Man sah, auf den sonst grünen Büschen, Ein lieblich Roth und gelblich Grün, Das oft so bunt, als Blumen, schien, Jn sanfter Harmonie sich mischen, So, daß im Rothen, Gelb- und Grünen, Zumal, im hellen Sonnen-Glanz, Verschiedne bunte Bäume ganz Als bunter Amaranthus schienen; Auf dessen Blättern, wunderschön, Wir Roth und Grün und Gelb, in hellem Schimmer, sehn. Ja selber die verschrumpften Blätter, Jndem sie das, was hell und schön, Durch ihren Gegensatz erhöhn, Sind schön, zumal bey heiterm Wetter. Man sieht die röthlich-braunen Stellen Der Aeste, die entblättert seyn, Der Blätter bunten Schein, Durch ihre Nachbarschaft, im Gegensatz erhellen; Daher ein bunt Gemisch, das sich durch sich erhöht, Jm Herbst, zu unsrer Lust, fast überall entsteht. Der Bäume Form ist selbst, zu dieser Zeit, Noch schöner, als vorhin, bey minderm Laub; sie stehn Jn malerischer Zierlichkeit, Da sie durchsichtiger und luckrer, als vorhin. Doch muß man ihr, in Form und Farben, schönes Prangen, Mit aufmerksamem Blick und Sinn, Noch heute sehn; weil sie leicht Morgen schon vergangen.
Blät-
Herbſt.
Herbſt.
Man ſah, auf den ſonſt gruͤnen Buͤſchen, Ein lieblich Roth und gelblich Gruͤn, Das oft ſo bunt, als Blumen, ſchien, Jn ſanfter Harmonie ſich miſchen, So, daß im Rothen, Gelb- und Gruͤnen, Zumal, im hellen Sonnen-Glanz, Verſchiedne bunte Baͤume ganz Als bunter Amaranthus ſchienen; Auf deſſen Blaͤttern, wunderſchoͤn, Wir Roth und Gruͤn und Gelb, in hellem Schimmer, ſehn. Ja ſelber die verſchrumpften Blaͤtter, Jndem ſie das, was hell und ſchoͤn, Durch ihren Gegenſatz erhoͤhn, Sind ſchoͤn, zumal bey heiterm Wetter. Man ſieht die roͤthlich-braunen Stellen Der Aeſte, die entblaͤttert ſeyn, Der Blaͤtter bunten Schein, Durch ihre Nachbarſchaft, im Gegenſatz erhellen; Daher ein bunt Gemiſch, das ſich durch ſich erhoͤht, Jm Herbſt, zu unſrer Luſt, faſt uͤberall entſteht. Der Baͤume Form iſt ſelbſt, zu dieſer Zeit, Noch ſchoͤner, als vorhin, bey minderm Laub; ſie ſtehn Jn maleriſcher Zierlichkeit, Da ſie durchſichtiger und luckrer, als vorhin. Doch muß man ihr, in Form und Farben, ſchoͤnes Prangen, Mit aufmerkſamem Blick und Sinn, Noch heute ſehn; weil ſie leicht Morgen ſchon vergangen.
Blaͤt-
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Herbſt.
Herbſt.
Man ſah, auf den ſonſt gruͤnen Buͤſchen,
Ein lieblich Roth und gelblich Gruͤn,
Das oft ſo bunt, als Blumen, ſchien,
Jn ſanfter Harmonie ſich miſchen,
So, daß im Rothen, Gelb- und Gruͤnen,
Zumal, im hellen Sonnen-Glanz,
Verſchiedne bunte Baͤume ganz
Als bunter Amaranthus ſchienen;
Auf deſſen Blaͤttern, wunderſchoͤn,
Wir Roth und Gruͤn und Gelb, in hellem Schimmer, ſehn.
Ja ſelber die verſchrumpften Blaͤtter,
Jndem ſie das, was hell und ſchoͤn,
Durch ihren Gegenſatz erhoͤhn,
Sind ſchoͤn, zumal bey heiterm Wetter.
Man ſieht die roͤthlich-braunen Stellen
Der Aeſte, die entblaͤttert ſeyn,
Der Blaͤtter bunten Schein,
Durch ihre Nachbarſchaft, im Gegenſatz erhellen;
Daher ein bunt Gemiſch, das ſich durch ſich erhoͤht,
Jm Herbſt, zu unſrer Luſt, faſt uͤberall entſteht.
Der Baͤume Form iſt ſelbſt, zu dieſer Zeit,
Noch ſchoͤner, als vorhin, bey minderm Laub; ſie ſtehn
Jn maleriſcher Zierlichkeit,
Da ſie durchſichtiger und luckrer, als vorhin.
Doch muß man ihr, in Form und Farben, ſchoͤnes Prangen,
Mit aufmerkſamem Blick und Sinn,
Noch heute ſehn; weil ſie leicht Morgen ſchon vergangen.
Blaͤt-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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