Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Wodurch es an der Lungen fest; indem der Ober-Theil hingegen Aus weichen Knörpelchen formirt, die sich so wunderbar bewegen, Und sich, auf ungezehlte Weise, verändern, heben, biegen, drehn, Wodurch sie denn die regen Lüfte die ungehindert durch sie gehn, Zu einer, auf viel tausend Arten, erzitternden Bewegung bringen, Aus welcher Millionen Tön' und aller Sprachen Meng' entspringen, Die, da sie auf so manche Weise, sich, durch der Röhre Zit- tern, rühren, Die Stimme, Rede, Wörter, Sprachen, auf ungezehlte Art formiren. Die Theile dieser Wunder-Röhre sind nicht nur unter sich verbunden Mit ungezählten Bänderchen, und kunst- und wunder-reich umwunden; Es strecken sich von dieser Röhre verschiedne kleine Nerv- und Röhren Nach unsrer Brust, dem Zwerg-Fell, Hertzen, auch auf- wärts da, woselbst wir hören, Nach unsern Augen, Zähnen, Wangen, ja höher noch biß in die Stirn', Und, in derselben, nach dem Sitz der Seelen selbst, biß ins Gehirn, Woselbst die Seele, wie es glaublich, die Lebens-Geister von sich schickt, Und durch dieselbigen die Muskeln der Luft-Röhr' unter- schiedlich drückt. Nach-
Neu-Jahrs Gedichte. Wodurch es an der Lungen feſt; indem der Ober-Theil hingegen Aus weichen Knoͤrpelchen formirt, die ſich ſo wunderbar bewegen, Und ſich, auf ungezehlte Weiſe, veraͤndern, heben, biegen, drehn, Wodurch ſie denn die regen Luͤfte die ungehindert durch ſie gehn, Zu einer, auf viel tauſend Arten, erzitternden Bewegung bringen, Aus welcher Millionen Toͤn’ und aller Sprachen Meng’ entſpringen, Die, da ſie auf ſo manche Weiſe, ſich, durch der Roͤhre Zit- tern, ruͤhren, Die Stimme, Rede, Woͤrter, Sprachen, auf ungezehlte Art formiren. Die Theile dieſer Wunder-Roͤhre ſind nicht nur unter ſich verbunden Mit ungezaͤhlten Baͤnderchen, und kunſt- und wunder-reich umwunden; Es ſtrecken ſich von dieſer Roͤhre verſchiedne kleine Nerv- und Roͤhren Nach unſrer Bruſt, dem Zwerg-Fell, Hertzen, auch auf- waͤrts da, woſelbſt wir hoͤren, Nach unſern Augen, Zaͤhnen, Wangen, ja hoͤher noch biß in die Stirn’, Und, in derſelben, nach dem Sitz der Seelen ſelbſt, biß ins Gehirn, Woſelbſt die Seele, wie es glaublich, die Lebens-Geiſter von ſich ſchickt, Und durch dieſelbigen die Muskeln der Luft-Roͤhr’ unter- ſchiedlich druͤckt. Nach-
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Neu-Jahrs Gedichte.
Wodurch es an der Lungen feſt; indem der Ober-Theil
hingegen
Aus weichen Knoͤrpelchen formirt, die ſich ſo wunderbar
bewegen,
Und ſich, auf ungezehlte Weiſe, veraͤndern, heben, biegen,
drehn,
Wodurch ſie denn die regen Luͤfte die ungehindert durch ſie
gehn,
Zu einer, auf viel tauſend Arten, erzitternden Bewegung
bringen,
Aus welcher Millionen Toͤn’ und aller Sprachen Meng’
entſpringen,
Die, da ſie auf ſo manche Weiſe, ſich, durch der Roͤhre Zit-
tern, ruͤhren,
Die Stimme, Rede, Woͤrter, Sprachen, auf ungezehlte
Art formiren.
Die Theile dieſer Wunder-Roͤhre ſind nicht nur unter ſich
verbunden
Mit ungezaͤhlten Baͤnderchen, und kunſt- und wunder-reich
umwunden;
Es ſtrecken ſich von dieſer Roͤhre verſchiedne kleine Nerv-
und Roͤhren
Nach unſrer Bruſt, dem Zwerg-Fell, Hertzen, auch auf-
waͤrts da, woſelbſt wir hoͤren,
Nach unſern Augen, Zaͤhnen, Wangen, ja hoͤher noch biß
in die Stirn’,
Und, in derſelben, nach dem Sitz der Seelen ſelbſt, biß ins
Gehirn,
Woſelbſt die Seele, wie es glaublich, die Lebens-Geiſter
von ſich ſchickt,
Und durch dieſelbigen die Muskeln der Luft-Roͤhr’ unter-
ſchiedlich druͤckt.
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