Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Wann ich auch in diesem Jahr mit dem Richter-Ampt im Lande Auf das neu beleget werde, wollest Du zu solchem Stande Deine Gnad aufs neu verleihen; Licht und Recht aufs neu gewähren: Weil auch dort viel tausend Seelen Hülff' und Recht von mir begehren. Laß mich, dort sowol, als hier, mein Gewissen nicht be- schweren! Laß mich nicht mich übereilen! laß mich beide Theile hören Laß kein Feur der Leidenschaft mich im überlegen stören! Gieb, daß ich mich meines Ampts, das mir bloß von Dir ge- geben, Zu der Unterthanen Besten, ja nicht überheben mag! Laß mich Geitz und Hochmuth fliehen! und vernünftgen Uberschlag So mit Billigkeit, als Recht, stets zu machen, mich bestre- ben. Ja es flösse Deine Furcht mir die Wahrheit öffters ein: Daß nicht Edle nur, und Bürger, auch die Bauren Men- schen seyn! Jhre harte Lebens-Art, die sie, uns zum besten, führen, Und wovon nur wir die Früchte heben, und den Nutzen spüren, Laß mich mehr dahin vermögen, (wenn ich kann) in allen Sachen, Jhre Bürde minder schwer, und ihr Leben leicht zu machen, Als durch gar zu grosse Strenge, sie noch härter zu beschwe- ren, Und
Wann ich auch in dieſem Jahr mit dem Richter-Ampt im Lande Auf das neu beleget werde, wolleſt Du zu ſolchem Stande Deine Gnad aufs neu verleihen; Licht und Recht aufs neu gewaͤhren: Weil auch dort viel tauſend Seelen Huͤlff’ und Recht von mir begehren. Laß mich, dort ſowol, als hier, mein Gewiſſen nicht be- ſchweren! Laß mich nicht mich uͤbereilen! laß mich beide Theile hoͤren Laß kein Feur der Leidenſchaft mich im uͤberlegen ſtoͤren! Gieb, daß ich mich meines Ampts, das mir bloß von Dir ge- geben, Zu der Unterthanen Beſten, ja nicht uͤberheben mag! Laß mich Geitz und Hochmuth fliehen! und vernuͤnftgen Uberſchlag So mit Billigkeit, als Recht, ſtets zu machen, mich beſtre- ben. Ja es floͤſſe Deine Furcht mir die Wahrheit oͤffters ein: Daß nicht Edle nur, und Buͤrger, auch die Bauren Men- ſchen ſeyn! Jhre harte Lebens-Art, die ſie, uns zum beſten, fuͤhren, Und wovon nur wir die Fruͤchte heben, und den Nutzen ſpuͤren, Laß mich mehr dahin vermoͤgen, (wenn ich kann) in allen Sachen, Jhre Buͤrde minder ſchwer, und ihr Leben leicht zu machen, Als durch gar zu groſſe Strenge, ſie noch haͤrter zu beſchwe- ren, Und
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Und erſuche, Demuths-voll, bey ſo vielen, noch die Gabe:
Daß ich dieſe Deine Gnade Lebenslang vor Augen habe.
Wann ich auch in dieſem Jahr mit dem Richter-Ampt
im Lande
Auf das neu beleget werde, wolleſt Du zu ſolchem Stande
Deine Gnad aufs neu verleihen; Licht und Recht aufs neu
gewaͤhren:
Weil auch dort viel tauſend Seelen Huͤlff’ und Recht von
mir begehren.
Laß mich, dort ſowol, als hier, mein Gewiſſen nicht be-
ſchweren!
Laß mich nicht mich uͤbereilen! laß mich beide Theile hoͤren
Laß kein Feur der Leidenſchaft mich im uͤberlegen ſtoͤren!
Gieb, daß ich mich meines Ampts, das mir bloß von Dir ge-
geben,
Zu der Unterthanen Beſten, ja nicht uͤberheben mag!
Laß mich Geitz und Hochmuth fliehen! und vernuͤnftgen
Uberſchlag
So mit Billigkeit, als Recht, ſtets zu machen, mich beſtre-
ben.
Ja es floͤſſe Deine Furcht mir die Wahrheit oͤffters ein:
Daß nicht Edle nur, und Buͤrger, auch die Bauren Men-
ſchen ſeyn!
Jhre harte Lebens-Art, die ſie, uns zum beſten, fuͤhren,
Und wovon nur wir die Fruͤchte heben, und den Nutzen
ſpuͤren,
Laß mich mehr dahin vermoͤgen, (wenn ich kann) in allen
Sachen,
Jhre Buͤrde minder ſchwer, und ihr Leben leicht zu machen,
Als durch gar zu groſſe Strenge, ſie noch haͤrter zu beſchwe-
ren,
Und
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