Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sonnen-Reich.
Mehren sonder Zweifel ihr stets sich mehrendes Vergnügen
Da sie selbige zumahl so bey Nacht, als Tage, sehn
Und vermuthlich unsers Schöpfers Allmacht, Lieb' und
Weisheit-Proben,

Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnüget, lo-
ben.

Wenn wir nun zur Frühlings-Zeit in den Himmels-Strich
gelangen,

Welcher voll beglückter Geister, laßt uns doch auch ihnen
zeigen,

Daß des Schöpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen
Prangen

Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm
nicht schweigen,

Welcher solche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT
verehren,

Jn der Lust ob seinen Wercken, es nicht ihre Freude meh-
ren?

Jhr Vergnügen noch vergrössern? sie noch mehr erfreun?
Hingegen

Sollte nicht bey allen Wundern unsre Unerkentlichkeit
Und, für so viel schöne Gaben, unsre Blind- und Acht-
losheit

Sie betrüben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver-
hindern,

Nicht allein auch ihre Lust auf gewisse Weise mindern;
Sondern sie, mit recht empfindlich, um so ungerecht Be-
tragen,

Wo nicht uns zu hassen zwingen, wenigstens uns zu bekla-
gen?
Ob
B 2
Das Sonnen-Reich.
Mehren ſonder Zweifel ihr ſtets ſich mehrendes Vergnuͤgen
Da ſie ſelbige zumahl ſo bey Nacht, als Tage, ſehn
Und vermuthlich unſers Schoͤpfers Allmacht, Lieb’ und
Weisheit-Proben,

Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnuͤget, lo-
ben.

Wenn wir nun zur Fruͤhlings-Zeit in den Himmels-Strich
gelangen,

Welcher voll begluͤckter Geiſter, laßt uns doch auch ihnen
zeigen,

Daß des Schoͤpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen
Prangen

Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm
nicht ſchweigen,

Welcher ſolche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT
verehren,

Jn der Luſt ob ſeinen Wercken, es nicht ihre Freude meh-
ren?

Jhr Vergnuͤgen noch vergroͤſſern? ſie noch mehr erfreun?
Hingegen

Sollte nicht bey allen Wundern unſre Unerkentlichkeit
Und, fuͤr ſo viel ſchoͤne Gaben, unſre Blind- und Acht-
losheit

Sie betruͤben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver-
hindern,

Nicht allein auch ihre Luſt auf gewiſſe Weiſe mindern;
Sondern ſie, mit recht empfindlich, um ſo ungerecht Be-
tragen,

Wo nicht uns zu haſſen zwingen, wenigſtens uns zu bekla-
gen?
Ob
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0035" n="19"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Sonnen-Reich.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Mehren &#x017F;onder Zweifel ihr &#x017F;tets &#x017F;ich mehrendes Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie &#x017F;elbige zumahl &#x017F;o bey Nacht, als Tage, &#x017F;ehn</l><lb/>
            <l>Und vermuthlich un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers Allmacht, Lieb&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">Weisheit-Proben,</hi></l><lb/>
            <l>Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnu&#x0364;get, lo-<lb/><hi rendition="#et">ben.</hi></l><lb/>
            <l>Wenn wir nun zur Fru&#x0364;hlings-Zeit in den Himmels-Strich<lb/><hi rendition="#et">gelangen,</hi></l><lb/>
            <l>Welcher voll beglu&#x0364;ckter Gei&#x017F;ter, laßt uns doch auch ihnen<lb/><hi rendition="#et">zeigen,</hi></l><lb/>
            <l>Daß des Scho&#x0364;pfers Wunder-Wercke, und der Creaturen<lb/><hi rendition="#et">Prangen</hi></l><lb/>
            <l>Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm<lb/><hi rendition="#et">nicht &#x017F;chweigen,</hi></l><lb/>
            <l>Welcher &#x017F;olche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT<lb/><hi rendition="#et">verehren,</hi></l><lb/>
            <l>Jn der Lu&#x017F;t ob &#x017F;einen Wercken, es nicht ihre Freude meh-<lb/><hi rendition="#et">ren?</hi></l><lb/>
            <l>Jhr Vergnu&#x0364;gen noch vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern? &#x017F;ie noch mehr erfreun?<lb/><hi rendition="#et">Hingegen</hi></l><lb/>
            <l>Sollte nicht bey allen Wundern un&#x017F;re Unerkentlichkeit</l><lb/>
            <l>Und, fu&#x0364;r &#x017F;o viel &#x017F;cho&#x0364;ne Gaben, un&#x017F;re Blind- und Acht-<lb/><hi rendition="#et">losheit</hi></l><lb/>
            <l>Sie betru&#x0364;ben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver-<lb/><hi rendition="#et">hindern,</hi></l><lb/>
            <l>Nicht allein auch ihre Lu&#x017F;t auf gewi&#x017F;&#x017F;e Wei&#x017F;e mindern;</l><lb/>
            <l>Sondern &#x017F;ie, mit recht empfindlich, um &#x017F;o ungerecht Be-<lb/><hi rendition="#et">tragen,</hi></l><lb/>
            <l>Wo nicht uns zu ha&#x017F;&#x017F;en zwingen, wenig&#x017F;tens uns zu bekla-<lb/><hi rendition="#et">gen?</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0035] Das Sonnen-Reich. Mehren ſonder Zweifel ihr ſtets ſich mehrendes Vergnuͤgen Da ſie ſelbige zumahl ſo bey Nacht, als Tage, ſehn Und vermuthlich unſers Schoͤpfers Allmacht, Lieb’ und Weisheit-Proben, Jm Erkennen, im Bewundern, inniglich vergnuͤget, lo- ben. Wenn wir nun zur Fruͤhlings-Zeit in den Himmels-Strich gelangen, Welcher voll begluͤckter Geiſter, laßt uns doch auch ihnen zeigen, Daß des Schoͤpfers Wunder-Wercke, und der Creaturen Prangen Einen Eindruck in uns mache! laßt uns dem zum Ruhm nicht ſchweigen, Welcher ſolche Wunder thut! Sollte, wenn wir GOTT verehren, Jn der Luſt ob ſeinen Wercken, es nicht ihre Freude meh- ren? Jhr Vergnuͤgen noch vergroͤſſern? ſie noch mehr erfreun? Hingegen Sollte nicht bey allen Wundern unſre Unerkentlichkeit Und, fuͤr ſo viel ſchoͤne Gaben, unſre Blind- und Acht- losheit Sie betruͤben? Und, da wir GOttes Ruhm dadurch ver- hindern, Nicht allein auch ihre Luſt auf gewiſſe Weiſe mindern; Sondern ſie, mit recht empfindlich, um ſo ungerecht Be- tragen, Wo nicht uns zu haſſen zwingen, wenigſtens uns zu bekla- gen? Ob B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/35
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/35>, abgerufen am 23.11.2024.