Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Die sanfte Ruhe. Die sanfte Ruhe. Wenn man in einem weichen Bette, gesund, mit müdenGliedern, liegt, Und die Beqvemlichkeit und Anmuth in diesem Zustand überleget: Empfindet nicht allein der Cörper ein Etwas, das ihn sehr vergnügt, Wenn unsre Seele, nicht zerstreuet, das, was sie rühret, nur erweget. Man findet nicht allein mit Lust, wenn sich die Geister- reichen Sehnen Aus ihrer sonst gewohnten Lage gemächlich aus einander dehnen, Ein süß und zärtliches Gefühl'; man wird, wenn man mit Achtsamkeit Jm Dunckeln, bey geschlossnen Augen, so dann sein We- sen überdencket, Kaum daß man worauf liegt gewahr. Es kommt uns vor, zu solcher Zeit, Als ob wir unterwerts so wenig, als wie wir oberwerts, umschräncket, Vielmehr von allen Seiten frey, und, einer Jnsel ähnlich wären. Es scheint man finde mehr, als sonst, so dann im Schosse der Natur Sich gantz besonders eingeschlossen, gantz einsam; es ist keine Spur Jn dieser Dunckelheit zu finden, kein End' in diesem Raum zu schauen, Und keinem Geiste sind hier Gräntzen, noch Jnnhalt dieses Raums bewust. Mich
Die ſanfte Ruhe. Die ſanfte Ruhe. Wenn man in einem weichen Bette, geſund, mit muͤdenGliedern, liegt, Und die Beqvemlichkeit und Anmuth in dieſem Zuſtand uͤberleget: Empfindet nicht allein der Coͤrper ein Etwas, das ihn ſehr vergnuͤgt, Wenn unſre Seele, nicht zerſtreuet, das, was ſie ruͤhret, nur erweget. Man findet nicht allein mit Luſt, wenn ſich die Geiſter- reichen Sehnen Aus ihrer ſonſt gewohnten Lage gemaͤchlich aus einander dehnen, Ein ſuͤß und zaͤrtliches Gefuͤhl’; man wird, wenn man mit Achtſamkeit Jm Dunckeln, bey geſchloſſnen Augen, ſo dann ſein We- ſen uͤberdencket, Kaum daß man worauf liegt gewahr. Es kommt uns vor, zu ſolcher Zeit, Als ob wir unterwerts ſo wenig, als wie wir oberwerts, umſchraͤncket, Vielmehr von allen Seiten frey, und, einer Jnſel aͤhnlich waͤren. Es ſcheint man finde mehr, als ſonſt, ſo dann im Schoſſe der Natur Sich gantz beſonders eingeſchloſſen, gantz einſam; es iſt keine Spur Jn dieſer Dunckelheit zu finden, kein End’ in dieſem Raum zu ſchauen, Und keinem Geiſte ſind hier Graͤntzen, noch Jnnhalt dieſes Raums bewuſt. Mich
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Die ſanfte Ruhe.
Die ſanfte Ruhe.
Wenn man in einem weichen Bette, geſund, mit muͤden
Gliedern, liegt,
Und die Beqvemlichkeit und Anmuth in dieſem Zuſtand
uͤberleget:
Empfindet nicht allein der Coͤrper ein Etwas, das ihn
ſehr vergnuͤgt,
Wenn unſre Seele, nicht zerſtreuet, das, was ſie ruͤhret,
nur erweget.
Man findet nicht allein mit Luſt, wenn ſich die Geiſter-
reichen Sehnen
Aus ihrer ſonſt gewohnten Lage gemaͤchlich aus einander
dehnen,
Ein ſuͤß und zaͤrtliches Gefuͤhl’; man wird, wenn man mit
Achtſamkeit
Jm Dunckeln, bey geſchloſſnen Augen, ſo dann ſein We-
ſen uͤberdencket,
Kaum daß man worauf liegt gewahr.
Es kommt uns vor, zu ſolcher Zeit,
Als ob wir unterwerts ſo wenig, als wie wir oberwerts,
umſchraͤncket,
Vielmehr von allen Seiten frey, und, einer Jnſel aͤhnlich
waͤren.
Es ſcheint man finde mehr, als ſonſt, ſo dann im Schoſſe
der Natur
Sich gantz beſonders eingeſchloſſen, gantz einſam; es iſt
keine Spur
Jn dieſer Dunckelheit zu finden, kein End’ in dieſem Raum
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