Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Herbst.
Herbst.
Man sah, auf den sonst grünen Büschen,
Ein lieblich Roth und gelblich Grün,
Das oft so bunt, als Blumen, schien,
Jn sanfter Harmonie sich mischen,
So, daß im Rothen, Gelb- und Grünen,
Zumal, im hellen Sonnen-Glanz,
Verschiedne bunte Bäume ganz
Als bunter Amaranthus schienen;
Auf dessen Blättern, wunderschön,
Wir Roth und Grün und Gelb, in hellem Schimmer, sehn.
Ja selber die verschrumpften Blätter,
Jndem sie das, was hell und schön,
Durch ihren Gegensatz erhöhn,
Sind schön, zumal bey heiterm Wetter.
Man sieht die röthlich-braunen Stellen
Der Aeste, die entblättert seyn,
Der Blätter bunten Schein,
Durch ihre Nachbarschaft, im Gegensatz erhellen;
Daher ein bunt Gemisch, das sich durch sich erhöht,
Jm Herbst, zu unsrer Lust, fast überall entsteht.
Der Bäume Form ist selbst, zu dieser Zeit,
Noch schöner, als vorhin, bey minderm Laub; sie stehn
Jn malerischer Zierlichkeit,
Da sie durchsichtiger und luckrer, als vorhin.
Doch muß man ihr, in Form und Farben, schönes Prangen,
Mit aufmerksamem Blick und Sinn,
Noch heute sehn; weil sie leicht Morgen schon vergangen.
Blät-
Herbſt.
Herbſt.
Man ſah, auf den ſonſt gruͤnen Buͤſchen,
Ein lieblich Roth und gelblich Gruͤn,
Das oft ſo bunt, als Blumen, ſchien,
Jn ſanfter Harmonie ſich miſchen,
So, daß im Rothen, Gelb- und Gruͤnen,
Zumal, im hellen Sonnen-Glanz,
Verſchiedne bunte Baͤume ganz
Als bunter Amaranthus ſchienen;
Auf deſſen Blaͤttern, wunderſchoͤn,
Wir Roth und Gruͤn und Gelb, in hellem Schimmer, ſehn.
Ja ſelber die verſchrumpften Blaͤtter,
Jndem ſie das, was hell und ſchoͤn,
Durch ihren Gegenſatz erhoͤhn,
Sind ſchoͤn, zumal bey heiterm Wetter.
Man ſieht die roͤthlich-braunen Stellen
Der Aeſte, die entblaͤttert ſeyn,
Der Blaͤtter bunten Schein,
Durch ihre Nachbarſchaft, im Gegenſatz erhellen;
Daher ein bunt Gemiſch, das ſich durch ſich erhoͤht,
Jm Herbſt, zu unſrer Luſt, faſt uͤberall entſteht.
Der Baͤume Form iſt ſelbſt, zu dieſer Zeit,
Noch ſchoͤner, als vorhin, bey minderm Laub; ſie ſtehn
Jn maleriſcher Zierlichkeit,
Da ſie durchſichtiger und luckrer, als vorhin.
Doch muß man ihr, in Form und Farben, ſchoͤnes Prangen,
Mit aufmerkſamem Blick und Sinn,
Noch heute ſehn; weil ſie leicht Morgen ſchon vergangen.
Blaͤt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0204" n="180"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;ah, auf den &#x017F;on&#x017F;t gru&#x0364;nen Bu&#x0364;&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>Ein lieblich Roth und gelblich Gru&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Das oft &#x017F;o bunt, als Blumen, &#x017F;chien,</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;anfter Harmonie &#x017F;ich mi&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>So, daß im Rothen, Gelb- und Gru&#x0364;nen,</l><lb/>
            <l>Zumal, im hellen Sonnen-Glanz,</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chiedne bunte Ba&#x0364;ume ganz</l><lb/>
            <l>Als bunter Amaranthus &#x017F;chienen;</l><lb/>
            <l>Auf de&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;ttern, wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Wir Roth und Gru&#x0364;n und Gelb, in hellem Schimmer, &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Ja &#x017F;elber die ver&#x017F;chrumpften Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
            <l>Jndem &#x017F;ie das, was hell und &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Durch ihren Gegen&#x017F;atz erho&#x0364;hn,</l><lb/>
            <l>Sind &#x017F;cho&#x0364;n, zumal bey heiterm Wetter.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ieht die ro&#x0364;thlich-braunen Stellen</l><lb/>
            <l>Der Ae&#x017F;te, die entbla&#x0364;ttert &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Der Bla&#x0364;tter bunten Schein,</l><lb/>
            <l>Durch ihre Nachbar&#x017F;chaft, im Gegen&#x017F;atz erhellen;</l><lb/>
            <l>Daher ein bunt Gemi&#x017F;ch, das &#x017F;ich durch &#x017F;ich erho&#x0364;ht,</l><lb/>
            <l>Jm Herb&#x017F;t, zu un&#x017F;rer Lu&#x017F;t, fa&#x017F;t u&#x0364;berall ent&#x017F;teht.</l><lb/>
            <l>Der Ba&#x0364;ume Form i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t, zu die&#x017F;er Zeit,</l><lb/>
            <l>Noch &#x017F;cho&#x0364;ner, als vorhin, bey minderm Laub; &#x017F;ie &#x017F;tehn</l><lb/>
            <l>Jn maleri&#x017F;cher Zierlichkeit,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie durch&#x017F;ichtiger und luckrer, als vorhin.</l><lb/>
            <l>Doch muß man ihr, in Form und Farben, &#x017F;cho&#x0364;nes Prangen,</l><lb/>
            <l>Mit aufmerk&#x017F;amem Blick und Sinn,</l><lb/>
            <l>Noch heute &#x017F;ehn; weil &#x017F;ie leicht Morgen &#x017F;chon vergangen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Bla&#x0364;t-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0204] Herbſt. Herbſt. Man ſah, auf den ſonſt gruͤnen Buͤſchen, Ein lieblich Roth und gelblich Gruͤn, Das oft ſo bunt, als Blumen, ſchien, Jn ſanfter Harmonie ſich miſchen, So, daß im Rothen, Gelb- und Gruͤnen, Zumal, im hellen Sonnen-Glanz, Verſchiedne bunte Baͤume ganz Als bunter Amaranthus ſchienen; Auf deſſen Blaͤttern, wunderſchoͤn, Wir Roth und Gruͤn und Gelb, in hellem Schimmer, ſehn. Ja ſelber die verſchrumpften Blaͤtter, Jndem ſie das, was hell und ſchoͤn, Durch ihren Gegenſatz erhoͤhn, Sind ſchoͤn, zumal bey heiterm Wetter. Man ſieht die roͤthlich-braunen Stellen Der Aeſte, die entblaͤttert ſeyn, Der Blaͤtter bunten Schein, Durch ihre Nachbarſchaft, im Gegenſatz erhellen; Daher ein bunt Gemiſch, das ſich durch ſich erhoͤht, Jm Herbſt, zu unſrer Luſt, faſt uͤberall entſteht. Der Baͤume Form iſt ſelbſt, zu dieſer Zeit, Noch ſchoͤner, als vorhin, bey minderm Laub; ſie ſtehn Jn maleriſcher Zierlichkeit, Da ſie durchſichtiger und luckrer, als vorhin. Doch muß man ihr, in Form und Farben, ſchoͤnes Prangen, Mit aufmerkſamem Blick und Sinn, Noch heute ſehn; weil ſie leicht Morgen ſchon vergangen. Blaͤt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/204
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/204>, abgerufen am 24.11.2024.