Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Belehrendes Gleichniß. Und er erlaubet' etwann Zween Des Pallasts Herrlichkeit zu sehen; Der eine nun bewunderte die Pracht, Vergnügte sich, er säh' bald vorwerts, bald zurück, Es gäb', auf jeden Schritt, sein aufgeräumter Blick Mit frohen Minen zu verstehn, Wie er die Weisheit und die Macht Des Herrn, der alles Wunder-schön Geordnet und erbaut, nicht oft gnug zu erwegen, Nicht gnug zu schätzen, zu verehren, Noch zu erhöhen wüst', der andere hingegen Säh' immer unter sich; Pracht, Ordnung, Glantz und Schein Mit allem Reitz, nähm' seinen Blick nicht ein, Als den er blos allein Beschäftigt', um ein wenig Sand, Der auf dem Boden gläntzt, zu suchen, und die Hand Jhn aufzuheben, auszustrecken Und ihn bey Kleinigkeiten einzustecken, Ob es ihm gleich nicht unbekannt, Daß man, beym Ausgang ihm, von dieser seiner Bürde, Nicht das geringste lassen würde: Sprich du nun selber, wessen Weise, Den schönen Pallast durchzugehn, Gereicht von beiden doch am meisten dem zum Preise, Der ihn so herrlich auferbauet? Auf J 2
Belehrendes Gleichniß. Und er erlaubet’ etwann Zween Des Pallaſts Herrlichkeit zu ſehen; Der eine nun bewunderte die Pracht, Vergnuͤgte ſich, er ſaͤh’ bald vorwerts, bald zuruͤck, Es gaͤb’, auf jeden Schritt, ſein aufgeraͤumter Blick Mit frohen Minen zu verſtehn, Wie er die Weisheit und die Macht Des Herrn, der alles Wunder-ſchoͤn Geordnet und erbaut, nicht oft gnug zu erwegen, Nicht gnug zu ſchaͤtzen, zu verehren, Noch zu erhoͤhen wuͤſt’, der andere hingegen Saͤh’ immer unter ſich; Pracht, Ordnung, Glantz und Schein Mit allem Reitz, naͤhm’ ſeinen Blick nicht ein, Als den er blos allein Beſchaͤftigt’, um ein wenig Sand, Der auf dem Boden glaͤntzt, zu ſuchen, und die Hand Jhn aufzuheben, auszuſtrecken Und ihn bey Kleinigkeiten einzuſtecken, Ob es ihm gleich nicht unbekannt, Daß man, beym Ausgang ihm, von dieſer ſeiner Buͤrde, Nicht das geringſte laſſen wuͤrde: Sprich du nun ſelber, weſſen Weiſe, Den ſchoͤnen Pallaſt durchzugehn, Gereicht von beiden doch am meiſten dem zum Preiſe, Der ihn ſo herrlich auferbauet? Auf J 2
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Belehrendes Gleichniß.
Und er erlaubet’ etwann Zween
Des Pallaſts Herrlichkeit zu ſehen;
Der eine nun bewunderte die Pracht,
Vergnuͤgte ſich, er ſaͤh’ bald vorwerts, bald zuruͤck,
Es gaͤb’, auf jeden Schritt, ſein aufgeraͤumter Blick
Mit frohen Minen zu verſtehn,
Wie er die Weisheit und die Macht
Des Herrn, der alles Wunder-ſchoͤn
Geordnet und erbaut, nicht oft gnug zu erwegen,
Nicht gnug zu ſchaͤtzen, zu verehren,
Noch zu erhoͤhen wuͤſt’, der andere hingegen
Saͤh’ immer unter ſich; Pracht, Ordnung, Glantz und
Schein
Mit allem Reitz, naͤhm’ ſeinen Blick nicht ein,
Als den er blos allein
Beſchaͤftigt’, um ein wenig Sand,
Der auf dem Boden glaͤntzt, zu ſuchen, und die Hand
Jhn aufzuheben, auszuſtrecken
Und ihn bey Kleinigkeiten einzuſtecken,
Ob es ihm gleich nicht unbekannt,
Daß man, beym Ausgang ihm, von dieſer ſeiner Buͤrde,
Nicht das geringſte laſſen wuͤrde:
Sprich du nun ſelber, weſſen Weiſe,
Den ſchoͤnen Pallaſt durchzugehn,
Gereicht von beiden doch am meiſten dem zum Preiſe,
Der ihn ſo herrlich auferbauet?
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