Da ich ihr denn alles wies, Wie bald das, bald dieses hieß, Und wie sie nach mehrern fragte, Jhr zuletzt noch dieses sagte:
Hör die kleinen Sänger singen; Sieh die losen Vögel springen, Und verräthrisch sich bemühn, Um in die gestellten Schlingen Andre Vögel auch zu ziehn. Still! da kommen ganze Schaaren; Jst mir recht, so sind es Staren; O! sie fliegen ja vorbey! Sachte! nein, sie kehren wieder. He! mit einem Sturz hernieder! Sie sind fest, das Netz fällt zu. Laßt uns laufen! laßt uns sehn, Welche Sorten, ob sie schön; Siehest du, Wie es unterm Netze lebet, Wie es flattert, wie es schwebet? Welche Menge, welche Lust! Aber welch ein gräulich Morden! Sprach Belisa hier zu mir; Jch entsetze mich dafür. Solch ein allerliebstes Thier Jst, o Schad, erwürget worden. Seht den schönen Kopf, die Brust! Seht das glänzende Gefieder, Die gebrochnen Augenlieder, Nebst dem schlaffen Hälschen an! Sprecht, was haben sie gethan?
Es
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Das Vogelſtellert.
Da ich ihr denn alles wies, Wie bald das, bald dieſes hieß, Und wie ſie nach mehrern fragte, Jhr zuletzt noch dieſes ſagte:
Hoͤr die kleinen Saͤnger ſingen; Sieh die loſen Voͤgel ſpringen, Und verraͤthriſch ſich bemuͤhn, Um in die geſtellten Schlingen Andre Voͤgel auch zu ziehn. Still! da kommen ganze Schaaren; Jſt mir recht, ſo ſind es Staren; O! ſie fliegen ja vorbey! Sachte! nein, ſie kehren wieder. He! mit einem Sturz hernieder! Sie ſind feſt, das Netz faͤllt zu. Laßt uns laufen! laßt uns ſehn, Welche Sorten, ob ſie ſchoͤn; Sieheſt du, Wie es unterm Netze lebet, Wie es flattert, wie es ſchwebet? Welche Menge, welche Luſt! Aber welch ein graͤulich Morden! Sprach Beliſa hier zu mir; Jch entſetze mich dafuͤr. Solch ein allerliebſtes Thier Jſt, o Schad, erwuͤrget worden. Seht den ſchoͤnen Kopf, die Bruſt! Seht das glaͤnzende Gefieder, Die gebrochnen Augenlieder, Nebſt dem ſchlaffen Haͤlschen an! Sprecht, was haben ſie gethan?
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Das Vogelſtellert.
Da ich ihr denn alles wies,
Wie bald das, bald dieſes hieß,
Und wie ſie nach mehrern fragte,
Jhr zuletzt noch dieſes ſagte:
Hoͤr die kleinen Saͤnger ſingen;
Sieh die loſen Voͤgel ſpringen,
Und verraͤthriſch ſich bemuͤhn,
Um in die geſtellten Schlingen
Andre Voͤgel auch zu ziehn.
Still! da kommen ganze Schaaren;
Jſt mir recht, ſo ſind es Staren;
O! ſie fliegen ja vorbey!
Sachte! nein, ſie kehren wieder.
He! mit einem Sturz hernieder!
Sie ſind feſt, das Netz faͤllt zu.
Laßt uns laufen! laßt uns ſehn,
Welche Sorten, ob ſie ſchoͤn;
Sieheſt du,
Wie es unterm Netze lebet,
Wie es flattert, wie es ſchwebet?
Welche Menge, welche Luſt!
Aber welch ein graͤulich Morden!
Sprach Beliſa hier zu mir;
Jch entſetze mich dafuͤr.
Solch ein allerliebſtes Thier
Jſt, o Schad, erwuͤrget worden.
Seht den ſchoͤnen Kopf, die Bruſt!
Seht das glaͤnzende Gefieder,
Die gebrochnen Augenlieder,
Nebſt dem ſchlaffen Haͤlschen an!
Sprecht, was haben ſie gethan?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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