Daß auch die Welt im Winter schön, Hab ich, zu ihres Schöpfers Ehren, Nicht nur zum öftern angesehn; Jch hab auch wohlgemeynte Lehren, Um es auch andern zu erklären, Damit auch sie, zu sehn getrieben, Und frölich würden, aufgeschrieben.
Heut öffnen sich aufs neue neue Spuren Noch nicht bemerkter Creaturen, Die werth, daß man auf sie gedenket, Und die Betrachtung auf sie lenket.
Jch habe nie das Eis so schön, So glänzend und so glatt gesehn, Als es anjetzt in diesem Jahr, Recht sonderlich gefroren war. Kein Spiegel kann so glatt, so rein, So klar, so hell poliret seyn, Als wir es, auf des Schlosses Graben, Bewundernd zu bemerken haben. Jndem noch gar kein Schnee gefallen: So sah die Fläch, im Wasser-Reich, Nicht nur polirtem Marmor gleich; Sie glich geschliffenen Krystallen. Man sah von Büschen, Bäumen, Hügeln, So Farb-als Formen klar sich spiegeln,
So
Winter-Gedanken.
Winter-Gedanken. de 1738.
Daß auch die Welt im Winter ſchoͤn, Hab ich, zu ihres Schoͤpfers Ehren, Nicht nur zum oͤftern angeſehn; Jch hab auch wohlgemeynte Lehren, Um es auch andern zu erklaͤren, Damit auch ſie, zu ſehn getrieben, Und froͤlich wuͤrden, aufgeſchrieben.
Heut oͤffnen ſich aufs neue neue Spuren Noch nicht bemerkter Creaturen, Die werth, daß man auf ſie gedenket, Und die Betrachtung auf ſie lenket.
Jch habe nie das Eis ſo ſchoͤn, So glaͤnzend und ſo glatt geſehn, Als es anjetzt in dieſem Jahr, Recht ſonderlich gefroren war. Kein Spiegel kann ſo glatt, ſo rein, So klar, ſo hell poliret ſeyn, Als wir es, auf des Schloſſes Graben, Bewundernd zu bemerken haben. Jndem noch gar kein Schnee gefallen: So ſah die Flaͤch, im Waſſer-Reich, Nicht nur polirtem Marmor gleich; Sie glich geſchliffenen Kryſtallen. Man ſah von Buͤſchen, Baͤumen, Huͤgeln, So Farb-als Formen klar ſich ſpiegeln,
So
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[186/0210]
Winter-Gedanken.
Winter-Gedanken.
de 1738.
Daß auch die Welt im Winter ſchoͤn,
Hab ich, zu ihres Schoͤpfers Ehren,
Nicht nur zum oͤftern angeſehn;
Jch hab auch wohlgemeynte Lehren,
Um es auch andern zu erklaͤren,
Damit auch ſie, zu ſehn getrieben,
Und froͤlich wuͤrden, aufgeſchrieben.
Heut oͤffnen ſich aufs neue neue Spuren
Noch nicht bemerkter Creaturen,
Die werth, daß man auf ſie gedenket,
Und die Betrachtung auf ſie lenket.
Jch habe nie das Eis ſo ſchoͤn,
So glaͤnzend und ſo glatt geſehn,
Als es anjetzt in dieſem Jahr,
Recht ſonderlich gefroren war.
Kein Spiegel kann ſo glatt, ſo rein,
So klar, ſo hell poliret ſeyn,
Als wir es, auf des Schloſſes Graben,
Bewundernd zu bemerken haben.
Jndem noch gar kein Schnee gefallen:
So ſah die Flaͤch, im Waſſer-Reich,
Nicht nur polirtem Marmor gleich;
Sie glich geſchliffenen Kryſtallen.
Man ſah von Buͤſchen, Baͤumen, Huͤgeln,
So Farb-als Formen klar ſich ſpiegeln,
So
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/210>, abgerufen am 25.11.2024.
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