Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Jch nur war es, der mit Pest euch, wie die Egypter, schlug; Meine Hand allein hat euch umgekehret, wie das Land, Welches Sodom und Gomorra trug; ihr waret wie ein Brand, Den man aus dem Feuer reißt. Hierbey aber muß man fassen Und das, so wir angemerckt, niemahls aus den Augen lassen, Daß zu GOttes Providentz, seine Weisheit, Güte, Liebe Und Gerechtigkeit nicht minder, als wie seine Macht, gehören: Er ist weis' und bringet Unglück; hört man Jesaiam lehren, Aber bloß zum guten Endzweck; wannenhero Paulus schriebe: O! welch eine Reichthums-Tieffe beyde Göttlicher Verständniß Und Erkänntniß! Ach, wie so gar unbegreiflich sind dein Göttliches Gericht, Und wie unerforschlich, HErr, deine weisen Wege nicht! Es sind von ihm, durch ihn, in ihm, alle Dinge dieser Zeit; Jhm allein sey Lob und Danck, Ruhm und Ehr' in Ewigkeit! Also weiß der grosse GOtt, auch nach seiner Weisheit, sich Einen Weg, durch den Beweiß seiner Macht, zu der Erzeigung Seiner Gütigkeit zu bahnen gegen alle, deren Neigung Nur auf eine Art noch fähig seiner Gnade. Eigentlich Wird man leichtlich keinen Fall, wo sich die Gerechtigkeit GOttes zeigen wollen, finden: wo nicht an der andern Seit' Eine Probe seiner Güte sich zugleich zu Tage leget. Wenn D d 2
Neu-Jahrs Gedichte. Jch nur war es, der mit Peſt euch, wie die Egypter, ſchlug; Meine Hand allein hat euch umgekehret, wie das Land, Welches Sodom und Gomorra trug; ihr waret wie ein Brand, Den man aus dem Feuer reißt. Hierbey aber muß man faſſen Und das, ſo wir angemerckt, niemahls aus den Augen laſſen, Daß zu GOttes Providentz, ſeine Weisheit, Guͤte, Liebe Und Gerechtigkeit nicht minder, als wie ſeine Macht, gehoͤren: Er iſt weiſ’ und bringet Ungluͤck; hoͤrt man Jeſaiam lehren, Aber bloß zum guten Endzweck; wannenhero Paulus ſchriebe: O! welch eine Reichthums-Tieffe beyde Goͤttlicher Verſtaͤndniß Und Erkaͤnntniß! Ach, wie ſo gar unbegreiflich ſind dein Goͤttliches Gericht, Und wie unerforſchlich, HErr, deine weiſen Wege nicht! Es ſind von ihm, durch ihn, in ihm, alle Dinge dieſer Zeit; Jhm allein ſey Lob und Danck, Ruhm und Ehr’ in Ewigkeit! Alſo weiß der groſſe GOtt, auch nach ſeiner Weisheit, ſich Einen Weg, durch den Beweiß ſeiner Macht, zu der Erzeigung Seiner Guͤtigkeit zu bahnen gegen alle, deren Neigung Nur auf eine Art noch faͤhig ſeiner Gnade. Eigentlich Wird man leichtlich keinen Fall, wo ſich die Gerechtigkeit GOttes zeigen wollen, finden: wo nicht an der andern Seit’ Eine Probe ſeiner Guͤte ſich zugleich zu Tage leget. Wenn D d 2
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Neu-Jahrs Gedichte.
Jch nur war es, der mit Peſt euch, wie die Egypter, ſchlug;
Meine Hand allein hat euch umgekehret, wie das Land,
Welches Sodom und Gomorra trug; ihr waret wie
ein Brand,
Den man aus dem Feuer reißt. Hierbey aber muß man
faſſen
Und das, ſo wir angemerckt, niemahls aus den Augen laſſen,
Daß zu GOttes Providentz, ſeine Weisheit, Guͤte, Liebe
Und Gerechtigkeit nicht minder, als wie ſeine Macht,
gehoͤren:
Er iſt weiſ’ und bringet Ungluͤck; hoͤrt man Jeſaiam
lehren,
Aber bloß zum guten Endzweck; wannenhero Paulus
ſchriebe:
O! welch eine Reichthums-Tieffe beyde Goͤttlicher
Verſtaͤndniß
Und Erkaͤnntniß!
Ach, wie ſo gar unbegreiflich ſind dein Goͤttliches Gericht,
Und wie unerforſchlich, HErr, deine weiſen Wege nicht!
Es ſind von ihm, durch ihn, in ihm, alle Dinge dieſer
Zeit;
Jhm allein ſey Lob und Danck, Ruhm und Ehr’ in
Ewigkeit!
Alſo weiß der groſſe GOtt, auch nach ſeiner Weisheit, ſich
Einen Weg, durch den Beweiß ſeiner Macht, zu der
Erzeigung
Seiner Guͤtigkeit zu bahnen gegen alle, deren Neigung
Nur auf eine Art noch faͤhig ſeiner Gnade. Eigentlich
Wird man leichtlich keinen Fall, wo ſich die Gerechtigkeit
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Eine Probe ſeiner Guͤte ſich zugleich zu Tage leget.
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