Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Sieht man nicht, in solcher Bindung, die aus Theilchen sonder Zahl, So bewunderns-wehrt vereint, in so ordentlichen Grentzen Und so Regel-recht besteht; einen hellen Weisheits-Strahl Einer unumschränckten Allmacht allenthalben herrlich gläntzen? Wenn ein zierliches Gebäude, bloß aus Holtz, aus Kalck und Stein, Ordentlich errichtet ist; nimmt uns dessen Kunst und wissen, Der den Bau so wol gesüget, billig mit Verwundrung ein: Wie vielmehr wird Dessen Weisheit hier nicht zu verehren seyn Durch Den Millionen Theilchen sich so richtig fügen müssen, Und zwar so, daß einige sich so starck und fest vereinen, Wie im Marmor und Metall, in Porphir und Kieselsteinen; Daß, fast mit der grössten Macht, wir dieselbigen kaum trennen, Ja durchs Feuers Krafft so gar selbige kaum scheiden kön- nen. Aber, mehr noch, als die Härte, und der Bindung feste Krafft, Jst bey diesem zu bewundern der Verändrung Eigenschaft, Da, in Millionen Cörpern, auf fast ungezehlte Art, Diese Krafft der Theilchen Menge fügt, und so verschiedlich paart. Welches denn ein solches Wunder, und so grosse Weisheit zeiget, Daß es aller Menschen Witz und Gedancken übersteiget. Wären
Sieht man nicht, in ſolcher Bindung, die aus Theilchen ſonder Zahl, So bewunderns-wehrt vereint, in ſo ordentlichen Grentzen Und ſo Regel-recht beſteht; einen hellen Weisheits-Strahl Einer unumſchraͤnckten Allmacht allenthalben herrlich glaͤntzen? Wenn ein zierliches Gebaͤude, bloß aus Holtz, aus Kalck und Stein, Ordentlich errichtet iſt; nimmt uns deſſen Kunſt und wiſſen, Der den Bau ſo wol geſuͤget, billig mit Verwundrung ein: Wie vielmehr wird Deſſen Weisheit hier nicht zu verehren ſeyn Durch Den Millionen Theilchen ſich ſo richtig fuͤgen muͤſſen, Und zwar ſo, daß einige ſich ſo ſtarck und feſt vereinen, Wie im Marmor und Metall, in Porphir und Kieſelſteinen; Daß, faſt mit der groͤſſten Macht, wir dieſelbigen kaum trennen, Ja durchs Feuers Krafft ſo gar ſelbige kaum ſcheiden koͤn- nen. Aber, mehr noch, als die Haͤrte, und der Bindung feſte Krafft, Jſt bey dieſem zu bewundern der Veraͤndrung Eigenſchaft, Da, in Millionen Coͤrpern, auf faſt ungezehlte Art, Dieſe Krafft der Theilchen Menge fuͤgt, und ſo verſchiedlich paart. Welches denn ein ſolches Wunder, und ſo groſſe Weisheit zeiget, Daß es aller Menſchen Witz und Gedancken uͤberſteiget. Waͤren
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Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Obgleich alles, an den Coͤrpern, mit ſo groſſem Unterſcheid,
Auf undencklich weiſe Weiſe, ſich vereinet, ſich vermenget,
Und, auf ungezehlte Art, Ordnung, Maaß und Zierlichkeit,
So zum Nutzen als Ergetzen, wunderbar zuſammen haͤnget.
Sieht man nicht, in ſolcher Bindung, die aus Theilchen
ſonder Zahl,
So bewunderns-wehrt vereint, in ſo ordentlichen Grentzen
Und ſo Regel-recht beſteht; einen hellen Weisheits-Strahl
Einer unumſchraͤnckten Allmacht allenthalben herrlich
glaͤntzen?
Wenn ein zierliches Gebaͤude, bloß aus Holtz, aus
Kalck und Stein,
Ordentlich errichtet iſt; nimmt uns deſſen Kunſt und wiſſen,
Der den Bau ſo wol geſuͤget, billig mit Verwundrung ein:
Wie vielmehr wird Deſſen Weisheit hier nicht zu verehren
ſeyn
Durch Den Millionen Theilchen ſich ſo richtig fuͤgen muͤſſen,
Und zwar ſo, daß einige ſich ſo ſtarck und feſt vereinen,
Wie im Marmor und Metall, in Porphir und Kieſelſteinen;
Daß, faſt mit der groͤſſten Macht, wir dieſelbigen kaum
trennen,
Ja durchs Feuers Krafft ſo gar ſelbige kaum ſcheiden koͤn-
nen.
Aber, mehr noch, als die Haͤrte, und der Bindung feſte
Krafft,
Jſt bey dieſem zu bewundern der Veraͤndrung Eigenſchaft,
Da, in Millionen Coͤrpern, auf faſt ungezehlte Art,
Dieſe Krafft der Theilchen Menge fuͤgt, und ſo verſchiedlich
paart.
Welches denn ein ſolches Wunder, und ſo groſſe Weisheit
zeiget,
Daß es aller Menſchen Witz und Gedancken uͤberſteiget.
Waͤren
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