Die so auf dem Lande leben, diese Segens-reiche Zeit Zu dem Vogelstellen lockt. Seht den angenehmen Ort, Seht, bey still bedecktem Wetter, Jn den bunten Büschen dort, Den gelb-grünen Rest der Blätter. Auch der Boden ist geschmückt, Und, wohin das Auge blickt, Siehet man, nicht ohn Vergnügen, Blätter, bunt wie Blumen, liegen, So daß gleichsam jetzt die Hecken, Tiefen, Höhen, Wald und Feld, Ja so weit man sieht, die Welt Zierliche Tapeten decken. Seht, in dieses Waldes Mitte, Die mit Laub bedeckte Hütte. Laßt uns doch geschwinde gehn. Laßt uns durch die Büsche dringen, Und den Vogelheerd besuchen! auf! zu sehn, ob sich in Schlingen, Und in Dohnen, diese Nacht keine Kramets-Vögel fingen.
Gleich war jedermann bereit, Alt und jung fing an zu laufen, Hier ein Haufen, dort ein Haufen, Lief mit muntrer Hurtigkeit, Nach dem angezeigten Ort, Was er laufen konnte, fort.
Selbst die schwächliche Belise Gieng mit mir, durch eine Wiese, Bis wir an die Hütte kamen, Die mit Laub und Mooß bedeckt, Und, nachdem wir uns versteckt, Unsern Sitz bequemlich nahmen,
Da
Das Vogelſtellen
Die ſo auf dem Lande leben, dieſe Segens-reiche Zeit Zu dem Vogelſtellen lockt. Seht den angenehmen Ort, Seht, bey ſtill bedecktem Wetter, Jn den bunten Buͤſchen dort, Den gelb-gruͤnen Reſt der Blaͤtter. Auch der Boden iſt geſchmuͤckt, Und, wohin das Auge blickt, Siehet man, nicht ohn Vergnuͤgen, Blaͤtter, bunt wie Blumen, liegen, So daß gleichſam jetzt die Hecken, Tiefen, Hoͤhen, Wald und Feld, Ja ſo weit man ſieht, die Welt Zierliche Tapeten decken. Seht, in dieſes Waldes Mitte, Die mit Laub bedeckte Huͤtte. Laßt uns doch geſchwinde gehn. Laßt uns durch die Buͤſche dringen, Und den Vogelheerd beſuchen! auf! zu ſehn, ob ſich in Schlingen, Und in Dohnen, dieſe Nacht keine Kramets-Voͤgel fingen.
Gleich war jedermann bereit, Alt und jung fing an zu laufen, Hier ein Haufen, dort ein Haufen, Lief mit muntrer Hurtigkeit, Nach dem angezeigten Ort, Was er laufen konnte, fort.
Selbſt die ſchwaͤchliche Beliſe Gieng mit mir, durch eine Wieſe, Bis wir an die Huͤtte kamen, Die mit Laub und Mooß bedeckt, Und, nachdem wir uns verſteckt, Unſern Sitz bequemlich nahmen,
Da
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Das Vogelſtellen
Die ſo auf dem Lande leben, dieſe Segens-reiche Zeit
Zu dem Vogelſtellen lockt. Seht den angenehmen Ort,
Seht, bey ſtill bedecktem Wetter,
Jn den bunten Buͤſchen dort,
Den gelb-gruͤnen Reſt der Blaͤtter.
Auch der Boden iſt geſchmuͤckt,
Und, wohin das Auge blickt,
Siehet man, nicht ohn Vergnuͤgen,
Blaͤtter, bunt wie Blumen, liegen,
So daß gleichſam jetzt die Hecken,
Tiefen, Hoͤhen, Wald und Feld,
Ja ſo weit man ſieht, die Welt
Zierliche Tapeten decken.
Seht, in dieſes Waldes Mitte,
Die mit Laub bedeckte Huͤtte.
Laßt uns doch geſchwinde gehn. Laßt uns durch die Buͤſche dringen,
Und den Vogelheerd beſuchen! auf! zu ſehn, ob ſich in Schlingen,
Und in Dohnen, dieſe Nacht keine Kramets-Voͤgel fingen.
Gleich war jedermann bereit,
Alt und jung fing an zu laufen,
Hier ein Haufen, dort ein Haufen,
Lief mit muntrer Hurtigkeit,
Nach dem angezeigten Ort,
Was er laufen konnte, fort.
Selbſt die ſchwaͤchliche Beliſe
Gieng mit mir, durch eine Wieſe,
Bis wir an die Huͤtte kamen,
Die mit Laub und Mooß bedeckt,
Und, nachdem wir uns verſteckt,
Unſern Sitz bequemlich nahmen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/190>, abgerufen am 24.11.2024.
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