Jn einer heitern Frühlings-Nacht, Als durch des vollen Monds entwölckten Lichtes Pracht, Das reine Firmament so kräftig angefüllet, Daß aller andern Sternen Schaaren, Durch seinen nähern Glanz, verhüllet, Und überall nicht sichtbar waren, Erstaunt ich fast vor Lust, als ich erblickte, Daß neben ihm, an den saphirnen Gränzen, Jn einem reinen Licht, und Feuer-reichen Glänzen, Auch Jupiter und Mars zugleich den Himmel schmückte, Und zwar von ungefähr in einer Linie, Jn Regel-rechter Richtigkeit, So, daß der Mond von beyden gleiche weit, Ein wenig mehr nur in die Höh, Recht mitten zwischen beyden, stand.
Jndem ich die Figur entdeckt und herrlich fand: Erstaunt ich fast für Lust. Jnzwischen fällt Mein Blick zugleich auf unsre Welt, Die von gefallnem Thau befeuchtet, Vom Mondschein angestralt, in sanftem Schimmer leuchtet, Und dachte: Liebster Gott! an den saphirnen Höhn Kann ich allhier, o Wunder! auf einmal, Erleuchtet von der Sonnen Stral, Vier Welt in vier Planeten sehn, Jn einer so merkwürdigen Figur. Dieß Schauen präget mir ein heiligs Schaudern ein; Jch denk dem Reichthum nach im Reiche der Natur.
Mit
S 5
Vier Welte.
Vier Welte.
Jn einer heitern Fruͤhlings-Nacht, Als durch des vollen Monds entwoͤlckten Lichtes Pracht, Das reine Firmament ſo kraͤftig angefuͤllet, Daß aller andern Sternen Schaaren, Durch ſeinen naͤhern Glanz, verhuͤllet, Und uͤberall nicht ſichtbar waren, Erſtaunt ich faſt vor Luſt, als ich erblickte, Daß neben ihm, an den ſaphirnen Graͤnzen, Jn einem reinen Licht, und Feuer-reichen Glaͤnzen, Auch Jupiter und Mars zugleich den Himmel ſchmuͤckte, Und zwar von ungefaͤhr in einer Linie, Jn Regel-rechter Richtigkeit, So, daß der Mond von beyden gleiche weit, Ein wenig mehr nur in die Hoͤh, Recht mitten zwiſchen beyden, ſtand.
Jndem ich die Figur entdeckt und herrlich fand: Erſtaunt ich faſt fuͤr Luſt. Jnzwiſchen faͤllt Mein Blick zugleich auf unſre Welt, Die von gefallnem Thau befeuchtet, Vom Mondſchein angeſtralt, in ſanftem Schimmer leuchtet, Und dachte: Liebſter Gott! an den ſaphirnen Hoͤhn Kann ich allhier, o Wunder! auf einmal, Erleuchtet von der Sonnen Stral, Vier Welt in vier Planeten ſehn, Jn einer ſo merkwuͤrdigen Figur. Dieß Schauen praͤget mir ein heiligs Schaudern ein; Jch denk dem Reichthum nach im Reiche der Natur.
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Vier Welte.
Vier Welte.
Jn einer heitern Fruͤhlings-Nacht,
Als durch des vollen Monds entwoͤlckten Lichtes Pracht,
Das reine Firmament ſo kraͤftig angefuͤllet,
Daß aller andern Sternen Schaaren,
Durch ſeinen naͤhern Glanz, verhuͤllet,
Und uͤberall nicht ſichtbar waren,
Erſtaunt ich faſt vor Luſt, als ich erblickte,
Daß neben ihm, an den ſaphirnen Graͤnzen,
Jn einem reinen Licht, und Feuer-reichen Glaͤnzen,
Auch Jupiter und Mars zugleich den Himmel ſchmuͤckte,
Und zwar von ungefaͤhr in einer Linie,
Jn Regel-rechter Richtigkeit,
So, daß der Mond von beyden gleiche weit,
Ein wenig mehr nur in die Hoͤh,
Recht mitten zwiſchen beyden, ſtand.
Jndem ich die Figur entdeckt und herrlich fand:
Erſtaunt ich faſt fuͤr Luſt. Jnzwiſchen faͤllt
Mein Blick zugleich auf unſre Welt,
Die von gefallnem Thau befeuchtet,
Vom Mondſchein angeſtralt, in ſanftem Schimmer leuchtet,
Und dachte: Liebſter Gott! an den ſaphirnen Hoͤhn
Kann ich allhier, o Wunder! auf einmal,
Erleuchtet von der Sonnen Stral,
Vier Welt in vier Planeten ſehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/305>, abgerufen am 23.11.2024.
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