Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Muthwillige Blindheit.
Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge;
Vergnügt sich einmahl nur mein kitzelndes Gefühl;
Erhalt' ich in der Ehr' mein vorgestrecktes Ziel;
Zu guter Nacht mein Seelen-Auge!

Kann ich nur reicht, geliebt seyn, mich erhöhn;
Verlang ich nimmermehr, und wär es noch so schön,
Des Schöpfers Werck zu sehn.
Ach möchte dieses dir nicht mindern Schrecken,
Als Philopotamus brutale That, erwecken!
Ach, mögtest du des Schöpfers Weisheit, Macht,
Und Lieb', in seiner Wercke Pracht,
Zu sehen, und mit Lust zu fassen,
Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern lassen!
[Abbildung]
An-
M 3
Muthwillige Blindheit.
Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge;
Vergnuͤgt ſich einmahl nur mein kitzelndes Gefuͤhl;
Erhalt’ ich in der Ehr’ mein vorgeſtrecktes Ziel;
Zu guter Nacht mein Seelen-Auge!

Kann ich nur reicht, geliebt ſeyn, mich erhoͤhn;
Verlang ich nimmermehr, und waͤr es noch ſo ſchoͤn,
Des Schoͤpfers Werck zu ſehn.
Ach moͤchte dieſes dir nicht mindern Schrecken,
Als Philopotamus brutale That, erwecken!
Ach, moͤgteſt du des Schoͤpfers Weisheit, Macht,
Und Lieb’, in ſeiner Wercke Pracht,
Zu ſehen, und mit Luſt zu faſſen,
Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern laſſen!
[Abbildung]
An-
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0197" n="181"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Muthwillige Blindheit.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge;</l><lb/>
            <l>Vergnu&#x0364;gt &#x017F;ich einmahl nur mein kitzelndes Gefu&#x0364;hl;</l><lb/>
            <l>Erhalt&#x2019; ich in der Ehr&#x2019; mein vorge&#x017F;trecktes Ziel;<lb/><hi rendition="#b">Zu guter Nacht mein Seelen-Auge!</hi></l><lb/>
            <l>Kann ich nur reicht, geliebt &#x017F;eyn, mich erho&#x0364;hn;</l><lb/>
            <l>Verlang ich nimmermehr, und wa&#x0364;r es noch &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Des Scho&#x0364;pfers Werck zu &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Ach mo&#x0364;chte die&#x017F;es dir nicht mindern Schrecken,</l><lb/>
            <l>Als Philopotamus brutale That, erwecken!</l><lb/>
            <l>Ach, mo&#x0364;gte&#x017F;t du des Scho&#x0364;pfers Weisheit, Macht,</l><lb/>
            <l>Und Lieb&#x2019;, in &#x017F;einer Wercke Pracht,</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;ehen, und mit Lu&#x017F;t zu fa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern la&#x017F;&#x017F;en!</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <figure/>
        <fw place="bottom" type="sig">M 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">An-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0197] Muthwillige Blindheit. Spricht ebenfals: Wenn ich nur reich zu werden tauge; Vergnuͤgt ſich einmahl nur mein kitzelndes Gefuͤhl; Erhalt’ ich in der Ehr’ mein vorgeſtrecktes Ziel; Zu guter Nacht mein Seelen-Auge! Kann ich nur reicht, geliebt ſeyn, mich erhoͤhn; Verlang ich nimmermehr, und waͤr es noch ſo ſchoͤn, Des Schoͤpfers Werck zu ſehn. Ach moͤchte dieſes dir nicht mindern Schrecken, Als Philopotamus brutale That, erwecken! Ach, moͤgteſt du des Schoͤpfers Weisheit, Macht, Und Lieb’, in ſeiner Wercke Pracht, Zu ſehen, und mit Luſt zu faſſen, Dich durch Begierden blind, nicht ferner hindern laſſen! [Abbildung] An- M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/197
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/197>, abgerufen am 17.05.2024.