Wir haben dir, Geliebter Mensch, so lange wir, Jn unserm Sommer-Schmuck, gegrünet, Zu deiner Augenlust gedienet. Doch kannst du noch an uns dein Auge weiden, Wir sind noch schön, auch da wir scheiden. Was vormals bloß im grünen Schimmer schien, Jst jetzo gelb, wie Gold, ist roth, fast wie Rubin, Ja glänzet in der Sonnen Stralen, Jn buntem Glanz, fast wie Opalen. Doch dauret unser buntes Kleid Nur kurze Zeit. Drum nimm, zum Ruhm des Schöpfers, unsre Pracht, Mit Lust in Acht! Uns reißt vielleicht der rauhe Nord Noch heute mit sich fort. Gebrauche dich demnach, wie ehedem der Stunden, Bey uns nunmehro der Secunden.
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Blaͤtter im Herbſt.
Blaͤtter im Herbſt.
Wir haben dir, Geliebter Menſch, ſo lange wir, Jn unſerm Sommer-Schmuck, gegruͤnet, Zu deiner Augenluſt gedienet. Doch kannſt du noch an uns dein Auge weiden, Wir ſind noch ſchoͤn, auch da wir ſcheiden. Was vormals bloß im gruͤnen Schimmer ſchien, Jſt jetzo gelb, wie Gold, iſt roth, faſt wie Rubin, Ja glaͤnzet in der Sonnen Stralen, Jn buntem Glanz, faſt wie Opalen. Doch dauret unſer buntes Kleid Nur kurze Zeit. Drum nimm, zum Ruhm des Schoͤpfers, unſre Pracht, Mit Luſt in Acht! Uns reißt vielleicht der rauhe Nord Noch heute mit ſich fort. Gebrauche dich demnach, wie ehedem der Stunden, Bey uns nunmehro der Secunden.
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Blaͤtter im Herbſt.
Blaͤtter im Herbſt.
Wir haben dir,
Geliebter Menſch, ſo lange wir,
Jn unſerm Sommer-Schmuck, gegruͤnet,
Zu deiner Augenluſt gedienet.
Doch kannſt du noch an uns dein Auge weiden,
Wir ſind noch ſchoͤn, auch da wir ſcheiden.
Was vormals bloß im gruͤnen Schimmer ſchien,
Jſt jetzo gelb, wie Gold, iſt roth, faſt wie Rubin,
Ja glaͤnzet in der Sonnen Stralen,
Jn buntem Glanz, faſt wie Opalen.
Doch dauret unſer buntes Kleid
Nur kurze Zeit.
Drum nimm, zum Ruhm des Schoͤpfers, unſre Pracht,
Mit Luſt in Acht!
Uns reißt vielleicht der rauhe Nord
Noch heute mit ſich fort.
Gebrauche dich demnach, wie ehedem der Stunden,
Bey uns nunmehro der Secunden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/205>, abgerufen am 25.11.2024.
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