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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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bey dem 1731. Jahrs-Wechsel betrachtet.

Wunderbar durch GOTT vereinet, vor sein Seelen-Auge
stellt;

Welche theils in steter Ruhe, theils in nimmer stiller Eile,
Nach des Schöpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer-
mehr verneinen,

Daß, üm solche schöne Welt', aus denselben zu vereinen,
Und beständig zu erhalten, einige Natur-Gesetze
Nicht verhanden sollten seyn. Denn, wenn sie von unge-
fehr,

Sonder Regel, sich bewegten, flögen, schwärmten und sich
drehten;

Gleichsam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein-
tem Heer,

Starck in einen Hauffen Staub bliesen, schnaufften, lärm-
ten, wehten;

Würde, durch ein solches wildes Maaß- und Regel-loses
rennen,

Nichts, als äusserste Verwirrung, kommen und entstehen
können.

Um nun auch in dieser Ordnung, einer Ordnung nachzu-
gehn;

Wollen wir zuerst die Krafft aneinander fest zu hangen,
Die besondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, besehn.

Sehn wir Erd' und Himmels-Cörper, sehen wir der
Sonnen prangen,

Sehn wir Menschen, Thier' und Pflantzen, Wasser, Holtz,
Metall und Stein;

Müssen wir, mit Recht, bewundern, daß so viel und manche
Theile

Sich darin so fest verbinden, und so starck vereinet seyn;
Ob-

bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.

Wunderbar durch GOTT vereinet, vor ſein Seelen-Auge
ſtellt;

Welche theils in ſteter Ruhe, theils in nimmer ſtiller Eile,
Nach des Schoͤpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer-
mehr verneinen,

Daß, uͤm ſolche ſchoͤne Welt’, aus denſelben zu vereinen,
Und beſtaͤndig zu erhalten, einige Natur-Geſetze
Nicht verhanden ſollten ſeyn. Denn, wenn ſie von unge-
fehr,

Sonder Regel, ſich bewegten, floͤgen, ſchwaͤrmten und ſich
drehten;

Gleichſam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein-
tem Heer,

Starck in einen Hauffen Staub blieſen, ſchnaufften, laͤrm-
ten, wehten;

Wuͤrde, durch ein ſolches wildes Maaß- und Regel-loſes
rennen,

Nichts, als aͤuſſerſte Verwirrung, kommen und entſtehen
koͤnnen.

Um nun auch in dieſer Ordnung, einer Ordnung nachzu-
gehn;

Wollen wir zuerſt die Krafft aneinander feſt zu hangen,
Die beſondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, beſehn.

Sehn wir Erd’ und Himmels-Coͤrper, ſehen wir der
Sonnen prangen,

Sehn wir Menſchen, Thier’ und Pflantzen, Waſſer, Holtz,
Metall und Stein;

Muͤſſen wir, mit Recht, bewundern, daß ſo viel und manche
Theile

Sich darin ſo feſt verbinden, und ſo ſtarck vereinet ſeyn;
Ob-
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[495/0527] bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet. Wunderbar durch GOTT vereinet, vor ſein Seelen-Auge ſtellt; Welche theils in ſteter Ruhe, theils in nimmer ſtiller Eile, Nach des Schoͤpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer- mehr verneinen, Daß, uͤm ſolche ſchoͤne Welt’, aus denſelben zu vereinen, Und beſtaͤndig zu erhalten, einige Natur-Geſetze Nicht verhanden ſollten ſeyn. Denn, wenn ſie von unge- fehr, Sonder Regel, ſich bewegten, floͤgen, ſchwaͤrmten und ſich drehten; Gleichſam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein- tem Heer, Starck in einen Hauffen Staub blieſen, ſchnaufften, laͤrm- ten, wehten; Wuͤrde, durch ein ſolches wildes Maaß- und Regel-loſes rennen, Nichts, als aͤuſſerſte Verwirrung, kommen und entſtehen koͤnnen. Um nun auch in dieſer Ordnung, einer Ordnung nachzu- gehn; Wollen wir zuerſt die Krafft aneinander feſt zu hangen, Die beſondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, beſehn. Sehn wir Erd’ und Himmels-Coͤrper, ſehen wir der Sonnen prangen, Sehn wir Menſchen, Thier’ und Pflantzen, Waſſer, Holtz, Metall und Stein; Muͤſſen wir, mit Recht, bewundern, daß ſo viel und manche Theile Sich darin ſo feſt verbinden, und ſo ſtarck vereinet ſeyn; Ob-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/527>, abgerufen am 31.10.2024.