Ob wir von ihm gleich gantz umgeben, Ob wir gleich in und durch ihn leben, Daß, sag ich, solches nicht betrachtet, Die Macht des Schöpfers nicht geachtet, Nicht angebetet, nicht verehrt, Nicht einst bemercket wird von Geistern, Die, wenn man sie sich nennen hört, Sich aller Wissenschaft bemeistern? Von Menschen, deren Schuldigkeit Jn nichtes sollt so sehr bestehen, Als Göttliche Vollkommenheit Jn seinen Wercken anzusehen; Als für so viele Lieb' und Güte Sich, mit erkänntlichem Gemühte, Dem Schöpfer danckbar zu erzeigen, Zu ihm durch sein Geschöpf zu steigen, Durchs sicht-zum unsichtbaren Licht? Woher dieß kommt? Das weis ich nicht.
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Son-
Das taͤgliche Mond-Licht.
Ob wir von ihm gleich gantz umgeben, Ob wir gleich in und durch ihn leben, Daß, ſag ich, ſolches nicht betrachtet, Die Macht des Schoͤpfers nicht geachtet, Nicht angebetet, nicht verehrt, Nicht einſt bemercket wird von Geiſtern, Die, wenn man ſie ſich nennen hoͤrt, Sich aller Wiſſenſchaft bemeiſtern? Von Menſchen, deren Schuldigkeit Jn nichtes ſollt ſo ſehr beſtehen, Als Goͤttliche Vollkommenheit Jn ſeinen Wercken anzuſehen; Als fuͤr ſo viele Lieb’ und Guͤte Sich, mit erkaͤnntlichem Gemuͤhte, Dem Schoͤpfer danckbar zu erzeigen, Zu ihm durch ſein Geſchoͤpf zu ſteigen, Durchs ſicht-zum unſichtbaren Licht? Woher dieß kommt? Das weis ich nicht.
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Son-
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Das taͤgliche Mond-Licht.
Ob wir von ihm gleich gantz umgeben,
Ob wir gleich in und durch ihn leben,
Daß, ſag ich, ſolches nicht betrachtet,
Die Macht des Schoͤpfers nicht geachtet,
Nicht angebetet, nicht verehrt,
Nicht einſt bemercket wird von Geiſtern,
Die, wenn man ſie ſich nennen hoͤrt,
Sich aller Wiſſenſchaft bemeiſtern?
Von Menſchen, deren Schuldigkeit
Jn nichtes ſollt ſo ſehr beſtehen,
Als Goͤttliche Vollkommenheit
Jn ſeinen Wercken anzuſehen;
Als fuͤr ſo viele Lieb’ und Guͤte
Sich, mit erkaͤnntlichem Gemuͤhte,
Dem Schoͤpfer danckbar zu erzeigen,
Zu ihm durch ſein Geſchoͤpf zu ſteigen,
Durchs ſicht-zum unſichtbaren Licht?
Woher dieß kommt? Das weis ich nicht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/155>, abgerufen am 21.11.2024.
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