Wunderbar durch GOTT vereinet, vor sein Seelen-Auge stellt; Welche theils in steter Ruhe, theils in nimmer stiller Eile, Nach des Schöpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer- mehr verneinen, Daß, üm solche schöne Welt', aus denselben zu vereinen, Und beständig zu erhalten, einige Natur-Gesetze Nicht verhanden sollten seyn. Denn, wenn sie von unge- fehr, Sonder Regel, sich bewegten, flögen, schwärmten und sich drehten; Gleichsam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein- tem Heer, Starck in einen Hauffen Staub bliesen, schnaufften, lärm- ten, wehten; Würde, durch ein solches wildes Maaß- und Regel-loses rennen, Nichts, als äusserste Verwirrung, kommen und entstehen können. Um nun auch in dieser Ordnung, einer Ordnung nachzu- gehn; Wollen wir zuerst die Krafft aneinander fest zu hangen, Die besondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, besehn.
Sehn wir Erd' und Himmels-Cörper, sehen wir der Sonnen prangen, Sehn wir Menschen, Thier' und Pflantzen, Wasser, Holtz, Metall und Stein; Müssen wir, mit Recht, bewundern, daß so viel und manche Theile Sich darin so fest verbinden, und so starck vereinet seyn;
Ob-
bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Wunderbar durch GOTT vereinet, vor ſein Seelen-Auge ſtellt; Welche theils in ſteter Ruhe, theils in nimmer ſtiller Eile, Nach des Schoͤpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer- mehr verneinen, Daß, uͤm ſolche ſchoͤne Welt’, aus denſelben zu vereinen, Und beſtaͤndig zu erhalten, einige Natur-Geſetze Nicht verhanden ſollten ſeyn. Denn, wenn ſie von unge- fehr, Sonder Regel, ſich bewegten, floͤgen, ſchwaͤrmten und ſich drehten; Gleichſam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein- tem Heer, Starck in einen Hauffen Staub blieſen, ſchnaufften, laͤrm- ten, wehten; Wuͤrde, durch ein ſolches wildes Maaß- und Regel-loſes rennen, Nichts, als aͤuſſerſte Verwirrung, kommen und entſtehen koͤnnen. Um nun auch in dieſer Ordnung, einer Ordnung nachzu- gehn; Wollen wir zuerſt die Krafft aneinander feſt zu hangen, Die beſondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, beſehn.
Sehn wir Erd’ und Himmels-Coͤrper, ſehen wir der Sonnen prangen, Sehn wir Menſchen, Thier’ und Pflantzen, Waſſer, Holtz, Metall und Stein; Muͤſſen wir, mit Recht, bewundern, daß ſo viel und manche Theile Sich darin ſo feſt verbinden, und ſo ſtarck vereinet ſeyn;
Ob-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="7"><l><pbfacs="#f0527"n="495"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.</hi></fw></l><lb/><l>Wunderbar durch GOTT vereinet, vor ſein Seelen-Auge<lb/><hirendition="#et">ſtellt;</hi></l><lb/><l>Welche theils in ſteter Ruhe, theils in nimmer ſtiller Eile,</l><lb/><l>Nach des Schoͤpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer-<lb/><hirendition="#et">mehr verneinen,</hi></l><lb/><l>Daß, uͤm ſolche ſchoͤne Welt’, aus denſelben zu vereinen,</l><lb/><l>Und beſtaͤndig zu erhalten, einige Natur-Geſetze</l><lb/><l>Nicht verhanden ſollten ſeyn. Denn, wenn ſie von unge-<lb/><hirendition="#et">fehr,</hi></l><lb/><l>Sonder Regel, ſich bewegten, floͤgen, ſchwaͤrmten und ſich<lb/><hirendition="#et">drehten;</hi></l><lb/><l>Gleichſam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein-<lb/><hirendition="#et">tem Heer,</hi></l><lb/><l>Starck in einen Hauffen Staub blieſen, ſchnaufften, laͤrm-<lb/><hirendition="#et">ten, wehten;</hi></l><lb/><l>Wuͤrde, durch ein ſolches wildes Maaß- und Regel-loſes<lb/><hirendition="#et">rennen,</hi></l><lb/><l>Nichts, als aͤuſſerſte Verwirrung, kommen und entſtehen<lb/><hirendition="#et">koͤnnen.</hi></l><lb/><l>Um nun auch in dieſer Ordnung, einer Ordnung nachzu-<lb/><hirendition="#et">gehn;</hi></l><lb/><l>Wollen wir zuerſt die Krafft aneinander feſt zu hangen,</l><lb/><l>Die beſondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, beſehn.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Sehn wir Erd’ und Himmels-Coͤrper, ſehen wir der<lb/><hirendition="#et">Sonnen prangen,</hi></l><lb/><l>Sehn wir Menſchen, Thier’ und Pflantzen, Waſſer, Holtz,<lb/><hirendition="#et">Metall und Stein;</hi></l><lb/><l>Muͤſſen wir, mit Recht, bewundern, daß ſo viel und manche<lb/><hirendition="#et">Theile</hi></l><lb/><l>Sich darin ſo feſt verbinden, und ſo ſtarck vereinet ſeyn;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ob-</fw><lb/></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[495/0527]
bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Wunderbar durch GOTT vereinet, vor ſein Seelen-Auge
ſtellt;
Welche theils in ſteter Ruhe, theils in nimmer ſtiller Eile,
Nach des Schoͤpfers Ordnung wircken; wird wol nimmer-
mehr verneinen,
Daß, uͤm ſolche ſchoͤne Welt’, aus denſelben zu vereinen,
Und beſtaͤndig zu erhalten, einige Natur-Geſetze
Nicht verhanden ſollten ſeyn. Denn, wenn ſie von unge-
fehr,
Sonder Regel, ſich bewegten, floͤgen, ſchwaͤrmten und ſich
drehten;
Gleichſam als wenn viele Winde, mit zum Kampf verein-
tem Heer,
Starck in einen Hauffen Staub blieſen, ſchnaufften, laͤrm-
ten, wehten;
Wuͤrde, durch ein ſolches wildes Maaß- und Regel-loſes
rennen,
Nichts, als aͤuſſerſte Verwirrung, kommen und entſtehen
koͤnnen.
Um nun auch in dieſer Ordnung, einer Ordnung nachzu-
gehn;
Wollen wir zuerſt die Krafft aneinander feſt zu hangen,
Die beſondre Wunder wirckt, mit Verwunderung, beſehn.
Sehn wir Erd’ und Himmels-Coͤrper, ſehen wir der
Sonnen prangen,
Sehn wir Menſchen, Thier’ und Pflantzen, Waſſer, Holtz,
Metall und Stein;
Muͤſſen wir, mit Recht, bewundern, daß ſo viel und manche
Theile
Sich darin ſo feſt verbinden, und ſo ſtarck vereinet ſeyn;
Ob-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/527>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.