Wie es des Magnet-Steins Theilchen, wenn sie durch ein Glas gleich gehn, Jn nicht unterbrochnem Gange, in den regen Kreisen sehn, Und zugleich bewundern lassen. Was sonst übrigens für Theile in den kleinen Theilen stecken, Können uns des Büchsen-Pulvers kleine Theil' allein ent- decken. Müsten solcher ungezehlten Millionen Theilchen Menge, Die so unbegreifflich klein, durch ein stetiges Gedrenge Nicht vermischet und verwirret, und dadurch Lufft, Meer und Erden Ein unnützer grober Klump, ein verwirrtes Chaos werden? Wenn nicht eine weise Führung, wenn kein Göttlicher Ver- stand Die unzehlbar kleinen Theilchen der Materie regierte, Und sie, mit besondrer Absicht, nützlich und in Ordnung führte? Also wird, auch aus dem kleinen, Deine Gröss', o HERR, bekannt. Denn weit minder, als die Theile von dem prächtigsten Pallast, Ohne daß von Menschen Händen sie gemessen, angepasst, Und so nett gefüget werden, von sich selber hier sich trennen, Dort sich wieder, nach der Ordnung, und der Richtschnur, fügen können; Minder, sag' ich, ist es möglich, daß, von der Materie, Solcher Millionen Menge von sich selbst zusammen geh, Von sich selbst zusammen bleibe, von sich selber sich entbinde, Und doch eine kluge Bindung von sich selber wieder finde.
Wer könnt' anders, als die Gottheit, solche Theil' in Ordnung halten?
Daß
K k
bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Wie es des Magnet-Steins Theilchen, wenn ſie durch ein Glas gleich gehn, Jn nicht unterbrochnem Gange, in den regen Kreiſen ſehn, Und zugleich bewundern laſſen. Was ſonſt uͤbrigens fuͤr Theile in den kleinen Theilen ſtecken, Koͤnnen uns des Buͤchſen-Pulvers kleine Theil’ allein ent- decken. Muͤſten ſolcher ungezehlten Millionen Theilchen Menge, Die ſo unbegreifflich klein, durch ein ſtetiges Gedrenge Nicht vermiſchet und verwirret, und dadurch Lufft, Meer und Erden Ein unnuͤtzer grober Klump, ein verwirrtes Chaos werden? Wenn nicht eine weiſe Fuͤhrung, wenn kein Goͤttlicher Ver- ſtand Die unzehlbar kleinen Theilchen der Materie regierte, Und ſie, mit beſondrer Abſicht, nuͤtzlich und in Ordnung fuͤhrte? Alſo wird, auch aus dem kleinen, Deine Groͤſſ’, o HERR, bekannt. Denn weit minder, als die Theile von dem praͤchtigſten Pallaſt, Ohne daß von Menſchen Haͤnden ſie gemeſſen, angepaſſt, Und ſo nett gefuͤget werden, von ſich ſelber hier ſich trennen, Dort ſich wieder, nach der Ordnung, und der Richtſchnur, fuͤgen koͤnnen; Minder, ſag’ ich, iſt es moͤglich, daß, von der Materie, Solcher Millionen Menge von ſich ſelbſt zuſammen geh, Von ſich ſelbſt zuſammen bleibe, von ſich ſelber ſich entbinde, Und doch eine kluge Bindung von ſich ſelber wieder finde.
Wer koͤnnt’ anders, als die Gottheit, ſolche Theil’ in Ordnung halten?
Daß
K k
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bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
Wie es des Magnet-Steins Theilchen, wenn ſie durch ein
Glas gleich gehn,
Jn nicht unterbrochnem Gange, in den regen Kreiſen ſehn,
Und zugleich bewundern laſſen.
Was ſonſt uͤbrigens fuͤr Theile in den kleinen Theilen ſtecken,
Koͤnnen uns des Buͤchſen-Pulvers kleine Theil’ allein ent-
decken.
Muͤſten ſolcher ungezehlten Millionen Theilchen Menge,
Die ſo unbegreifflich klein, durch ein ſtetiges Gedrenge
Nicht vermiſchet und verwirret, und dadurch Lufft, Meer
und Erden
Ein unnuͤtzer grober Klump, ein verwirrtes Chaos werden?
Wenn nicht eine weiſe Fuͤhrung, wenn kein Goͤttlicher Ver-
ſtand
Die unzehlbar kleinen Theilchen der Materie regierte,
Und ſie, mit beſondrer Abſicht, nuͤtzlich und in Ordnung
fuͤhrte?
Alſo wird, auch aus dem kleinen, Deine Groͤſſ’, o HERR,
bekannt.
Denn weit minder, als die Theile von dem praͤchtigſten
Pallaſt,
Ohne daß von Menſchen Haͤnden ſie gemeſſen, angepaſſt,
Und ſo nett gefuͤget werden, von ſich ſelber hier ſich trennen,
Dort ſich wieder, nach der Ordnung, und der Richtſchnur,
fuͤgen koͤnnen;
Minder, ſag’ ich, iſt es moͤglich, daß, von der Materie,
Solcher Millionen Menge von ſich ſelbſt zuſammen geh,
Von ſich ſelbſt zuſammen bleibe, von ſich ſelber ſich entbinde,
Und doch eine kluge Bindung von ſich ſelber wieder finde.
Wer koͤnnt’ anders, als die Gottheit, ſolche Theil’ in
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/545>, abgerufen am 01.11.2024.
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