Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Aus allen diesen sehen wir, wie wunderbar, wie vielerley, Wie manches Werckzeug von dem Schöpfer so weislich zugerichtet sey, Damit wir mögten reden können. Komm her, verstockter Atheist, Und sprich, ob dieses kein Beweis von einem weisen Wesen ist? Nicht minder muß das grosse Wunder, die Lufft, von uns betrachtet werden, Jn die die Kraft sich auszuspannen und schnell ein Zittern zu erregen, Wodurch sie leichtlich thönt, gesenckt. Sie ist sehr fertig, sich zu lencken. Von ihr ist alles angefüllt; sie ist rings an der gantzen Erden, So, daß sie keinem Thiere fehlt. Es wird durch sie, als einen Wagen, Die mannigfaltige Bewegung schnell in die Ferne fortge- tragen. Am allermeisten wird man noch, wenn wirs mit Achtsam- keit ergründen, Jm Wunder-Werckzeug' unsrer Luft-Röhr', ein unbegreif- lichs Wunder finden. Auf laßt uns denn derselben Bau (HErr, laß es dir zum Ruhm geschehn) Nicht minder mit Aufmercksamkeit, mit Lust und Ehrfurcht doch besehn! Jn unserm Hals' ist eine Röhre recht wunderwürdig zubereitet, Durch welche Luft und Ton und Stimme formiret wird und durchgeleitet. Der untre Theil ist hart und fest, als wie ein hohles Jn- strument; Besteht aus Circkeln, welche knörplich, die man dahero Trochen nenut, Wo- G g 5
Neu-Jahrs Gedichte. Aus allen dieſen ſehen wir, wie wunderbar, wie vielerley, Wie manches Werckzeug von dem Schoͤpfer ſo weislich zugerichtet ſey, Damit wir moͤgten reden koͤnnen. Komm her, verſtockter Atheiſt, Und ſprich, ob dieſes kein Beweis von einem weiſen Weſen iſt? Nicht minder muß das groſſe Wunder, die Lufft, von uns betrachtet werden, Jn die die Kraft ſich auszuſpannen und ſchnell ein Zittern zu erregen, Wodurch ſie leichtlich thoͤnt, geſenckt. Sie iſt ſehr fertig, ſich zu lencken. Von ihr iſt alles angefuͤllt; ſie iſt rings an der gantzen Erden, So, daß ſie keinem Thiere fehlt. Es wird durch ſie, als einen Wagen, Die mannigfaltige Bewegung ſchnell in die Ferne fortge- tragen. Am allermeiſten wird man noch, wenn wirs mit Achtſam- keit ergruͤnden, Jm Wunder-Werckzeug’ unſrer Luft-Roͤhr’, ein unbegreif- lichs Wunder finden. Auf laßt uns denn derſelben Bau (HErr, laß es dir zum Ruhm geſchehn) Nicht minder mit Aufmerckſamkeit, mit Luſt und Ehrfurcht doch beſehn! Jn unſerm Halſ’ iſt eine Roͤhre recht wunderwuͤrdig zubereitet, Durch welche Luft und Ton und Stimme formiret wird und durchgeleitet. Der untre Theil iſt hart und feſt, als wie ein hohles Jn- ſtrument; Beſteht aus Circkeln, welche knoͤrplich, die man dahero Trochen nenut, Wo- G g 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0489" n="473"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="140"> <l>Aus allen dieſen ſehen wir, wie wunderbar, wie vielerley,</l><lb/> <l>Wie manches Werckzeug von dem Schoͤpfer ſo weislich<lb/><hi rendition="#et">zugerichtet ſey,</hi></l><lb/> <l>Damit wir moͤgten reden koͤnnen. Komm her, verſtockter<lb/><hi rendition="#et">Atheiſt,</hi></l><lb/> <l>Und ſprich, ob dieſes kein Beweis von einem weiſen<lb/><hi rendition="#et">Weſen iſt?</hi></l> </lg><lb/> <lg n="141"> <l>Nicht minder muß das groſſe Wunder, die <hi rendition="#fr">Lufft,</hi> von uns<lb/><hi rendition="#et">betrachtet werden,</hi></l><lb/> <l>Jn die die Kraft ſich auszuſpannen und ſchnell ein Zittern<lb/><hi rendition="#et">zu erregen,</hi></l><lb/> <l>Wodurch ſie leichtlich thoͤnt, geſenckt. Sie iſt ſehr fertig,<lb/><hi rendition="#et">ſich zu lencken.</hi></l><lb/> <l>Von ihr iſt alles angefuͤllt; ſie iſt rings an der gantzen<lb/><hi rendition="#et">Erden,</hi></l><lb/> <l>So, daß ſie keinem Thiere fehlt. Es wird durch ſie, als<lb/><hi rendition="#et">einen Wagen,</hi></l><lb/> <l>Die mannigfaltige Bewegung ſchnell in die Ferne fortge-<lb/><hi rendition="#et">tragen.</hi></l><lb/> <l>Am allermeiſten wird man noch, wenn wirs mit Achtſam-<lb/><hi rendition="#et">keit ergruͤnden,</hi></l><lb/> <l>Jm Wunder-Werckzeug’ unſrer <hi rendition="#fr">Luft-Roͤhr’,</hi> ein unbegreif-<lb/><hi rendition="#et">lichs Wunder finden.</hi></l><lb/> <l>Auf laßt uns denn derſelben Bau (HErr, laß es dir zum<lb/><hi rendition="#et">Ruhm geſchehn)</hi></l><lb/> <l>Nicht minder mit Aufmerckſamkeit, mit Luſt und Ehrfurcht<lb/><hi rendition="#et">doch beſehn!</hi></l> </lg><lb/> <lg n="142"> <l>Jn unſerm Halſ’ iſt eine Roͤhre recht wunderwuͤrdig<lb/><hi rendition="#et">zubereitet,</hi></l><lb/> <l>Durch welche Luft und Ton und Stimme formiret wird<lb/><hi rendition="#et">und durchgeleitet.</hi></l><lb/> <l>Der untre Theil iſt hart und feſt, als wie ein hohles Jn-<lb/><hi rendition="#et">ſtrument;</hi></l><lb/> <l>Beſteht aus Circkeln, welche knoͤrplich, die man dahero<lb/><hi rendition="#et">Trochen nenut,</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G g 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Wo-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [473/0489]
Neu-Jahrs Gedichte.
Aus allen dieſen ſehen wir, wie wunderbar, wie vielerley,
Wie manches Werckzeug von dem Schoͤpfer ſo weislich
zugerichtet ſey,
Damit wir moͤgten reden koͤnnen. Komm her, verſtockter
Atheiſt,
Und ſprich, ob dieſes kein Beweis von einem weiſen
Weſen iſt?
Nicht minder muß das groſſe Wunder, die Lufft, von uns
betrachtet werden,
Jn die die Kraft ſich auszuſpannen und ſchnell ein Zittern
zu erregen,
Wodurch ſie leichtlich thoͤnt, geſenckt. Sie iſt ſehr fertig,
ſich zu lencken.
Von ihr iſt alles angefuͤllt; ſie iſt rings an der gantzen
Erden,
So, daß ſie keinem Thiere fehlt. Es wird durch ſie, als
einen Wagen,
Die mannigfaltige Bewegung ſchnell in die Ferne fortge-
tragen.
Am allermeiſten wird man noch, wenn wirs mit Achtſam-
keit ergruͤnden,
Jm Wunder-Werckzeug’ unſrer Luft-Roͤhr’, ein unbegreif-
lichs Wunder finden.
Auf laßt uns denn derſelben Bau (HErr, laß es dir zum
Ruhm geſchehn)
Nicht minder mit Aufmerckſamkeit, mit Luſt und Ehrfurcht
doch beſehn!
Jn unſerm Halſ’ iſt eine Roͤhre recht wunderwuͤrdig
zubereitet,
Durch welche Luft und Ton und Stimme formiret wird
und durchgeleitet.
Der untre Theil iſt hart und feſt, als wie ein hohles Jn-
ſtrument;
Beſteht aus Circkeln, welche knoͤrplich, die man dahero
Trochen nenut,
Wo-
G g 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |