Und dadurch, an stat des Dancks, welchen sie für Deine Güte, Bey so offt verspürtem Segen, mit bewunderndem Gemüthe, Dir, o grosser Geber, schuldig; noch ihr murren zu ver- mehren. Laß mich auf ihr nützlichs Werck, das dem menschlichen Geschlecht Nöthiger, als alle Wercke, mit Vernunft und Freuden achten, Und beym pflügen, säen, mähen, Deine weise Macht be- trachten; Bald in süssen Hülsen-Früchten, bald im Grase, bald im Heu, Jm Getraid' und in dem Obst, wie Dein Seegen täglich neu, Mit vergnügtem Sinn bewundern, und, mit höchst-erfreu- ter Seelen, Bald in Worten, bald in Schriften, Deiner Wunder Meng' erzehlen.
HERR! wer kann nach Würden rühmen, wie im ab- gewichnen Jahr Deine Gnad an allen Orten so gar überschwenglich war! Solche Fruchtbarkeit in allen hast du uns erleben lassen, Daß so Scheunen, als auch Böden, unsrer Felder Frücht' zu fassen, Uberall zu klein gewesen. Keiner lebet, der den Preis Des Getraides sich so wolfeil iemahls zu erinnern weiß. Korn, wovon wol einst die Last hundert funfzig Thaler galt, Kauffte man für acht und zwantzig. Laß uns HERR daran gedencken, Und Dir wenigstens ein Danck- und Erinnrungs-Opfer schencken!
Denn
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Und dadurch, an ſtat des Dancks, welchen ſie fuͤr Deine Guͤte, Bey ſo offt verſpuͤrtem Segen, mit bewunderndem Gemuͤthe, Dir, o groſſer Geber, ſchuldig; noch ihr murren zu ver- mehren. Laß mich auf ihr nuͤtzlichs Werck, das dem menſchlichen Geſchlecht Noͤthiger, als alle Wercke, mit Vernunft und Freuden achten, Und beym pfluͤgen, ſaͤen, maͤhen, Deine weiſe Macht be- trachten; Bald in ſuͤſſen Huͤlſen-Fruͤchten, bald im Graſe, bald im Heu, Jm Getraid’ und in dem Obſt, wie Dein Seegen taͤglich neu, Mit vergnuͤgtem Sinn bewundern, und, mit hoͤchſt-erfreu- ter Seelen, Bald in Worten, bald in Schriften, Deiner Wunder Meng’ erzehlen.
HERR! wer kann nach Wuͤrden ruͤhmen, wie im ab- gewichnen Jahr Deine Gnad an allen Orten ſo gar uͤberſchwenglich war! Solche Fruchtbarkeit in allen haſt du uns erleben laſſen, Daß ſo Scheunen, als auch Boͤden, unſrer Felder Fruͤcht’ zu faſſen, Uberall zu klein geweſen. Keiner lebet, der den Preis Des Getraides ſich ſo wolfeil iemahls zu erinnern weiß. Korn, wovon wol einſt die Laſt hundert funfzig Thaler galt, Kauffte man fuͤr acht und zwantzig. Laß uns HERR daran gedencken, Und Dir wenigſtens ein Danck- und Erinnrungs-Opfer ſchencken!
Denn
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Und dadurch, an ſtat des Dancks, welchen ſie fuͤr Deine
Guͤte,
Bey ſo offt verſpuͤrtem Segen, mit bewunderndem Gemuͤthe,
Dir, o groſſer Geber, ſchuldig; noch ihr murren zu ver-
mehren.
Laß mich auf ihr nuͤtzlichs Werck, das dem menſchlichen
Geſchlecht
Noͤthiger, als alle Wercke, mit Vernunft und Freuden
achten,
Und beym pfluͤgen, ſaͤen, maͤhen, Deine weiſe Macht be-
trachten;
Bald in ſuͤſſen Huͤlſen-Fruͤchten, bald im Graſe, bald im
Heu,
Jm Getraid’ und in dem Obſt, wie Dein Seegen taͤglich neu,
Mit vergnuͤgtem Sinn bewundern, und, mit hoͤchſt-erfreu-
ter Seelen,
Bald in Worten, bald in Schriften, Deiner Wunder Meng’
erzehlen.
HERR! wer kann nach Wuͤrden ruͤhmen, wie im ab-
gewichnen Jahr
Deine Gnad an allen Orten ſo gar uͤberſchwenglich war!
Solche Fruchtbarkeit in allen haſt du uns erleben laſſen,
Daß ſo Scheunen, als auch Boͤden, unſrer Felder Fruͤcht’ zu
faſſen,
Uberall zu klein geweſen. Keiner lebet, der den Preis
Des Getraides ſich ſo wolfeil iemahls zu erinnern weiß.
Korn, wovon wol einſt die Laſt hundert funfzig Thaler
galt,
Kauffte man fuͤr acht und zwantzig. Laß uns HERR
daran gedencken,
Und Dir wenigſtens ein Danck- und Erinnrungs-Opfer
ſchencken!
Denn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/521>, abgerufen am 01.11.2024.
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