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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Neu-Jahrs Gedichte.
Wolcken-Brüche, Sonnen-Schein, Frost, Schnee, Hagel,
Donner, Blitze,

Stürme, Regen, Thau und Reif, kühle Lüfte, Kälte, Hitze.
Wann nun, aus dergleichen Dingen, Lust und Vortheil
uns entspriessen;

Hat man ja, mit gröstem Necht, überzeuglich dieß zu schliessen,
Daß sie einer gütigen Providentz auch beyzulegen.
Selbst die Schrift spricht GOtt zum Preise:
GOtt hat uns viel Guts gethan. Er hat von dem
Himmel Regen,

Zeiten voller Fruchtbarkeit uns gegeben, auch mit Speise
Und mit inniglichen Freuden unsre Hertzen angefüllt,
Und uns oft des Geists und Cörpers Hunger, Durst
und Sucht gestillt.

Aber, wenn, im Gegentheil, aus den vorberührten Dingen
Auch gewisse Unglücks-Fäll', etwa kommen und entspringen,
So rufft uns dort Amos zu:
Jst auch in der Stadt ein Unglück, welches GOtt der
HErr nicht thu?

Ja man sieht an selbem Ort, wie so viele Unglücks-Fälle
GOtt sich selber beygelegt und auf seine Rechnung stelle.
Jch, spricht GOtt, hab' euch den Regen,

Biß zur Erndte noch drey Monden aufgehalten. Meinen
Seegen

Ließ ich über eine Stadt, Land und Acker sich ergiessen;
Ueber andere hingegen ließ ich selbigen nicht fliessen,
Und das Land verdorrete. Ferner: Jch hab euch geplaget
Mit der dürren Zeit und Brand-Korn, was ein Gart'
und Weinberg trug,

Ward durch Heuschreck- und durch Raupen, Wurm und
Käfer abgenaget.
Jch
Neu-Jahrs Gedichte.
Wolcken-Bruͤche, Sonnen-Schein, Froſt, Schnee, Hagel,
Donner, Blitze,

Stuͤrme, Regen, Thau und Reif, kuͤhle Luͤfte, Kaͤlte, Hitze.
Wann nun, aus dergleichen Dingen, Luſt und Vortheil
uns entſprieſſen;

Hat man ja, mit groͤſtem Necht, uͤberzeuglich dieß zu ſchlieſſen,
Daß ſie einer guͤtigen Providentz auch beyzulegen.
Selbſt die Schrift ſpricht GOtt zum Preiſe:
GOtt hat uns viel Guts gethan. Er hat von dem
Himmel Regen,

Zeiten voller Fruchtbarkeit uns gegeben, auch mit Speiſe
Und mit inniglichen Freuden unſre Hertzen angefuͤllt,
Und uns oft des Geiſts und Coͤrpers Hunger, Durſt
und Sucht geſtillt.

Aber, wenn, im Gegentheil, aus den vorberuͤhrten Dingen
Auch gewiſſe Ungluͤcks-Faͤll’, etwa kommen und entſpringen,
So rufft uns dort Amos zu:
Jſt auch in der Stadt ein Ungluͤck, welches GOtt der
HErr nicht thu?

Ja man ſieht an ſelbem Ort, wie ſo viele Ungluͤcks-Faͤlle
GOtt ſich ſelber beygelegt und auf ſeine Rechnung ſtelle.
Jch, ſpricht GOtt, hab’ euch den Regen,

Biß zur Erndte noch drey Monden aufgehalten. Meinen
Seegen

Ließ ich uͤber eine Stadt, Land und Acker ſich ergieſſen;
Ueber andere hingegen ließ ich ſelbigen nicht flieſſen,
Und das Land verdorrete. Ferner: Jch hab euch geplaget
Mit der duͤrren Zeit und Brand-Korn, was ein Gart’
und Weinberg trug,

Ward durch Heuſchreck- und durch Raupen, Wurm und
Kaͤfer abgenaget.
Jch
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[418/0434] Neu-Jahrs Gedichte. Wolcken-Bruͤche, Sonnen-Schein, Froſt, Schnee, Hagel, Donner, Blitze, Stuͤrme, Regen, Thau und Reif, kuͤhle Luͤfte, Kaͤlte, Hitze. Wann nun, aus dergleichen Dingen, Luſt und Vortheil uns entſprieſſen; Hat man ja, mit groͤſtem Necht, uͤberzeuglich dieß zu ſchlieſſen, Daß ſie einer guͤtigen Providentz auch beyzulegen. Selbſt die Schrift ſpricht GOtt zum Preiſe: GOtt hat uns viel Guts gethan. Er hat von dem Himmel Regen, Zeiten voller Fruchtbarkeit uns gegeben, auch mit Speiſe Und mit inniglichen Freuden unſre Hertzen angefuͤllt, Und uns oft des Geiſts und Coͤrpers Hunger, Durſt und Sucht geſtillt. Aber, wenn, im Gegentheil, aus den vorberuͤhrten Dingen Auch gewiſſe Ungluͤcks-Faͤll’, etwa kommen und entſpringen, So rufft uns dort Amos zu: Jſt auch in der Stadt ein Ungluͤck, welches GOtt der HErr nicht thu? Ja man ſieht an ſelbem Ort, wie ſo viele Ungluͤcks-Faͤlle GOtt ſich ſelber beygelegt und auf ſeine Rechnung ſtelle. Jch, ſpricht GOtt, hab’ euch den Regen, Biß zur Erndte noch drey Monden aufgehalten. Meinen Seegen Ließ ich uͤber eine Stadt, Land und Acker ſich ergieſſen; Ueber andere hingegen ließ ich ſelbigen nicht flieſſen, Und das Land verdorrete. Ferner: Jch hab euch geplaget Mit der duͤrren Zeit und Brand-Korn, was ein Gart’ und Weinberg trug, Ward durch Heuſchreck- und durch Raupen, Wurm und Kaͤfer abgenaget. Jch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/434>, abgerufen am 14.06.2024.