Ein Von meinem Gärtner im Winter mir gebrachter Topf, worinnen Tulpen, eine weisse Hyacinthe, und drey grü- ne Zweige gepflanzet waren.
Jndem ich hier, für unverhoffter Lust, Mit einer fast erstaunten Brust, Zugleich in einem Topf, der Tulpen rothe Gluht, Der Hyacinthen weissen Schnee, Und grün - belaubte Zweige seh: Empfind ich, daß, in meinem regen Blut, Ein sanftes Andachts - Feur sich reget; Und daß zu gleicher Zeit Der Hyacinthen Reinlichkeit Mir einen neuen Trieb, von schwarzen Lastern rein, An weisser Unschuld reich, zu seyn, Jn meine frohe Seele präget. Nicht weniger erregt in mir Der grünen Blätter grüne Zier Der immer grünen Hoffnung Triebe, Auf Gottes Weisheit, Huld und Liebe.
Der liebliche Geruch erinnert mich dabey, Daß, da nebst des Gesichts, ich auch des Riechens Gabe Von Gott empfangen habe, Jch mich, voll Lust und Dank, des großen Gebers freu.
Ob
Ein Topf mit allerhand Blumen.
Ein Von meinem Gaͤrtner im Winter mir gebrachter Topf, worinnen Tulpen, eine weiſſe Hyacinthe, und drey gruͤ- ne Zweige gepflanzet waren.
Jndem ich hier, fuͤr unverhoffter Luſt, Mit einer faſt erſtaunten Bruſt, Zugleich in einem Topf, der Tulpen rothe Gluht, Der Hyacinthen weiſſen Schnee, Und gruͤn - belaubte Zweige ſeh: Empfind ich, daß, in meinem regen Blut, Ein ſanftes Andachts - Feur ſich reget; Und daß zu gleicher Zeit Der Hyacinthen Reinlichkeit Mir einen neuen Trieb, von ſchwarzen Laſtern rein, An weiſſer Unſchuld reich, zu ſeyn, Jn meine frohe Seele praͤget. Nicht weniger erregt in mir Der gruͤnen Blaͤtter gruͤne Zier Der immer gruͤnen Hoffnung Triebe, Auf Gottes Weisheit, Huld und Liebe.
Der liebliche Geruch erinnert mich dabey, Daß, da nebſt des Geſichts, ich auch des Riechens Gabe Von Gott empfangen habe, Jch mich, voll Luſt und Dank, des großen Gebers freu.
Ob
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Ein Topf mit allerhand Blumen.
Ein
Von meinem Gaͤrtner im Winter
mir gebrachter Topf,
worinnen
Tulpen, eine weiſſe Hyacinthe, und drey gruͤ-
ne Zweige gepflanzet waren.
Jndem ich hier, fuͤr unverhoffter Luſt,
Mit einer faſt erſtaunten Bruſt,
Zugleich in einem Topf, der Tulpen rothe Gluht,
Der Hyacinthen weiſſen Schnee,
Und gruͤn - belaubte Zweige ſeh:
Empfind ich, daß, in meinem regen Blut,
Ein ſanftes Andachts - Feur ſich reget;
Und daß zu gleicher Zeit
Der Hyacinthen Reinlichkeit
Mir einen neuen Trieb, von ſchwarzen Laſtern rein,
An weiſſer Unſchuld reich, zu ſeyn,
Jn meine frohe Seele praͤget.
Nicht weniger erregt in mir
Der gruͤnen Blaͤtter gruͤne Zier
Der immer gruͤnen Hoffnung Triebe,
Auf Gottes Weisheit, Huld und Liebe.
Der liebliche Geruch erinnert mich dabey,
Daß, da nebſt des Geſichts, ich auch des Riechens Gabe
Von Gott empfangen habe,
Jch mich, voll Luſt und Dank, des großen Gebers freu.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/220>, abgerufen am 25.11.2024.
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