Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebrauch der Sinne.
Vielleicht zeigt dieses klärer noch, und mehr, als sonst was
zeigen kann,

Am deutlichsten uns einen Fall, und der Natur Zerrütkung an.
So laßt uns doch nach allen Kräften, uns aus der Tiefe zu
erheben,

Uns unsers Schöpfers Huld zu freuen, wie Adam vor dem
Fall, zu leben,

Und unserm Gott die Ehr allein in aller Creatur zu geben,
Jm rechten Brauch von unsern Sinnen, mit froher Andacht,
uns bestreben;

Um (wenn wir nicht so, wie zuvor, des Höchsten Ordnungen
verachten,

Die uns auf diese Welt gesetzt, mit Lust sein' Allmacht zu be-
trachten,)

Uns durch die gegenwärtgen Freuden, und die uns hier geschenk-
ten Sachen,

Zu jenen künftigen uns fähig, bereit und recht geschickt zu
machen.

Wann aber auch das Wollen selber nicht einst in unsern
Händen steht,

Und wir aus uns fast nichts vermögen, noch wozu tüchtig
seyn: So fleht

Jm großen Sohn den Vater an, daß er, um ihn recht zu er-
heben,

Uns selbst aus Gnaden dazu wolle das Wollen und Voll-
bringen geben.


Sin-
Gebrauch der Sinne.
Vielleicht zeigt dieſes klaͤrer noch, und mehr, als ſonſt was
zeigen kann,

Am deutlichſten uns einen Fall, und der Natur Zerruͤtkung an.
So laßt uns doch nach allen Kraͤften, uns aus der Tiefe zu
erheben,

Uns unſers Schoͤpfers Huld zu freuen, wie Adam vor dem
Fall, zu leben,

Und unſerm Gott die Ehr allein in aller Creatur zu geben,
Jm rechten Brauch von unſern Sinnen, mit froher Andacht,
uns beſtreben;

Um (wenn wir nicht ſo, wie zuvor, des Hoͤchſten Ordnungen
verachten,

Die uns auf dieſe Welt geſetzt, mit Luſt ſein’ Allmacht zu be-
trachten,)

Uns durch die gegenwaͤrtgen Freuden, und die uns hier geſchenk-
ten Sachen,

Zu jenen kuͤnftigen uns faͤhig, bereit und recht geſchickt zu
machen.

Wann aber auch das Wollen ſelber nicht einſt in unſern
Haͤnden ſteht,

Und wir aus uns faſt nichts vermoͤgen, noch wozu tuͤchtig
ſeyn: So fleht

Jm großen Sohn den Vater an, daß er, um ihn recht zu er-
heben,

Uns ſelbſt aus Gnaden dazu wolle das Wollen und Voll-
bringen geben.


Sin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0293" n="269"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gebrauch der Sinne.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="14">
            <l>Vielleicht zeigt die&#x017F;es kla&#x0364;rer noch, und mehr, als &#x017F;on&#x017F;t was<lb/><hi rendition="#et">zeigen kann,</hi></l><lb/>
            <l>Am deutlich&#x017F;ten uns einen Fall, und der Natur Zerru&#x0364;tkung an.</l><lb/>
            <l>So laßt uns doch nach allen Kra&#x0364;ften, uns aus der Tiefe zu<lb/><hi rendition="#et">erheben,</hi></l><lb/>
            <l>Uns un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers Huld zu freuen, wie Adam vor dem<lb/><hi rendition="#et">Fall, zu leben,</hi></l><lb/>
            <l>Und un&#x017F;erm Gott die Ehr allein in aller Creatur zu geben,</l><lb/>
            <l>Jm rechten Brauch von un&#x017F;ern Sinnen, mit froher Andacht,<lb/><hi rendition="#et">uns be&#x017F;treben;</hi></l><lb/>
            <l>Um (wenn wir nicht &#x017F;o, wie zuvor, des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ordnungen<lb/><hi rendition="#et">verachten,</hi></l><lb/>
            <l>Die uns auf die&#x017F;e Welt ge&#x017F;etzt, mit Lu&#x017F;t &#x017F;ein&#x2019; Allmacht zu be-<lb/><hi rendition="#et">trachten,)</hi></l><lb/>
            <l>Uns durch die gegenwa&#x0364;rtgen Freuden, und die uns hier ge&#x017F;chenk-<lb/><hi rendition="#et">ten Sachen,</hi></l><lb/>
            <l>Zu jenen ku&#x0364;nftigen uns fa&#x0364;hig, bereit und recht ge&#x017F;chickt zu<lb/><hi rendition="#et">machen.</hi></l><lb/>
            <l>Wann aber auch das Wollen &#x017F;elber nicht ein&#x017F;t in un&#x017F;ern<lb/><hi rendition="#et">Ha&#x0364;nden &#x017F;teht,</hi></l><lb/>
            <l>Und wir aus uns fa&#x017F;t nichts vermo&#x0364;gen, noch wozu tu&#x0364;chtig<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn: So fleht</hi></l><lb/>
            <l>Jm großen Sohn den Vater an, daß er, um ihn recht zu er-<lb/><hi rendition="#et">heben,</hi></l><lb/>
            <l>Uns &#x017F;elb&#x017F;t aus Gnaden dazu wolle das Wollen und Voll-<lb/><hi rendition="#et">bringen geben.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Sin-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0293] Gebrauch der Sinne. Vielleicht zeigt dieſes klaͤrer noch, und mehr, als ſonſt was zeigen kann, Am deutlichſten uns einen Fall, und der Natur Zerruͤtkung an. So laßt uns doch nach allen Kraͤften, uns aus der Tiefe zu erheben, Uns unſers Schoͤpfers Huld zu freuen, wie Adam vor dem Fall, zu leben, Und unſerm Gott die Ehr allein in aller Creatur zu geben, Jm rechten Brauch von unſern Sinnen, mit froher Andacht, uns beſtreben; Um (wenn wir nicht ſo, wie zuvor, des Hoͤchſten Ordnungen verachten, Die uns auf dieſe Welt geſetzt, mit Luſt ſein’ Allmacht zu be- trachten,) Uns durch die gegenwaͤrtgen Freuden, und die uns hier geſchenk- ten Sachen, Zu jenen kuͤnftigen uns faͤhig, bereit und recht geſchickt zu machen. Wann aber auch das Wollen ſelber nicht einſt in unſern Haͤnden ſteht, Und wir aus uns faſt nichts vermoͤgen, noch wozu tuͤchtig ſeyn: So fleht Jm großen Sohn den Vater an, daß er, um ihn recht zu er- heben, Uns ſelbſt aus Gnaden dazu wolle das Wollen und Voll- bringen geben. Sin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/293
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/293>, abgerufen am 26.06.2024.