So ist die Sache ihrer Natur gemäß ausge- führet. Geschicht dieses auf eine ordentliche und angenehme Weise: So hat man sich da- bey nach den Neigungen derer bequemt, die man unterrichten will, durch einen Vortrag, der uns lebhaft vor Augen stellet, was wir daraus lernen sollen; sodann ist das Ange- nehme mit dem Nützlichen und Gründlichen verbunden, und wird die Sache selbst um so viel stärker und leichter in unser Gemüthe Eindruck verursachen.
Dem irdischen Vergnügen wird man auch diese Vortheile verhoffentlich nicht ab- sprechen können
Ein Verfasser, der endlich alle seine Le- ser auf gleiche Weise unterhält, wird das Mis- vergnügen haben, zu sehen, daß wenige davon sein Werk zum zweytenmale lesen, und noch weniger seines Unterrichtes sich bedienen werden. Jhre Gemüthsneigungen sind so unterschiedlich, als die Bildungen der Gesich- ter, und folglich wird einer anders beweget, als der andere.
Daß
Vorrede.
So iſt die Sache ihrer Natur gemaͤß ausge- fuͤhret. Geſchicht dieſes auf eine ordentliche und angenehme Weiſe: So hat man ſich da- bey nach den Neigungen derer bequemt, die man unterrichten will, durch einen Vortrag, der uns lebhaft vor Augen ſtellet, was wir daraus lernen ſollen; ſodann iſt das Ange- nehme mit dem Nuͤtzlichen und Gruͤndlichen verbunden, und wird die Sache ſelbſt um ſo viel ſtaͤrker und leichter in unſer Gemuͤthe Eindruck verurſachen.
Dem irdiſchen Vergnuͤgen wird man auch dieſe Vortheile verhoffentlich nicht ab- ſprechen koͤnnen
Ein Verfaſſer, der endlich alle ſeine Le- ſer auf gleiche Weiſe unterhaͤlt, wird das Mis- vergnuͤgen haben, zu ſehen, daß wenige davon ſein Werk zum zweytenmale leſen, und noch weniger ſeines Unterrichtes ſich bedienen werden. Jhre Gemuͤthsneigungen ſind ſo unterſchiedlich, als die Bildungen der Geſich- ter, und folglich wird einer anders beweget, als der andere.
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[0010]
Vorrede.
So iſt die Sache ihrer Natur gemaͤß ausge-
fuͤhret. Geſchicht dieſes auf eine ordentliche
und angenehme Weiſe: So hat man ſich da-
bey nach den Neigungen derer bequemt, die
man unterrichten will, durch einen Vortrag,
der uns lebhaft vor Augen ſtellet, was wir
daraus lernen ſollen; ſodann iſt das Ange-
nehme mit dem Nuͤtzlichen und Gruͤndlichen
verbunden, und wird die Sache ſelbſt um ſo
viel ſtaͤrker und leichter in unſer Gemuͤthe
Eindruck verurſachen.
Dem irdiſchen Vergnuͤgen wird man
auch dieſe Vortheile verhoffentlich nicht ab-
ſprechen koͤnnen
Ein Verfaſſer, der endlich alle ſeine Le-
ſer auf gleiche Weiſe unterhaͤlt, wird das Mis-
vergnuͤgen haben, zu ſehen, daß wenige davon
ſein Werk zum zweytenmale leſen, und noch
weniger ſeines Unterrichtes ſich bedienen
werden. Jhre Gemuͤthsneigungen ſind ſo
unterſchiedlich, als die Bildungen der Geſich-
ter, und folglich wird einer anders beweget,
als der andere.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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