Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Das Sonnen-Reich. Ja, wer weiß, ob unsre Geister, wenn sie sich vom Cörper trennen, Biß zur herrlichern Verklärung nicht den Raum bewohnen können? Ob sie nicht, in froher Anmuth, in den hellen Höhen leben Und (ich muß ein irdisch Beyspiel, weil ein ander fehlet, geben) Etwan wie hier Fisch' im Wasser sich bewegen, sencken, heben, Ja, noch leichter als die Vögel, wo sie hin verlangen, schweben? Ferner kommt mir, bey dem Dencken, dieß nicht unwahr- scheinlich für, Daß, da sie vorhin ja Bürger und Bewohner dieser Erden Oft so lange Zeit gewesen, sie nicht nur an jener Zier Jhrer Wohnung sich vergnügen, sondern sich noch freuen werden An der Schönheit dieser Welt, die derselbe GOTT ge- schmückt, Welcher alle Himmel schuf; die so wol, als jene, wehrt, Daß, in Lust an ihrer Schönheit, man den, der sie schuf, verehrt. Ja, ich glaub absonderlich, daß sie, nebst den eignen Schä- tzen, Sich auch an den Frühlings Wundern unsrer Erden noch ergetzen, Als die würcklich ebenfals durch denselben Sonnen-Schein, Der sie dorten nährt, vergnüget, und erqvickt, gewir- cket seyn. Alle Flächen dieser Erde, wie sie sich zur Sonne fügen Und dadurch, im holden Frühling, in verneuter Schönheit stehn, Meh-
Das Sonnen-Reich. Ja, wer weiß, ob unſre Geiſter, wenn ſie ſich vom Coͤrper trennen, Biß zur herrlichern Verklaͤrung nicht den Raum bewohnen koͤnnen? Ob ſie nicht, in froher Anmuth, in den hellen Hoͤhen leben Und (ich muß ein irdiſch Beyſpiel, weil ein ander fehlet, geben) Etwan wie hier Fiſch’ im Waſſer ſich bewegen, ſencken, heben, Ja, noch leichter als die Voͤgel, wo ſie hin verlangen, ſchweben? Ferner kommt mir, bey dem Dencken, dieß nicht unwahr- ſcheinlich fuͤr, Daß, da ſie vorhin ja Buͤrger und Bewohner dieſer Erden Oft ſo lange Zeit geweſen, ſie nicht nur an jener Zier Jhrer Wohnung ſich vergnuͤgen, ſondern ſich noch freuen werden An der Schoͤnheit dieſer Welt, die derſelbe GOTT ge- ſchmuͤckt, Welcher alle Himmel ſchuf; die ſo wol, als jene, wehrt, Daß, in Luſt an ihrer Schoͤnheit, man den, der ſie ſchuf, verehrt. Ja, ich glaub abſonderlich, daß ſie, nebſt den eignen Schaͤ- tzen, Sich auch an den Fruͤhlings Wundern unſrer Erden noch ergetzen, Als die wuͤrcklich ebenfals durch denſelben Sonnen-Schein, Der ſie dorten naͤhrt, vergnuͤget, und erqvickt, gewir- cket ſeyn. Alle Flaͤchen dieſer Erde, wie ſie ſich zur Sonne fuͤgen Und dadurch, im holden Fruͤhling, in verneuter Schoͤnheit ſtehn, Meh-
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Das Sonnen-Reich.
Ja, wer weiß, ob unſre Geiſter, wenn ſie ſich vom Coͤrper
trennen,
Biß zur herrlichern Verklaͤrung nicht den Raum bewohnen
koͤnnen?
Ob ſie nicht, in froher Anmuth, in den hellen Hoͤhen leben
Und (ich muß ein irdiſch Beyſpiel, weil ein ander fehlet,
geben)
Etwan wie hier Fiſch’ im Waſſer ſich bewegen, ſencken,
heben,
Ja, noch leichter als die Voͤgel, wo ſie hin verlangen,
ſchweben?
Ferner kommt mir, bey dem Dencken, dieß nicht unwahr-
ſcheinlich fuͤr,
Daß, da ſie vorhin ja Buͤrger und Bewohner dieſer Erden
Oft ſo lange Zeit geweſen, ſie nicht nur an jener Zier
Jhrer Wohnung ſich vergnuͤgen, ſondern ſich noch freuen
werden
An der Schoͤnheit dieſer Welt, die derſelbe GOTT ge-
ſchmuͤckt,
Welcher alle Himmel ſchuf; die ſo wol, als jene, wehrt,
Daß, in Luſt an ihrer Schoͤnheit, man den, der ſie ſchuf,
verehrt.
Ja, ich glaub abſonderlich, daß ſie, nebſt den eignen Schaͤ-
tzen,
Sich auch an den Fruͤhlings Wundern unſrer Erden noch
ergetzen,
Als die wuͤrcklich ebenfals durch denſelben Sonnen-Schein,
Der ſie dorten naͤhrt, vergnuͤget, und erqvickt, gewir-
cket ſeyn.
Alle Flaͤchen dieſer Erde, wie ſie ſich zur Sonne fuͤgen
Und dadurch, im holden Fruͤhling, in verneuter Schoͤnheit
ſtehn,
Meh-
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