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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Erinnerung.
Verlange nicht zugleich auf Erden,
Bewundert und geliebt zu werden.
Es irret wer darauf besteht,
Die Ursach, warum es so geht,
Jst diese: Keiner will von allen
Bewundern; jeder will gefallen.


Ja bey den meisten gehts noch schlimmer
Und hat dieß seine Richtigkeit:
Ein sonderbar Talent ist immer

Ein Fehler, den man nicht verzeiht.


Hiergegen kann ein grosser Geist
Weil sonst der häm'sche Neid von weiten
Mit Steinen immer auf ihn schmeist,
Kein ander Mittel sich bereiten,
Als wenn er sanfte Sittsamkeit
Jn allen seinen Thaten weist.
[Abbildung]
Abend-
Erinnerung.
Verlange nicht zugleich auf Erden,
Bewundert und geliebt zu werden.
Es irret wer darauf beſteht,
Die Urſach, warum es ſo geht,
Jſt dieſe: Keiner will von allen
Bewundern; jeder will gefallen.


Ja bey den meiſten gehts noch ſchlimmer
Und hat dieß ſeine Richtigkeit:
Ein ſonderbar Talent iſt immer

Ein Fehler, den man nicht verzeiht.


Hiergegen kann ein groſſer Geiſt
Weil ſonſt der haͤm’ſche Neid von weiten
Mit Steinen immer auf ihn ſchmeiſt,
Kein ander Mittel ſich bereiten,
Als wenn er ſanfte Sittſamkeit
Jn allen ſeinen Thaten weiſt.
[Abbildung]
Abend-
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[395/0411] Erinnerung. Verlange nicht zugleich auf Erden, Bewundert und geliebt zu werden. Es irret wer darauf beſteht, Die Urſach, warum es ſo geht, Jſt dieſe: Keiner will von allen Bewundern; jeder will gefallen. Ja bey den meiſten gehts noch ſchlimmer Und hat dieß ſeine Richtigkeit: Ein ſonderbar Talent iſt immer Ein Fehler, den man nicht verzeiht. Hiergegen kann ein groſſer Geiſt Weil ſonſt der haͤm’ſche Neid von weiten Mit Steinen immer auf ihn ſchmeiſt, Kein ander Mittel ſich bereiten, Als wenn er ſanfte Sittſamkeit Jn allen ſeinen Thaten weiſt. [Abbildung] Abend-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/411>, abgerufen am 04.10.2024.