Der aus verschiednen kleinen Knöpfen, die all gekrönet sind, bestehen, Aus welchen wir, in netter Ründe, vollkommen einen Blumen- strauß, Von gelb- und roth- und weissen Blumen, in einer jeden Blu- me, sehen.
Die Ordnung ist bewunderns-werth, die seltsam zierliche Figur, Von einer ganz besondern Art, fcheint von der bildenden Natur, Ein neu-und nettes Meisterstück. Man sieht oft vier und zwan- zig Sprossen, Von langen bunt gefärbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her- vorgeschossen, Dem Horn des Ueberflusses gleich, das anfangs rund und zu- geschlossen, Aus einem einzgen Blatt besteht, das aber, wenn es offen geht, Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon sich eins im Zir- kel dreht, Das größer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen über steht. Die Farb ist aus der Maßen sanft, gebrochen und bald röth- lich-bleich, Bald gelblich-roth, bald röthlich-gelb, bald weiß und roth und gelb zugleich.
So sanft nun seine Farben sind, so sanft ist der Geruch von ihnen, Jndem sie minder streng und stark, als wie die Lilien, Jes- minen, Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine solche Blumen Menge, Die meistens nicht zu zählen, giebt; entstehet gleichsam ein Gedräuge,
Von
caprifolivm.
Der aus verſchiednen kleinen Knoͤpfen, die all gekroͤnet ſind, beſtehen, Aus welchen wir, in netter Ruͤnde, vollkommen einen Blumen- ſtrauß, Von gelb- und roth- und weiſſen Blumen, in einer jeden Blu- me, ſehen.
Die Ordnung iſt bewunderns-werth, die ſeltſam zierliche Figur, Von einer ganz beſondern Art, fcheint von der bildenden Natur, Ein neu-und nettes Meiſterſtuͤck. Man ſieht oft vier und zwan- zig Sproſſen, Von langen bunt gefaͤrbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her- vorgeſchoſſen, Dem Horn des Ueberfluſſes gleich, das anfangs rund und zu- geſchloſſen, Aus einem einzgen Blatt beſteht, das aber, wenn es offen geht, Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon ſich eins im Zir- kel dreht, Das groͤßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen uͤber ſteht. Die Farb iſt aus der Maßen ſanft, gebrochen und bald roͤth- lich-bleich, Bald gelblich-roth, bald roͤthlich-gelb, bald weiß und roth und gelb zugleich.
So ſanft nun ſeine Farben ſind, ſo ſanft iſt der Geruch von ihnen, Jndem ſie minder ſtreng und ſtark, als wie die Lilien, Jes- minen, Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine ſolche Blumen Menge, Die meiſtens nicht zu zaͤhlen, giebt; entſtehet gleichſam ein Gedraͤuge,
Von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="23"><l><pbfacs="#f0167"n="143"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">caprifolivm</hi></hi>.</hi></fw><lb/>
Der aus verſchiednen kleinen Knoͤpfen, die all gekroͤnet ſind,<lb/><hirendition="#et">beſtehen,</hi></l><lb/><l>Aus welchen wir, in netter Ruͤnde, vollkommen einen Blumen-<lb/><hirendition="#et">ſtrauß,</hi></l><lb/><l>Von gelb- und roth- und weiſſen Blumen, in einer jeden Blu-<lb/><hirendition="#et">me, ſehen.</hi></l></lg><lb/><lgn="24"><l>Die Ordnung iſt bewunderns-werth, die ſeltſam zierliche<lb/><hirendition="#et">Figur,</hi></l><lb/><l>Von einer ganz beſondern Art, fcheint von der bildenden Natur,</l><lb/><l>Ein neu-und nettes Meiſterſtuͤck. Man ſieht oft vier und zwan-<lb/><hirendition="#et">zig Sproſſen,</hi></l><lb/><l>Von langen bunt gefaͤrbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her-<lb/><hirendition="#et">vorgeſchoſſen,</hi></l><lb/><l>Dem Horn des Ueberfluſſes gleich, das anfangs rund und zu-<lb/><hirendition="#et">geſchloſſen,</hi></l><lb/><l>Aus einem einzgen Blatt beſteht, das aber, wenn es offen geht,</l><lb/><l>Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon ſich eins im Zir-<lb/><hirendition="#et">kel dreht,</hi></l><lb/><l>Das groͤßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen uͤber ſteht.</l><lb/><l>Die Farb iſt aus der Maßen ſanft, gebrochen und bald roͤth-<lb/><hirendition="#et">lich-bleich,</hi></l><lb/><l>Bald gelblich-roth, bald roͤthlich-gelb, bald weiß und roth<lb/><hirendition="#et">und gelb zugleich.</hi></l></lg><lb/><lgn="25"><l>So ſanft nun ſeine Farben ſind, ſo ſanft iſt der Geruch von<lb/><hirendition="#et">ihnen,</hi></l><lb/><l>Jndem ſie minder ſtreng und ſtark, als wie die Lilien, Jes-<lb/><hirendition="#et">minen,</hi></l><lb/><l>Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine ſolche Blumen<lb/><hirendition="#et">Menge,</hi></l><lb/><l>Die meiſtens nicht zu zaͤhlen, giebt; entſtehet gleichſam ein<lb/><hirendition="#et">Gedraͤuge,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Von</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[143/0167]
caprifolivm.
Der aus verſchiednen kleinen Knoͤpfen, die all gekroͤnet ſind,
beſtehen,
Aus welchen wir, in netter Ruͤnde, vollkommen einen Blumen-
ſtrauß,
Von gelb- und roth- und weiſſen Blumen, in einer jeden Blu-
me, ſehen.
Die Ordnung iſt bewunderns-werth, die ſeltſam zierliche
Figur,
Von einer ganz beſondern Art, fcheint von der bildenden Natur,
Ein neu-und nettes Meiſterſtuͤck. Man ſieht oft vier und zwan-
zig Sproſſen,
Von langen bunt gefaͤrbten Kolbchen, aus ihrem Knopf, her-
vorgeſchoſſen,
Dem Horn des Ueberfluſſes gleich, das anfangs rund und zu-
geſchloſſen,
Aus einem einzgen Blatt beſteht, das aber, wenn es offen geht,
Sich in zwey Theile zierlich theilet, wovon ſich eins im Zir-
kel dreht,
Das groͤßer, zierlich eingekerbt, recht gegen jenen uͤber ſteht.
Die Farb iſt aus der Maßen ſanft, gebrochen und bald roͤth-
lich-bleich,
Bald gelblich-roth, bald roͤthlich-gelb, bald weiß und roth
und gelb zugleich.
So ſanft nun ſeine Farben ſind, ſo ſanft iſt der Geruch von
ihnen,
Jndem ſie minder ſtreng und ſtark, als wie die Lilien, Jes-
minen,
Und doch, weil, auf der großen Staud, es eine ſolche Blumen
Menge,
Die meiſtens nicht zu zaͤhlen, giebt; entſtehet gleichſam ein
Gedraͤuge,
Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/167>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.