Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Frühlings-Ergötzlichkeiten.
Es prägt der Sonnen heitrer Schein
Jm Lentzen ein recht lächelnd Wesen
Fast einem jeden Vorwurf ein,
Und was man nah und fern erblickt
Scheint uns zur Anmuht neu geschmückt.
Der reinen Lüfte blaue Glut
Färbt lieblich blau die glatte Flut,
Ein grüner Glantz bedeckt die Wälder,
Ein bunter, die beblühmten Felder;
Es schwimmt jetzt überall, zur Anmuth unsrer Brust,
Der rege Blick in lauter Lust.
Man sieht jetzt, durch die hell- und reine Heiterkeit
Der hell- und reinen Sonnen Strahlen,
Worin, zumahl zur Frühling Zeit,
Ein jeder Vorwurf gleichsam schwimmt,
Wodurch fast jeder Vorwurf glimmt,
Sich jeden Vorwurf herrlich mahlen.
Es blickt (nicht hie und da, ein Vorwurf nur)
Die gantze sichtbare Natur
Uns überall jetzt gleichsam lächelnd an.
Ach, laßt doch denn auch uns, durchs Lachen unsrer Erden,
Ein Lachen zugerichtet werden!
Ach, möchte doch, wenn man die Welt so schön geschmückt,
Mit Andacht und mit Lust, zur Frühlings-Zeit erblickt,
Auch unser Geist dadurch geschmücket werden,
Daß uns der Erden Pracht und Schmuck und Schönheit
rühren
Und uns zu ihrer Quell, zum grossen Schöpfer, führen!
Ach, möchte doch, durchs Grüne dieser Erden,
Der Hofnung geistig grün, die frohe Seele zieren!
Ach
Fruͤhlings-Ergoͤtzlichkeiten.
Es praͤgt der Sonnen heitrer Schein
Jm Lentzen ein recht laͤchelnd Weſen
Faſt einem jeden Vorwurf ein,
Und was man nah und fern erblickt
Scheint uns zur Anmuht neu geſchmuͤckt.
Der reinen Luͤfte blaue Glut
Faͤrbt lieblich blau die glatte Flut,
Ein gruͤner Glantz bedeckt die Waͤlder,
Ein bunter, die bebluͤhmten Felder;
Es ſchwimmt jetzt uͤberall, zur Anmuth unſrer Bruſt,
Der rege Blick in lauter Luſt.
Man ſieht jetzt, durch die hell- und reine Heiterkeit
Der hell- und reinen Sonnen Strahlen,
Worin, zumahl zur Fruͤhling Zeit,
Ein jeder Vorwurf gleichſam ſchwimmt,
Wodurch faſt jeder Vorwurf glimmt,
Sich jeden Vorwurf herrlich mahlen.
Es blickt (nicht hie und da, ein Vorwurf nur)
Die gantze ſichtbare Natur
Uns uͤberall jetzt gleichſam laͤchelnd an.
Ach, laßt doch denn auch uns, durchs Lachen unſrer Erden,
Ein Lachen zugerichtet werden!
Ach, moͤchte doch, wenn man die Welt ſo ſchoͤn geſchmuͤckt,
Mit Andacht und mit Luſt, zur Fruͤhlings-Zeit erblickt,
Auch unſer Geiſt dadurch geſchmuͤcket werden,
Daß uns der Erden Pracht und Schmuck und Schoͤnheit
ruͤhren
Und uns zu ihrer Quell, zum groſſen Schoͤpfer, fuͤhren!
Ach, moͤchte doch, durchs Gruͤne dieſer Erden,
Der Hofnung geiſtig gruͤn, die frohe Seele zieren!
Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="31"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fru&#x0364;hlings-Ergo&#x0364;tzlichkeiten.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Es pra&#x0364;gt der Sonnen heitrer Schein</l><lb/>
          <l>Jm Lentzen ein recht la&#x0364;chelnd We&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Fa&#x017F;t einem jeden Vorwurf ein,</l><lb/>
          <l>Und was man nah und fern erblickt</l><lb/>
          <l>Scheint uns zur Anmuht neu ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt.</l><lb/>
          <l>Der reinen Lu&#x0364;fte blaue Glut</l><lb/>
          <l>Fa&#x0364;rbt lieblich blau die glatte Flut,</l><lb/>
          <l>Ein gru&#x0364;ner Glantz bedeckt die Wa&#x0364;lder,</l><lb/>
          <l>Ein bunter, die beblu&#x0364;hmten Felder;</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;chwimmt jetzt u&#x0364;berall, zur Anmuth un&#x017F;rer Bru&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Der rege Blick in lauter Lu&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Man &#x017F;ieht jetzt, durch die hell- und reine Heiterkeit</l><lb/>
          <l>Der hell- und reinen Sonnen Strahlen,</l><lb/>
          <l>Worin, zumahl zur Fru&#x0364;hling Zeit,</l><lb/>
          <l>Ein jeder Vorwurf gleich&#x017F;am &#x017F;chwimmt,</l><lb/>
          <l>Wodurch fa&#x017F;t jeder Vorwurf glimmt,</l><lb/>
          <l>Sich jeden Vorwurf herrlich mahlen.</l><lb/>
          <l>Es blickt (nicht hie und da, ein Vorwurf nur)</l><lb/>
          <l>Die gantze &#x017F;ichtbare Natur</l><lb/>
          <l>Uns u&#x0364;berall jetzt gleich&#x017F;am la&#x0364;chelnd an.</l><lb/>
          <l>Ach, laßt doch denn auch uns, durchs Lachen un&#x017F;rer Erden,</l><lb/>
          <l>Ein Lachen zugerichtet werden!</l><lb/>
          <l>Ach, mo&#x0364;chte doch, wenn man die Welt &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
          <l>Mit Andacht und mit Lu&#x017F;t, zur Fru&#x0364;hlings-Zeit erblickt,</l><lb/>
          <l>Auch un&#x017F;er Gei&#x017F;t dadurch ge&#x017F;chmu&#x0364;cket werden,</l><lb/>
          <l>Daß uns der Erden Pracht und Schmuck und Scho&#x0364;nheit</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ru&#x0364;hren</hi> </l><lb/>
          <l>Und uns zu ihrer Quell, zum gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfer, fu&#x0364;hren!</l><lb/>
          <l>Ach, mo&#x0364;chte doch, durchs Gru&#x0364;ne die&#x017F;er Erden,</l><lb/>
          <l>Der Hofnung gei&#x017F;tig gru&#x0364;n, die frohe Seele zieren!</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0047] Fruͤhlings-Ergoͤtzlichkeiten. Es praͤgt der Sonnen heitrer Schein Jm Lentzen ein recht laͤchelnd Weſen Faſt einem jeden Vorwurf ein, Und was man nah und fern erblickt Scheint uns zur Anmuht neu geſchmuͤckt. Der reinen Luͤfte blaue Glut Faͤrbt lieblich blau die glatte Flut, Ein gruͤner Glantz bedeckt die Waͤlder, Ein bunter, die bebluͤhmten Felder; Es ſchwimmt jetzt uͤberall, zur Anmuth unſrer Bruſt, Der rege Blick in lauter Luſt. Man ſieht jetzt, durch die hell- und reine Heiterkeit Der hell- und reinen Sonnen Strahlen, Worin, zumahl zur Fruͤhling Zeit, Ein jeder Vorwurf gleichſam ſchwimmt, Wodurch faſt jeder Vorwurf glimmt, Sich jeden Vorwurf herrlich mahlen. Es blickt (nicht hie und da, ein Vorwurf nur) Die gantze ſichtbare Natur Uns uͤberall jetzt gleichſam laͤchelnd an. Ach, laßt doch denn auch uns, durchs Lachen unſrer Erden, Ein Lachen zugerichtet werden! Ach, moͤchte doch, wenn man die Welt ſo ſchoͤn geſchmuͤckt, Mit Andacht und mit Luſt, zur Fruͤhlings-Zeit erblickt, Auch unſer Geiſt dadurch geſchmuͤcket werden, Daß uns der Erden Pracht und Schmuck und Schoͤnheit ruͤhren Und uns zu ihrer Quell, zum groſſen Schoͤpfer, fuͤhren! Ach, moͤchte doch, durchs Gruͤne dieſer Erden, Der Hofnung geiſtig gruͤn, die frohe Seele zieren! Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/47
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/47>, abgerufen am 03.12.2024.