Die unaufhörlich uns, wes wir in diesem Leben Bedürftig seyn, geschäftig ist zu geben. Und dennoch würdiget man alle Wunder-Wercke Nicht eins so viel, daß man so Kräft' als Wirckung mercke, Daß man an den, der uns dieß alles schenckt, Durch Nutz und Lust gerührt, nicht einst gedenckt. Jst wol, für unsrer Seelen Kräffte, Ein nütz- und nöthiger Geschäffte, Als GOtt, für so viel Guts, ein frölich Hertz zu gönnen? Auf welche Weise wird man sonst, für so viel Gaben, Die wir aus lauter Gnad' und Huld empfangen haben, Des Undancks Vorwurfs sich entschütten können!
[Abbildung]
Die
Erinnerung.
Die unaufhoͤrlich uns, wes wir in dieſem Leben Beduͤrftig ſeyn, geſchaͤftig iſt zu geben. Und dennoch wuͤrdiget man alle Wunder-Wercke Nicht eins ſo viel, daß man ſo Kraͤft’ als Wirckung mercke, Daß man an den, der uns dieß alles ſchenckt, Durch Nutz und Luſt geruͤhrt, nicht einſt gedenckt. Jſt wol, fuͤr unſrer Seelen Kraͤffte, Ein nuͤtz- und noͤthiger Geſchaͤffte, Als GOtt, fuͤr ſo viel Guts, ein froͤlich Hertz zu goͤnnen? Auf welche Weiſe wird man ſonſt, fuͤr ſo viel Gaben, Die wir aus lauter Gnad’ und Huld empfangen haben, Des Undancks Vorwurfs ſich entſchuͤtten koͤnnen!
[Abbildung]
Die
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0171"n="155"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erinnerung.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Die unaufhoͤrlich uns, wes wir in dieſem Leben</l><lb/><l>Beduͤrftig ſeyn, geſchaͤftig iſt zu geben.</l><lb/><l>Und dennoch wuͤrdiget man alle Wunder-Wercke</l><lb/><l>Nicht eins ſo viel, daß man ſo Kraͤft’ als Wirckung mercke,</l><lb/><l>Daß man an den, der uns dieß alles ſchenckt,</l><lb/><l>Durch Nutz und Luſt geruͤhrt, nicht einſt gedenckt.</l><lb/><l>Jſt wol, fuͤr unſrer Seelen Kraͤffte,</l><lb/><l>Ein nuͤtz- und noͤthiger Geſchaͤffte,</l><lb/><l>Als GOtt, fuͤr ſo viel Guts, ein froͤlich Hertz zu goͤnnen?</l><lb/><l>Auf welche Weiſe wird man ſonſt, fuͤr ſo viel Gaben,</l><lb/><l>Die wir aus lauter Gnad’ und Huld empfangen haben,</l><lb/><l>Des Undancks Vorwurfs ſich entſchuͤtten koͤnnen!</l></lg><lb/><figure/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Die</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[155/0171]
Erinnerung.
Die unaufhoͤrlich uns, wes wir in dieſem Leben
Beduͤrftig ſeyn, geſchaͤftig iſt zu geben.
Und dennoch wuͤrdiget man alle Wunder-Wercke
Nicht eins ſo viel, daß man ſo Kraͤft’ als Wirckung mercke,
Daß man an den, der uns dieß alles ſchenckt,
Durch Nutz und Luſt geruͤhrt, nicht einſt gedenckt.
Jſt wol, fuͤr unſrer Seelen Kraͤffte,
Ein nuͤtz- und noͤthiger Geſchaͤffte,
Als GOtt, fuͤr ſo viel Guts, ein froͤlich Hertz zu goͤnnen?
Auf welche Weiſe wird man ſonſt, fuͤr ſo viel Gaben,
Die wir aus lauter Gnad’ und Huld empfangen haben,
Des Undancks Vorwurfs ſich entſchuͤtten koͤnnen!
[Abbildung]
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/171>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.