Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Sonnen-Licht. Es ließ Feld, Wiese, Berg und Thal mit Anmuth nicht nur übergossen, Von einem hellen Meer von Glantz nicht nur umgeben und beflossen; Es schien, in einem bunten Lichte, die Welt ein irdisch Paradieß. Was ich, vor einem Augenblick, noch kalt gesehen und im Dunckeln, Sah' ich nunmehr erheitert, warm, und in gefärbtem Feuer funckeln. Des schwancken Schilffs polirte Blätter, der glatten Bin- sen Dunckel-Grün Sah man, da es der Sonnen Glantz, mit seinem heitern Strahl beschien, Nicht minder die belaubten Bäume, zusammt den Blu- men-reichen Hügeln, Die Schönheit in der Fluht verdoppeln, und sich im kla- ren Wasser spiegeln. Kurtz eine warm' und laue Klarheit und eine licht' und sanfte Glut Bedeckt', umgab, befloß, durchstrahlte die gantze Gegend, Land und Fluth. Jch stutzt und freute mich von Hertzen. Was werden durch der Sonnen Schein Für Wunder nicht bey uns gewircket! rief ich, für Freu- den halb entzücket: Wie wird, durch sie, die gantze Welt belebt, erqvickt, genährt, geschmücket, Und, fuhr ich fort bey mir zu dencken: dieß wircket eine Sonn' allein; Was muß vor Anmuth, Pracht und Licht und Herrlichkeit vorhanden seyn, Wenn U 3
Sonnen-Licht. Es ließ Feld, Wieſe, Berg und Thal mit Anmuth nicht nur uͤbergoſſen, Von einem hellen Meer von Glantz nicht nur umgeben und befloſſen; Es ſchien, in einem bunten Lichte, die Welt ein irdiſch Paradieß. Was ich, vor einem Augenblick, noch kalt geſehen und im Dunckeln, Sah’ ich nunmehr erheitert, warm, und in gefaͤrbtem Feuer funckeln. Des ſchwancken Schilffs polirte Blaͤtter, der glatten Bin- ſen Dunckel-Gruͤn Sah man, da es der Sonnen Glantz, mit ſeinem heitern Strahl beſchien, Nicht minder die belaubten Baͤume, zuſammt den Blu- men-reichen Huͤgeln, Die Schoͤnheit in der Fluht verdoppeln, und ſich im kla- ren Waſſer ſpiegeln. Kurtz eine warm’ und laue Klarheit und eine licht’ und ſanfte Glut Bedeckt’, umgab, befloß, durchſtrahlte die gantze Gegend, Land und Fluth. Jch ſtutzt und freute mich von Hertzen. Was werden durch der Sonnen Schein Fuͤr Wunder nicht bey uns gewircket! rief ich, fuͤr Freu- den halb entzuͤcket: Wie wird, durch ſie, die gantze Welt belebt, erqvickt, genaͤhrt, geſchmuͤcket, Und, fuhr ich fort bey mir zu dencken: dieß wircket eine Sonn’ allein; Was muß vor Anmuth, Pracht und Licht und Herrlichkeit vorhanden ſeyn, Wenn U 3
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Sonnen-Licht.
Es ließ Feld, Wieſe, Berg und Thal mit Anmuth nicht
nur uͤbergoſſen,
Von einem hellen Meer von Glantz nicht nur umgeben
und befloſſen;
Es ſchien, in einem bunten Lichte, die Welt ein irdiſch
Paradieß.
Was ich, vor einem Augenblick, noch kalt geſehen und
im Dunckeln,
Sah’ ich nunmehr erheitert, warm, und in gefaͤrbtem
Feuer funckeln.
Des ſchwancken Schilffs polirte Blaͤtter, der glatten Bin-
ſen Dunckel-Gruͤn
Sah man, da es der Sonnen Glantz, mit ſeinem heitern
Strahl beſchien,
Nicht minder die belaubten Baͤume, zuſammt den Blu-
men-reichen Huͤgeln,
Die Schoͤnheit in der Fluht verdoppeln, und ſich im kla-
ren Waſſer ſpiegeln.
Kurtz eine warm’ und laue Klarheit und eine licht’ und
ſanfte Glut
Bedeckt’, umgab, befloß, durchſtrahlte die gantze Gegend,
Land und Fluth.
Jch ſtutzt und freute mich von Hertzen. Was werden
durch der Sonnen Schein
Fuͤr Wunder nicht bey uns gewircket! rief ich, fuͤr Freu-
den halb entzuͤcket:
Wie wird, durch ſie, die gantze Welt belebt, erqvickt,
genaͤhrt, geſchmuͤcket,
Und, fuhr ich fort bey mir zu dencken: dieß wircket eine
Sonn’ allein;
Was muß vor Anmuth, Pracht und Licht und Herrlichkeit
vorhanden ſeyn,
Wenn
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