Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Die überzeuglich gnug. Doch, da es GOtt zu Ehren Vermuthlich auch gereicht, wenn ich, zu dieser Zeit, Von seiner Liebe Größ' und Unermäßlichkeit, Jn Ansehn unsers Geists, was deutliches zu lehren Mich jetzt beschäftige; So will ich, auf dein Fragen, Dir nicht allein hier meine Meynung sagen; Jch will nachher, wie ich mir vorgenommen, So, wie wir einst von der Materie Verschiedne Kräft', erstaunt, erwogen, Durch einen neuen Trieb darzu gezogen, Auch auf der Seelen Kräfte kommen, Und, wo nicht mehr, doch minstens, eine Kraft Und sonderbahre Eigenschaft Der Menschen auf der Welt vorhandnen Seel', erwegen, Die deine Zweifel auch daneben Vielleicht geschickt am kräftigsten zu heben. Gieb, grosser Schöpfer, doch zu beydem deinen Seegen! Was die Unsterblichkeit der Seelen nun betrift, Bedaur' ich zwar, daß dich von dieser Wahrheit, So wenig mein Gespräch, als auch die Schrift, Die doch hievon mit solcher Klarheit Uns zeugt, dich überzeugt. Drum will ich mich bequehmen, Nebst ihnen die Vernunft zu Hülff' zu nehmen. Um dieses nun noch ferner zu erklären, So stell ich dir Selbst aus der weisen Heyden Lehren, Von unsrer Seelen Daur, hier ihre Meynung für. Es saget hievon Cicero, Jn Scipionis Traum, also: Ein E e
Neu-Jahrs Gedichte. Die uͤberzeuglich gnug. Doch, da es GOtt zu Ehren Vermuthlich auch gereicht, wenn ich, zu dieſer Zeit, Von ſeiner Liebe Groͤß’ und Unermaͤßlichkeit, Jn Anſehn unſers Geiſts, was deutliches zu lehren Mich jetzt beſchaͤftige; So will ich, auf dein Fragen, Dir nicht allein hier meine Meynung ſagen; Jch will nachher, wie ich mir vorgenommen, So, wie wir einſt von der Materie Verſchiedne Kraͤft’, erſtaunt, erwogen, Durch einen neuen Trieb darzu gezogen, Auch auf der Seelen Kraͤfte kommen, Und, wo nicht mehr, doch minſtens, eine Kraft Und ſonderbahre Eigenſchaft Der Menſchen auf der Welt vorhandnen Seel’, erwegen, Die deine Zweifel auch daneben Vielleicht geſchickt am kraͤftigſten zu heben. Gieb, groſſer Schoͤpfer, doch zu beydem deinen Seegen! Was die Unſterblichkeit der Seelen nun betrift, Bedaur’ ich zwar, daß dich von dieſer Wahrheit, So wenig mein Geſpraͤch, als auch die Schrift, Die doch hievon mit ſolcher Klarheit Uns zeugt, dich uͤberzeugt. Drum will ich mich bequehmen, Nebſt ihnen die Vernunft zu Huͤlff’ zu nehmen. Um dieſes nun noch ferner zu erklaͤren, So ſtell ich dir Selbſt aus der weiſen Heyden Lehren, Von unſrer Seelen Daur, hier ihre Meynung fuͤr. Es ſaget hievon Cicero, Jn Scipionis Traum, alſo: Ein E e
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0449" n="433"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="74"> <l>Die uͤberzeuglich gnug. Doch, da es GOtt zu Ehren</l><lb/> <l>Vermuthlich auch gereicht, wenn ich, zu dieſer Zeit,</l><lb/> <l>Von ſeiner Liebe Groͤß’ und Unermaͤßlichkeit,</l><lb/> <l>Jn Anſehn unſers Geiſts, was deutliches zu lehren</l><lb/> <l>Mich jetzt beſchaͤftige;</l><lb/> <l>So will ich, auf dein Fragen,</l><lb/> <l>Dir nicht allein hier meine Meynung ſagen;</l><lb/> <l>Jch will nachher, wie ich mir vorgenommen,</l><lb/> <l>So, wie wir einſt von der Materie</l><lb/> <l>Verſchiedne Kraͤft’, erſtaunt, erwogen,</l><lb/> <l>Durch einen neuen Trieb darzu gezogen,</l><lb/> <l>Auch auf der Seelen Kraͤfte kommen,</l><lb/> <l>Und, wo nicht mehr, doch minſtens, eine Kraft</l><lb/> <l>Und ſonderbahre Eigenſchaft</l><lb/> <l>Der Menſchen auf der Welt vorhandnen Seel’, erwegen,</l><lb/> <l>Die deine Zweifel auch daneben</l><lb/> <l>Vielleicht geſchickt am kraͤftigſten zu heben.</l><lb/> <l>Gieb, groſſer Schoͤpfer, doch zu beydem deinen Seegen!</l><lb/> <l>Was die Unſterblichkeit der Seelen nun betrift,</l><lb/> <l>Bedaur’ ich zwar, daß dich von dieſer Wahrheit,</l><lb/> <l>So wenig mein Geſpraͤch, als auch die Schrift,</l><lb/> <l>Die doch hievon mit ſolcher Klarheit</l><lb/> <l>Uns zeugt, dich uͤberzeugt. Drum will ich mich bequehmen,</l><lb/> <l>Nebſt ihnen die Vernunft zu Huͤlff’ zu nehmen.</l><lb/> <l>Um dieſes nun noch ferner zu erklaͤren,</l><lb/> <l>So ſtell ich dir</l><lb/> <l>Selbſt aus der weiſen Heyden Lehren,</l><lb/> <l>Von unſrer Seelen Daur, hier ihre Meynung fuͤr.</l><lb/> <l>Es ſaget hievon Cicero,</l><lb/> <l>Jn Scipionis Traum, alſo:</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e</fw> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [433/0449]
Neu-Jahrs Gedichte.
Die uͤberzeuglich gnug. Doch, da es GOtt zu Ehren
Vermuthlich auch gereicht, wenn ich, zu dieſer Zeit,
Von ſeiner Liebe Groͤß’ und Unermaͤßlichkeit,
Jn Anſehn unſers Geiſts, was deutliches zu lehren
Mich jetzt beſchaͤftige;
So will ich, auf dein Fragen,
Dir nicht allein hier meine Meynung ſagen;
Jch will nachher, wie ich mir vorgenommen,
So, wie wir einſt von der Materie
Verſchiedne Kraͤft’, erſtaunt, erwogen,
Durch einen neuen Trieb darzu gezogen,
Auch auf der Seelen Kraͤfte kommen,
Und, wo nicht mehr, doch minſtens, eine Kraft
Und ſonderbahre Eigenſchaft
Der Menſchen auf der Welt vorhandnen Seel’, erwegen,
Die deine Zweifel auch daneben
Vielleicht geſchickt am kraͤftigſten zu heben.
Gieb, groſſer Schoͤpfer, doch zu beydem deinen Seegen!
Was die Unſterblichkeit der Seelen nun betrift,
Bedaur’ ich zwar, daß dich von dieſer Wahrheit,
So wenig mein Geſpraͤch, als auch die Schrift,
Die doch hievon mit ſolcher Klarheit
Uns zeugt, dich uͤberzeugt. Drum will ich mich bequehmen,
Nebſt ihnen die Vernunft zu Huͤlff’ zu nehmen.
Um dieſes nun noch ferner zu erklaͤren,
So ſtell ich dir
Selbſt aus der weiſen Heyden Lehren,
Von unſrer Seelen Daur, hier ihre Meynung fuͤr.
Es ſaget hievon Cicero,
Jn Scipionis Traum, alſo:
Ein
E e
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |