Lob-Lied des Schöpfers aus dem Munde der Creaturen.
Mich deucht, daß ich von Erd' und Meer, Dir, Schöpfer der Natur, zur Ehr' Ein unaufhörlichs Jauchzen hör'. Es läßt die Flut sein Lob in hellem Rauschen schallen, Jhn loben, in der Still', in sanftem Ton, die Seen, Sanft murmelnd jeder Bach. Thau, Nebel, Reif erhöhen Jm Steigen seinen Ruhm, lobsingen ihm im Fallen. Es rühmen seine Macht Blitz, Donner, Wolcken, Winde, Jm starcken Brausen bald, bald lispelnd und gelinde. Hört, wie zu seiner Ehr', die Schaar der Vögel singt, Wie alles, was man hört, wie alles, was man sieht, Auf seine Weise, den, aus welchem es entspringt, Stets zu verherrlichen, zu loben sich bemüht. Soll denn, o Mensch, von dir allein Der Schöpfer, der dir doch so gnädig sich erwiesen, Nicht auch gerühmet und gepriesen Ja nicht einmahl empfunden seyn! Ach fass' in der gerührten Brust Der Seelen Kräfte doch zusammen, Entzünde doch in dir der Andacht Flammen Und lobe GOtt in deiner Lust!
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Him-
Lob-Lied des Schoͤpfers aus dem Munde der Creaturen.
Mich deucht, daß ich von Erd’ und Meer, Dir, Schoͤpfer der Natur, zur Ehr’ Ein unaufhoͤrlichs Jauchzen hoͤr’. Es laͤßt die Flut ſein Lob in hellem Rauſchen ſchallen, Jhn loben, in der Still’, in ſanftem Ton, die Seen, Sanft murmelnd jeder Bach. Thau, Nebel, Reif erhoͤhen Jm Steigen ſeinen Ruhm, lobſingen ihm im Fallen. Es ruͤhmen ſeine Macht Blitz, Donner, Wolcken, Winde, Jm ſtarcken Brauſen bald, bald liſpelnd und gelinde. Hoͤrt, wie zu ſeiner Ehr’, die Schaar der Voͤgel ſingt, Wie alles, was man hoͤrt, wie alles, was man ſieht, Auf ſeine Weiſe, den, aus welchem es entſpringt, Stets zu verherrlichen, zu loben ſich bemuͤht. Soll denn, o Menſch, von dir allein Der Schoͤpfer, der dir doch ſo gnaͤdig ſich erwieſen, Nicht auch geruͤhmet und geprieſen Ja nicht einmahl empfunden ſeyn! Ach faſſ’ in der geruͤhrten Bruſt Der Seelen Kraͤfte doch zuſammen, Entzuͤnde doch in dir der Andacht Flammen Und lobe GOtt in deiner Luſt!
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Lob-Lied des Schoͤpfers aus dem
Munde der Creaturen.
Mich deucht, daß ich von Erd’ und Meer,
Dir, Schoͤpfer der Natur, zur Ehr’
Ein unaufhoͤrlichs Jauchzen hoͤr’.
Es laͤßt die Flut ſein Lob in hellem Rauſchen ſchallen,
Jhn loben, in der Still’, in ſanftem Ton, die Seen,
Sanft murmelnd jeder Bach. Thau, Nebel, Reif erhoͤhen
Jm Steigen ſeinen Ruhm, lobſingen ihm im Fallen.
Es ruͤhmen ſeine Macht Blitz, Donner, Wolcken, Winde,
Jm ſtarcken Brauſen bald, bald liſpelnd und gelinde.
Hoͤrt, wie zu ſeiner Ehr’, die Schaar der Voͤgel ſingt,
Wie alles, was man hoͤrt, wie alles, was man ſieht,
Auf ſeine Weiſe, den, aus welchem es entſpringt,
Stets zu verherrlichen, zu loben ſich bemuͤht.
Soll denn, o Menſch, von dir allein
Der Schoͤpfer, der dir doch ſo gnaͤdig ſich erwieſen,
Nicht auch geruͤhmet und geprieſen
Ja nicht einmahl empfunden ſeyn!
Ach faſſ’ in der geruͤhrten Bruſt
Der Seelen Kraͤfte doch zuſammen,
Entzuͤnde doch in dir der Andacht Flammen
Und lobe GOtt in deiner Luſt!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/142>, abgerufen am 16.02.2025.
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