Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Beym Anblick einer
Beym Anblick einer schönen Leucoje.
Sey willkommen, liebste Blume,
Die du, deinem Herrn zum Ruhme,
Lieblich riechst, und zierlich blühest;
Die du, durch der Farben Pracht,
Den, der alle Dinge macht,
Fast zu zeigen dich bemühest;
Ja, die du in bunten Schätzen,
Wenn wir uns daran ergetzen,
Unsre Seelen zu ihm ziehest.
Denn ist in so vielen Wercken,
Die so herrlich und so schön,
Keine Weisheit zu bemercken?
Keine GOttes-Kraft zu sehn?
Was um schöne Blumen schwebet
Und sich stets daraus erhebet
Wär und blieb' uns unbekannt;
Wenn sich nicht der holde Duft,
Durch das Dehnen unsrer Lungen,
Von dem schnellen Druck der Luft
Jn das Trichter-Paar gedrungen,
Das wir in der Nasen sehn
Wunderbar formiret stehn;
Wo sich in den beyden Gängen
Die sich zu dem Zweck verengen,
Die vorhin zertheilte Kraft
Neu-vereinigt sucht zu drengen,
Wodurch denn der trockne Saft,
Wenn er, dergestalt gepreßt,
Stärcker sich empfinden läßt
Von
Beym Anblick einer
Beym Anblick einer ſchoͤnen Leucoje.
Sey willkommen, liebſte Blume,
Die du, deinem Herrn zum Ruhme,
Lieblich riechſt, und zierlich bluͤheſt;
Die du, durch der Farben Pracht,
Den, der alle Dinge macht,
Faſt zu zeigen dich bemuͤheſt;
Ja, die du in bunten Schaͤtzen,
Wenn wir uns daran ergetzen,
Unſre Seelen zu ihm zieheſt.
Denn iſt in ſo vielen Wercken,
Die ſo herrlich und ſo ſchoͤn,
Keine Weisheit zu bemercken?
Keine GOttes-Kraft zu ſehn?
Was um ſchoͤne Blumen ſchwebet
Und ſich ſtets daraus erhebet
Waͤr und blieb’ uns unbekannt;
Wenn ſich nicht der holde Duft,
Durch das Dehnen unſrer Lungen,
Von dem ſchnellen Druck der Luft
Jn das Trichter-Paar gedrungen,
Das wir in der Naſen ſehn
Wunderbar formiret ſtehn;
Wo ſich in den beyden Gaͤngen
Die ſich zu dem Zweck verengen,
Die vorhin zertheilte Kraft
Neu-vereinigt ſucht zu drengen,
Wodurch denn der trockne Saft,
Wenn er, dergeſtalt gepreßt,
Staͤrcker ſich empfinden laͤßt
Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0164" n="148"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beym Anblick einer</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Beym Anblick einer &#x017F;cho&#x0364;nen Leucoje.</hi> </head><lb/>
          <lg n="4">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ey willkommen, lieb&#x017F;te Blume,</l><lb/>
            <l>Die du, deinem Herrn zum Ruhme,</l><lb/>
            <l>Lieblich riech&#x017F;t, und zierlich blu&#x0364;he&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Die du, durch der Farben Pracht,</l><lb/>
            <l>Den, der alle Dinge macht,</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t zu zeigen dich bemu&#x0364;he&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Ja, die du in bunten Scha&#x0364;tzen,</l><lb/>
            <l>Wenn wir uns daran ergetzen,</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;re Seelen zu ihm ziehe&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Denn i&#x017F;t in &#x017F;o vielen Wercken,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;o herrlich und &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Keine Weisheit zu bemercken?</l><lb/>
            <l>Keine GOttes-Kraft zu &#x017F;ehn?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Was um &#x017F;cho&#x0364;ne Blumen &#x017F;chwebet</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ich &#x017F;tets daraus erhebet</l><lb/>
            <l>Wa&#x0364;r und blieb&#x2019; uns unbekannt;</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ich nicht der holde Duft,</l><lb/>
            <l>Durch das Dehnen un&#x017F;rer Lungen,</l><lb/>
            <l>Von dem &#x017F;chnellen Druck der Luft</l><lb/>
            <l>Jn das Trichter-Paar gedrungen,</l><lb/>
            <l>Das wir in der Na&#x017F;en &#x017F;ehn</l><lb/>
            <l>Wunderbar formiret &#x017F;tehn;</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ich in den beyden Ga&#x0364;ngen</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich zu dem Zweck verengen,</l><lb/>
            <l>Die vorhin zertheilte Kraft</l><lb/>
            <l>Neu-vereinigt &#x017F;ucht zu drengen,</l><lb/>
            <l>Wodurch denn der trockne Saft,</l><lb/>
            <l>Wenn er, derge&#x017F;talt gepreßt,</l><lb/>
            <l>Sta&#x0364;rcker &#x017F;ich empfinden la&#x0364;ßt</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0164] Beym Anblick einer Beym Anblick einer ſchoͤnen Leucoje. Sey willkommen, liebſte Blume, Die du, deinem Herrn zum Ruhme, Lieblich riechſt, und zierlich bluͤheſt; Die du, durch der Farben Pracht, Den, der alle Dinge macht, Faſt zu zeigen dich bemuͤheſt; Ja, die du in bunten Schaͤtzen, Wenn wir uns daran ergetzen, Unſre Seelen zu ihm zieheſt. Denn iſt in ſo vielen Wercken, Die ſo herrlich und ſo ſchoͤn, Keine Weisheit zu bemercken? Keine GOttes-Kraft zu ſehn? Was um ſchoͤne Blumen ſchwebet Und ſich ſtets daraus erhebet Waͤr und blieb’ uns unbekannt; Wenn ſich nicht der holde Duft, Durch das Dehnen unſrer Lungen, Von dem ſchnellen Druck der Luft Jn das Trichter-Paar gedrungen, Das wir in der Naſen ſehn Wunderbar formiret ſtehn; Wo ſich in den beyden Gaͤngen Die ſich zu dem Zweck verengen, Die vorhin zertheilte Kraft Neu-vereinigt ſucht zu drengen, Wodurch denn der trockne Saft, Wenn er, dergeſtalt gepreßt, Staͤrcker ſich empfinden laͤßt Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/164
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/164>, abgerufen am 21.05.2024.