Jch hoffe, liebster Freund, du werdest auf mein Fragen So wie du pflegst, mir deine Meinung sagen: Wenn nur ein Mensch aus andern, mehrern, auch min- dern Cörperchen bestünde, Ja wenn nur ausser ihm ein Umstand sich anders, als anjetzt, befünde; Ob er nicht gantz auf andre Weise, bald mehr, und auch bald minder gut Gedencken, thun und reden würde, als er jetzt dencket, redet, thut?
B.
Jch höre, wie gewöhnlich, an, was du mir jetzo vorgetragen Und wirst du deine Antwort finden, da ich dich werde wieder fragen: Sprich, wenn in eines Menschen Hertzen, und seines Bluts Temperamente Das allerseltsahmste Gemisch, so möglich fast, sich fin- den sollte; Ob nicht ein solcher Mensch dennoch, wenn er sich etwas helffen wollte, Nicht wenigstens um etwas besser gedencken, thun und reden könnte?
[Abbildung]
Das
Fragen.
A.
Jch hoffe, liebſter Freund, du werdeſt auf mein Fragen So wie du pflegſt, mir deine Meinung ſagen: Wenn nur ein Menſch aus andern, mehrern, auch min- dern Coͤrperchen beſtuͤnde, Ja wenn nur auſſer ihm ein Umſtand ſich anders, als anjetzt, befuͤnde; Ob er nicht gantz auf andre Weiſe, bald mehr, und auch bald minder gut Gedencken, thun und reden wuͤrde, als er jetzt dencket, redet, thut?
B.
Jch hoͤre, wie gewoͤhnlich, an, was du mir jetzo vorgetragen Und wirſt du deine Antwort finden, da ich dich werde wieder fragen: Sprich, wenn in eines Menſchen Hertzen, und ſeines Bluts Temperamente Das allerſeltſahmſte Gemiſch, ſo moͤglich faſt, ſich fin- den ſollte; Ob nicht ein ſolcher Menſch dennoch, wenn er ſich etwas helffen wollte, Nicht wenigſtens um etwas beſſer gedencken, thun und reden koͤnnte?
[Abbildung]
Das
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0152"n="136"/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Fragen.</hi></head><lb/><lgn="1"><head><hirendition="#aq">A.</hi></head><l><hirendition="#in">J</hi>ch hoffe, liebſter Freund, du werdeſt auf mein Fragen</l><lb/><l>So wie du pflegſt, mir deine Meinung ſagen:</l><lb/><l>Wenn nur ein Menſch aus andern, mehrern, auch min-<lb/><hirendition="#et">dern Coͤrperchen beſtuͤnde,</hi></l><lb/><l>Ja wenn nur auſſer ihm ein Umſtand ſich anders, als<lb/><hirendition="#et">anjetzt, befuͤnde;</hi></l><lb/><l>Ob er nicht gantz auf andre Weiſe, bald mehr, und auch<lb/><hirendition="#et">bald minder gut</hi></l><lb/><l>Gedencken, thun und reden wuͤrde, als er jetzt dencket,<lb/><hirendition="#et">redet, thut?</hi></l></lg><lb/><lgn="2"><head><hirendition="#aq">B.</hi></head><l>Jch hoͤre, wie gewoͤhnlich, an, was du mir jetzo vorgetragen</l><lb/><l>Und wirſt du deine Antwort finden, da ich dich werde<lb/><hirendition="#et">wieder fragen:</hi></l><lb/><l>Sprich, wenn in eines Menſchen Hertzen, und ſeines<lb/><hirendition="#et">Bluts Temperamente</hi></l><lb/><l>Das allerſeltſahmſte Gemiſch, ſo moͤglich faſt, ſich fin-<lb/><hirendition="#et">den ſollte;</hi></l><lb/><l>Ob nicht ein ſolcher Menſch dennoch, wenn er ſich <hirendition="#fr">etwas</hi><lb/><hirendition="#et">helffen wollte,</hi></l><lb/><l>Nicht wenigſtens um <hirendition="#fr">etwas</hi> beſſer gedencken, thun<lb/><hirendition="#et">und reden koͤnnte?</hi></l></lg></lg><lb/><figure/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[136/0152]
Fragen.
A.Jch hoffe, liebſter Freund, du werdeſt auf mein Fragen
So wie du pflegſt, mir deine Meinung ſagen:
Wenn nur ein Menſch aus andern, mehrern, auch min-
dern Coͤrperchen beſtuͤnde,
Ja wenn nur auſſer ihm ein Umſtand ſich anders, als
anjetzt, befuͤnde;
Ob er nicht gantz auf andre Weiſe, bald mehr, und auch
bald minder gut
Gedencken, thun und reden wuͤrde, als er jetzt dencket,
redet, thut?
B. Jch hoͤre, wie gewoͤhnlich, an, was du mir jetzo vorgetragen
Und wirſt du deine Antwort finden, da ich dich werde
wieder fragen:
Sprich, wenn in eines Menſchen Hertzen, und ſeines
Bluts Temperamente
Das allerſeltſahmſte Gemiſch, ſo moͤglich faſt, ſich fin-
den ſollte;
Ob nicht ein ſolcher Menſch dennoch, wenn er ſich etwas
helffen wollte,
Nicht wenigſtens um etwas beſſer gedencken, thun
und reden koͤnnte?
[Abbildung]
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/152>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.