencket. Bilde dir, von einem Cörper, Theilchen, welche noch so klein, Noch so dünne noch so zart, ja die kaum noch Cörper, ein: Sollten sie dadurch zum dencken wol geschickt und fähig seyn? Laß den Stoff sich durch Gedancken noch so sehr verkleinern lassen; Kann er darüm überlegen? kann er lieben? kann er hassen? Kann
Je mehr ich dieß bedenck’, und ihre Krafft erwege, Je mehr ich recht, was Geiſt, was Seelen, uͤberlege, Je mehr ich herrliches in Geiſtern finden kann; Je majeſtaͤtiſcher treff ich die Gottheit an. Druͤm laſſt uns, GOTT zum Ruhm, den Vorwurff weiter treiben, Und von dem Weſen ſelbſt des Geiſts noch etwas ſchreiben. Unſer Geiſt, wie ſehr er gleich mit der Coͤrper Stoff vereinet, So daß er ſich gar mit ihm gleichſam zu vermiſchen ſcheinet, Jſt dennoch von ſolchem Vorzug, ſolchem Adel, ſolcher Krafft, Solcher wunderbaren Hoͤhe, und von ſolcher Eigenſchaft, Die vom Stoff ſich unterſcheidet, daß, ie mehr man es be- dencket, Man dadurch ſelbſt in den Geiſt aller Geiſter ſich verſencket. Bilde dir, von einem Coͤrper, Theilchen, welche noch ſo klein, Noch ſo duͤnne noch ſo zart, ja die kaum noch Coͤrper, ein: Sollten ſie dadurch zum dencken wol geſchickt und faͤhig ſeyn? Laß den Stoff ſich durch Gedancken noch ſo ſehr verkleinern laſſen; Kann er daruͤm uͤberlegen? kann er lieben? kann er haſſen? Kann
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Da ich die Wuͤrdigkeit des Geiſts erwegen kann,
Die Unermeßlichkeit von deiner Weißheit, an;
Ja noch vielmehr die Zaͤrtlichkeit der Liebe,
Da du, o Liebe! bloß aus Liebe,
Den Creaturen Luſt und Seeligkeit zu ſchencken,
Sie faͤhig macheſt, zu gedencken.
Je mehr ich dieß bedenck’, und ihre Krafft erwege,
Je mehr ich recht, was Geiſt, was Seelen, uͤberlege,
Je mehr ich herrliches in Geiſtern finden kann;
Je majeſtaͤtiſcher treff ich die Gottheit an.
Druͤm laſſt uns, GOTT zum Ruhm, den Vorwurff weiter
treiben,
Und von dem Weſen ſelbſt des Geiſts noch etwas ſchreiben.
Unſer Geiſt, wie ſehr er gleich mit der Coͤrper Stoff
vereinet,
So daß er ſich gar mit ihm gleichſam zu vermiſchen ſcheinet,
Jſt dennoch von ſolchem Vorzug, ſolchem Adel, ſolcher Krafft,
Solcher wunderbaren Hoͤhe, und von ſolcher Eigenſchaft,
Die vom Stoff ſich unterſcheidet, daß, ie mehr man es be-
dencket,
Man dadurch ſelbſt in den Geiſt aller Geiſter ſich verſencket.
Bilde dir, von einem Coͤrper, Theilchen, welche noch
ſo klein,
Noch ſo duͤnne noch ſo zart, ja die kaum noch Coͤrper, ein:
Sollten ſie dadurch zum dencken wol geſchickt und faͤhig ſeyn?
Laß den Stoff ſich durch Gedancken noch ſo ſehr verkleinern
laſſen;
Kann er daruͤm uͤberlegen? kann er lieben? kann er
haſſen?
Kann
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