Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Wenn er dort der Amoriter gantzes Heer mit Schlossen schläget, So ward Gibeon dadurch der Velagerung befreyt; Haben dort die Mauren Apheck auf die Syrer fallen müssen, Wurde dadurch Jsrael gäntzlich seinem Joch entrissen. Dieses alles und dergleichen zeigt des Schöpfers Weis- heit an, Die bey seiner Providentz sich so überzeuglich weiset; Da, er mehr als einen Endzweck, der erreicht wird, zeigen kann, Blos durch einerley Verhängniß. Welches, wenn mans recht erwegt, Göttliche Gerechtigkeit, noch um desto besser preiset; Als wobey er auch die Güte andern zu erzeigen pflegt. Endlich ist der Todt von allem, was uns auf der Welt betrifft, Unser letzteres Verhängniß. Aber auch das Sterben stehet Unter GOttes Providentz. Denn obgleich auch selbst die Schrifft Von so rohen Leuten zeuget, welche, voller Wehmuth, lehren: Daß wir Menschen, so wie wir ungefähr gebohren wären, So von ungefehr auch stürben; zeigt doch die Vernunft, daß man Sonder GOttes Providentz auch unmöglich sterben kann. Denn so lehret die Vernunfft: Es sey uns von GOtt das Leben, Unser Othem, auch der Cörper, der so künstlich ist, gegeben; GOtt nur, habe Seel' und Leib so verwunderlich vereint. Da der Mensch nun auf der Welt nicht von ungefähr erscheint; Jst es denn nicht unvernünfftig, wenn dem ungeacht, man meynt, Daß
Neu-Jahrs Gedichte. Wenn er dort der Amoriter gantzes Heer mit Schloſſen ſchlaͤget, So ward Gibeon dadurch der Velagerung befreyt; Haben dort die Mauren Apheck auf die Syrer fallen muͤſſen, Wurde dadurch Jſrael gaͤntzlich ſeinem Joch entriſſen. Dieſes alles und dergleichen zeigt des Schoͤpfers Weis- heit an, Die bey ſeiner Providentz ſich ſo uͤberzeuglich weiſet; Da, er mehr als einen Endzweck, der erreicht wird, zeigen kann, Blos durch einerley Verhaͤngniß. Welches, wenn mans recht erwegt, Goͤttliche Gerechtigkeit, noch um deſto beſſer preiſet; Als wobey er auch die Guͤte andern zu erzeigen pflegt. Endlich iſt der Todt von allem, was uns auf der Welt betrifft, Unſer letzteres Verhaͤngniß. Aber auch das Sterben ſtehet Unter GOttes Providentz. Denn obgleich auch ſelbſt die Schrifft Von ſo rohen Leuten zeuget, welche, voller Wehmuth, lehren: Daß wir Menſchen, ſo wie wir ungefaͤhr gebohren waͤren, So von ungefehr auch ſtuͤrben; zeigt doch die Vernunft, daß man Sonder GOttes Providentz auch unmoͤglich ſterben kann. Denn ſo lehret die Vernunfft: Es ſey uns von GOtt das Leben, Unſer Othem, auch der Coͤrper, der ſo kuͤnſtlich iſt, gegeben; GOtt nur, habe Seel’ und Leib ſo verwunderlich vereint. Da der Menſch nun auf der Welt nicht von ungefaͤhr erſcheint; Jſt es denn nicht unvernuͤnfftig, wenn dem ungeacht, man meynt, Daß
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Neu-Jahrs Gedichte.
Wenn er dort der Amoriter gantzes Heer mit Schloſſen
ſchlaͤget,
So ward Gibeon dadurch der Velagerung befreyt;
Haben dort die Mauren Apheck auf die Syrer fallen muͤſſen,
Wurde dadurch Jſrael gaͤntzlich ſeinem Joch entriſſen.
Dieſes alles und dergleichen zeigt des Schoͤpfers Weis-
heit an,
Die bey ſeiner Providentz ſich ſo uͤberzeuglich weiſet;
Da, er mehr als einen Endzweck, der erreicht wird, zeigen kann,
Blos durch einerley Verhaͤngniß. Welches, wenn mans recht
erwegt,
Goͤttliche Gerechtigkeit, noch um deſto beſſer preiſet;
Als wobey er auch die Guͤte andern zu erzeigen pflegt.
Endlich iſt der Todt von allem, was uns auf der Welt
betrifft,
Unſer letzteres Verhaͤngniß. Aber auch das Sterben ſtehet
Unter GOttes Providentz. Denn obgleich auch ſelbſt die
Schrifft
Von ſo rohen Leuten zeuget, welche, voller Wehmuth, lehren:
Daß wir Menſchen, ſo wie wir ungefaͤhr gebohren waͤren,
So von ungefehr auch ſtuͤrben; zeigt doch die Vernunft,
daß man
Sonder GOttes Providentz auch unmoͤglich ſterben kann.
Denn ſo lehret die Vernunfft: Es ſey uns von GOtt das
Leben,
Unſer Othem, auch der Coͤrper, der ſo kuͤnſtlich iſt, gegeben;
GOtt nur, habe Seel’ und Leib ſo verwunderlich vereint.
Da der Menſch nun auf der Welt nicht von ungefaͤhr
erſcheint;
Jſt es denn nicht unvernuͤnfftig, wenn dem ungeacht, man
meynt,
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