Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge; Vergnügt sich einmahl nur mein kitzelndes Gefühl; Erhalt' ich in der Ehr' mein vorgestrecktes Ziel; Zu guter Nacht mein Seelen-Auge! Kann ich nur reicht, geliebt seyn, mich erhöhn; Verlang ich nimmermehr, und wär es noch so schön, Des Schöpfers Werck zu sehn. Ach möchte dieses dir nicht mindern Schrecken, Als Philopotamus brutale That, erwecken! Ach, mögtest du des Schöpfers Weisheit, Macht, Und Lieb', in seiner Wercke Pracht, Zu sehen, und mit Lust zu fassen, Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern lassen!
[Abbildung]
An-
M 3
Muthwillige Blindheit.
Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge; Vergnuͤgt ſich einmahl nur mein kitzelndes Gefuͤhl; Erhalt’ ich in der Ehr’ mein vorgeſtrecktes Ziel; Zu guter Nacht mein Seelen-Auge! Kann ich nur reicht, geliebt ſeyn, mich erhoͤhn; Verlang ich nimmermehr, und waͤr es noch ſo ſchoͤn, Des Schoͤpfers Werck zu ſehn. Ach moͤchte dieſes dir nicht mindern Schrecken, Als Philopotamus brutale That, erwecken! Ach, moͤgteſt du des Schoͤpfers Weisheit, Macht, Und Lieb’, in ſeiner Wercke Pracht, Zu ſehen, und mit Luſt zu faſſen, Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern laſſen!
[Abbildung]
An-
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0197"n="181"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Muthwillige Blindheit.</hi></fw><lb/><lgn="3"><l>Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge;</l><lb/><l>Vergnuͤgt ſich einmahl nur mein kitzelndes Gefuͤhl;</l><lb/><l>Erhalt’ ich in der Ehr’ mein vorgeſtrecktes Ziel;<lb/><hirendition="#b">Zu guter Nacht mein Seelen-Auge!</hi></l><lb/><l>Kann ich nur reicht, geliebt ſeyn, mich erhoͤhn;</l><lb/><l>Verlang ich nimmermehr, und waͤr es noch ſo ſchoͤn,</l><lb/><l>Des Schoͤpfers Werck zu ſehn.</l><lb/><l>Ach moͤchte dieſes dir nicht mindern Schrecken,</l><lb/><l>Als Philopotamus brutale That, erwecken!</l><lb/><l>Ach, moͤgteſt du des Schoͤpfers Weisheit, Macht,</l><lb/><l>Und Lieb’, in ſeiner Wercke Pracht,</l><lb/><l>Zu ſehen, und mit Luſt zu faſſen,</l><lb/><l>Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern laſſen!</l></lg></lg><lb/><figure/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">An-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[181/0197]
Muthwillige Blindheit.
Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge;
Vergnuͤgt ſich einmahl nur mein kitzelndes Gefuͤhl;
Erhalt’ ich in der Ehr’ mein vorgeſtrecktes Ziel;
Zu guter Nacht mein Seelen-Auge!
Kann ich nur reicht, geliebt ſeyn, mich erhoͤhn;
Verlang ich nimmermehr, und waͤr es noch ſo ſchoͤn,
Des Schoͤpfers Werck zu ſehn.
Ach moͤchte dieſes dir nicht mindern Schrecken,
Als Philopotamus brutale That, erwecken!
Ach, moͤgteſt du des Schoͤpfers Weisheit, Macht,
Und Lieb’, in ſeiner Wercke Pracht,
Zu ſehen, und mit Luſt zu faſſen,
Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern laſſen!
[Abbildung]
An-
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/197>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.