Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Othem-hohlen. Doch welcher Kiel und welche Zunge Jst, die das Wunder-Werck der Lunge Auf eine solche Art besunge, Wie es die Würdigkeit, wie es derselben Wehrt Erfodert und begehrt: Jhr Wesen, ihre Lag', ihr Ampt, ihr Nutz, den wir Jn unserm Cörper stets von ihr Empfinden können und verspühren, Muß uns zu näherer Betrachtung billig führen. Wer das künstliche Gewächs unsrer Lungen recht ermißt, Wird, wo er ein Mensch, sich wundern, wie es zube- reitet ist. Aus viel tausend kleinen Blasen, die geschickt sind Luft zu fassen, Und sich von derselben willig aus einander dehnen lassen, Aber die, wenn jene weicht, alsbald sich zusammen ziehn, Jst ihr Wesen zugericht! und die Luft-Röhr' liegt in ihr Wunderbarlich eingesenckt, Und zuerst mit grossen Adern = = = aber, was beschreib ich hier? Weil man es unmöglich besser, als es Triller schon gethan, Abzubilden fähig ist, und sie besser schildern kann, Führ' ich diese schöne Stelle, aus desselben Schriften an: "Nunmehr auch zu dem andern Theile, "Der sanft ums Hertz herumgelegt, "Und, zu des Cörpers gröstem Heile, "Sich, wie dasselbe, stets bewegt! "Die Lungen sinds, die wir verstehen, "Die immer auf- und niedergehen, "Und, durch dieß stetige Bemühn, "Beständig frischen Othem ziehn. "Sie
Othem-hohlen. Doch welcher Kiel und welche Zunge Jſt, die das Wunder-Werck der Lunge Auf eine ſolche Art beſunge, Wie es die Wuͤrdigkeit, wie es derſelben Wehrt Erfodert und begehrt: Jhr Weſen, ihre Lag’, ihr Ampt, ihr Nutz, den wir Jn unſerm Coͤrper ſtets von ihr Empfinden koͤnnen und verſpuͤhren, Muß uns zu naͤherer Betrachtung billig fuͤhren. Wer das kuͤnſtliche Gewaͤchs unſrer Lungen recht ermißt, Wird, wo er ein Menſch, ſich wundern, wie es zube- reitet iſt. Aus viel tauſend kleinen Blaſen, die geſchickt ſind Luft zu faſſen, Und ſich von derſelben willig aus einander dehnen laſſen, Aber die, wenn jene weicht, alsbald ſich zuſammen ziehn, Jſt ihr Weſen zugericht! und die Luft-Roͤhr’ liegt in ihr Wunderbarlich eingeſenckt, Und zuerſt mit groſſen Adern = = = aber, was beſchreib ich hier? Weil man es unmoͤglich beſſer, als es Triller ſchon gethan, Abzubilden faͤhig iſt, und ſie beſſer ſchildern kann, Fuͤhr’ ich dieſe ſchoͤne Stelle, aus deſſelben Schriften an: „Nunmehr auch zu dem andern Theile, „Der ſanft ums Hertz herumgelegt, „Und, zu des Coͤrpers groͤſtem Heile, „Sich, wie daſſelbe, ſtets bewegt! „Die Lungen ſinds, die wir verſtehen, „Die immer auf- und niedergehen, „Und, durch dieß ſtetige Bemuͤhn, „Beſtaͤndig friſchen Othem ziehn. „Sie
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Othem-hohlen.
Doch welcher Kiel und welche Zunge
Jſt, die das Wunder-Werck der Lunge
Auf eine ſolche Art beſunge,
Wie es die Wuͤrdigkeit, wie es derſelben Wehrt
Erfodert und begehrt:
Jhr Weſen, ihre Lag’, ihr Ampt, ihr Nutz, den wir
Jn unſerm Coͤrper ſtets von ihr
Empfinden koͤnnen und verſpuͤhren,
Muß uns zu naͤherer Betrachtung billig fuͤhren.
Wer das kuͤnſtliche Gewaͤchs unſrer Lungen recht
ermißt,
Wird, wo er ein Menſch, ſich wundern, wie es zube-
reitet iſt.
Aus viel tauſend kleinen Blaſen, die geſchickt ſind Luft zu
faſſen,
Und ſich von derſelben willig aus einander dehnen laſſen,
Aber die, wenn jene weicht, alsbald ſich zuſammen ziehn,
Jſt ihr Weſen zugericht! und die Luft-Roͤhr’ liegt in ihr
Wunderbarlich eingeſenckt,
Und zuerſt mit groſſen Adern = = = aber, was beſchreib ich hier?
Weil man es unmoͤglich beſſer, als es Triller ſchon gethan,
Abzubilden faͤhig iſt, und ſie beſſer ſchildern kann,
Fuͤhr’ ich dieſe ſchoͤne Stelle, aus deſſelben Schriften an:
„Nunmehr auch zu dem andern Theile,
„Der ſanft ums Hertz herumgelegt,
„Und, zu des Coͤrpers groͤſtem Heile,
„Sich, wie daſſelbe, ſtets bewegt!
„Die Lungen ſinds, die wir verſtehen,
„Die immer auf- und niedergehen,
„Und, durch dieß ſtetige Bemuͤhn,
„Beſtaͤndig friſchen Othem ziehn.
„Sie
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