Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Die zwey Richter-Jahre sind mehrentheils, GOTT Lob! dahin. HERR! wie froh ist meine Seele! wie vergnüget sich mein Sinn! Durch das Strudel-reiche Meer ungestümer Rechts-Ge- schäffte Schifft' ich sonder Sturm und Wetter, sonder scheitern, glücklich hin. Wer regierete das Steuer, wer verliehe mir die Kräffte? Und wer zähmete die Winde anders, als Du HErr allein? Wer sollt anders denn von mir, für so sonderbare Gnade, Als Du Schöpfer und Regierer aller Ding', erhoben seyn? Ja mein GOTT, ich dancke Dir, da ich mich der Last entlade. Jch verehr', in tieffer Demuth, Deine Weisheit, Lieb und Macht, Nehme Deine weise Führung, mit gerührter Seel', in Acht, Jn dem Richter-Ampt sowol, als im gantzen Lebens-Lauff, Opfre, was ich Guts gethan, Dir mit Freuden danckbar auf, Flehe Dich, üm aller Fehler gnädige Vergebung an, Der ich mich sowol erinnern, als auch nicht erinnern kann: Und H h 4
Die zwey Richter-Jahre ſind mehrentheils, GOTT Lob! dahin. HERR! wie froh iſt meine Seele! wie vergnuͤget ſich mein Sinn! Durch das Strudel-reiche Meer ungeſtuͤmer Rechts-Ge- ſchaͤffte Schifft’ ich ſonder Sturm und Wetter, ſonder ſcheitern, gluͤcklich hin. Wer regierete das Steuer, wer verliehe mir die Kraͤffte? Und wer zaͤhmete die Winde anders, als Du HErr allein? Wer ſollt anders denn von mir, fuͤr ſo ſonderbare Gnade, Als Du Schoͤpfer und Regierer aller Ding’, erhoben ſeyn? Ja mein GOTT, ich dancke Dir, da ich mich der Laſt entlade. Jch verehr’, in tieffer Demuth, Deine Weisheit, Lieb und Macht, Nehme Deine weiſe Fuͤhrung, mit geruͤhrter Seel’, in Acht, Jn dem Richter-Ampt ſowol, als im gantzen Lebens-Lauff, Opfre, was ich Guts gethan, Dir mit Freuden danckbar auf, Flehe Dich, uͤm aller Fehler gnaͤdige Vergebung an, Der ich mich ſowol erinnern, als auch nicht erinnern kann: Und H h 4
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Ja, daß ich, durch Deine Gunſt,
Jn der letzten Feuers-Brunſt
Jn dem Stande bin geweſen, wehrtes Hamburg, dir zu nuͤtzen,
Und an Wehrt viel hundert tauſend fuͤr des Feuers Wuth
zu ſchuͤtzen,
Jſt Dir, HERR, nur zuzuſchreiben, daß Du in der duncklen
Nacht
Vielen, Gut und Blut zu retten, mich zum Werckzeug haſt
gemacht.
Die zwey Richter-Jahre ſind mehrentheils, GOTT
Lob! dahin.
HERR! wie froh iſt meine Seele! wie vergnuͤget ſich
mein Sinn!
Durch das Strudel-reiche Meer ungeſtuͤmer Rechts-Ge-
ſchaͤffte
Schifft’ ich ſonder Sturm und Wetter, ſonder ſcheitern,
gluͤcklich hin.
Wer regierete das Steuer, wer verliehe mir die Kraͤffte?
Und wer zaͤhmete die Winde anders, als Du HErr allein?
Wer ſollt anders denn von mir, fuͤr ſo ſonderbare Gnade,
Als Du Schoͤpfer und Regierer aller Ding’, erhoben ſeyn?
Ja mein GOTT, ich dancke Dir, da ich mich der Laſt
entlade.
Jch verehr’, in tieffer Demuth, Deine Weisheit, Lieb und
Macht,
Nehme Deine weiſe Fuͤhrung, mit geruͤhrter Seel’, in Acht,
Jn dem Richter-Ampt ſowol, als im gantzen Lebens-Lauff,
Opfre, was ich Guts gethan, Dir mit Freuden danckbar auf,
Flehe Dich, uͤm aller Fehler gnaͤdige Vergebung an,
Der ich mich ſowol erinnern, als auch nicht erinnern kann:
Und
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