Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebeth-und Lob-Formular.
Kurzes
Gebeth-und Lob-Formular.
Ach laß mein Lob, voll froher Ehrfurcht, und mein Ge-
beth, von Zweifel rein,

Unendlichs Wesen aller Wesen, aus Gnaden, dir gefällig seyn!
Mein Lob ist: Wunderbarer Schöpfer, nur dir
sey Preis und Ehr allein.
Mein zuversichtliches Gebeth: O ewge Lieb! erbarm
dich mein.


Eigentlicher Zustand auf Erden.
Sich unsern Erdkreis vorzustellen,
Als wie ein Vorgemach der Höllen,
Und wenigstens, als einen Kerker, den lauter Missethäter füllen,
So alle schmerzlich abzuthun; sind schwarze schwärmerische
Grillen.

Von unserm Kreis der Erden wollen,
Daß wir uns stets ergetzen sollen,
Und, als in der Eliser Auen, in ungestörter Wollust schweben,
Von aller Widrigkeit befreyt, in Ruh und steten Freuden, leben,
Sind Grillen, die ein Sybarith und ein Sardanapal sich macht.
Gedenken, daß der Erdenkreis, zusammt den Menschen und
den Thieren,

Sich, nach des weisen Schöpfers Willen, beständig in der Ord-
nung führen,

Und das seyn, was sie sollen seyn, ist, wie man denken soll, gedacht.


Dispu-
X 3
Gebeth-und Lob-Formular.
Kurzes
Gebeth-und Lob-Formular.
Ach laß mein Lob, voll froher Ehrfurcht, und mein Ge-
beth, von Zweifel rein,

Unendlichs Weſen aller Weſen, aus Gnaden, dir gefaͤllig ſeyn!
Mein Lob iſt: Wunderbarer Schoͤpfer, nur dir
ſey Preis und Ehr allein.
Mein zuverſichtliches Gebeth: O ewge Lieb! erbarm
dich mein.


Eigentlicher Zuſtand auf Erden.
Sich unſern Erdkreis vorzuſtellen,
Als wie ein Vorgemach der Hoͤllen,
Und wenigſtens, als einen Kerker, den lauter Miſſethaͤter fuͤllen,
So alle ſchmerzlich abzuthun; ſind ſchwarze ſchwaͤrmeriſche
Grillen.

Von unſerm Kreis der Erden wollen,
Daß wir uns ſtets ergetzen ſollen,
Und, als in der Eliſer Auen, in ungeſtoͤrter Wolluſt ſchweben,
Von aller Widrigkeit befreyt, in Ruh und ſteten Freuden, leben,
Sind Grillen, die ein Sybarith und ein Sardanapal ſich macht.
Gedenken, daß der Erdenkreis, zuſammt den Menſchen und
den Thieren,

Sich, nach des weiſen Schoͤpfers Willen, beſtaͤndig in der Ord-
nung fuͤhren,

Und das ſeyn, was ſie ſollen ſeyn, iſt, wie man denken ſoll, gedacht.


Diſpu-
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0349" n="325"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gebeth-und Lob-Formular.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kurzes<lb/>
Gebeth-und Lob-Formular.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>ch laß mein <hi rendition="#fr">Lob,</hi> voll froher Ehrfurcht, und mein <hi rendition="#fr">Ge-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">beth,</hi> von Zweifel rein,</hi></l><lb/>
            <l>Unendlichs We&#x017F;en aller We&#x017F;en, aus Gnaden, dir gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn!</l><lb/>
            <l>Mein <hi rendition="#fr">Lob</hi> i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Wunderbarer Scho&#x0364;pfer, nur dir</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">&#x017F;ey Preis und Ehr allein.</hi> </hi> </l><lb/>
            <l>Mein zuver&#x017F;ichtliches <hi rendition="#fr">Gebeth: O ewge Lieb! erbarm</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">dich mein.</hi> </hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigentlicher Zu&#x017F;tand auf Erden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>ich un&#x017F;ern Erdkreis vorzu&#x017F;tellen,</l><lb/>
            <l>Als wie ein Vorgemach der Ho&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>Und wenig&#x017F;tens, als einen Kerker, den lauter Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter fu&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>So alle &#x017F;chmerzlich abzuthun; &#x017F;ind &#x017F;chwarze &#x017F;chwa&#x0364;rmeri&#x017F;che<lb/><hi rendition="#et">Grillen.</hi></l><lb/>
            <l>Von un&#x017F;erm Kreis der Erden wollen,</l><lb/>
            <l>Daß wir uns &#x017F;tets ergetzen &#x017F;ollen,</l><lb/>
            <l>Und, als in der Eli&#x017F;er Auen, in unge&#x017F;to&#x0364;rter Wollu&#x017F;t &#x017F;chweben,</l><lb/>
            <l>Von aller Widrigkeit befreyt, in Ruh und &#x017F;teten Freuden, leben,</l><lb/>
            <l>Sind Grillen, die ein Sybarith und ein Sardanapal &#x017F;ich macht.</l><lb/>
            <l>Gedenken, daß der Erdenkreis, zu&#x017F;ammt den Men&#x017F;chen und<lb/><hi rendition="#et">den Thieren,</hi></l><lb/>
            <l>Sich, nach des wei&#x017F;en Scho&#x0364;pfers Willen, be&#x017F;ta&#x0364;ndig in der Ord-<lb/><hi rendition="#et">nung fu&#x0364;hren,</hi></l><lb/>
            <l>Und das &#x017F;eyn, was &#x017F;ie &#x017F;ollen &#x017F;eyn, i&#x017F;t, wie man denken &#x017F;oll, gedacht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Di&#x017F;pu-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0349] Gebeth-und Lob-Formular. Kurzes Gebeth-und Lob-Formular. Ach laß mein Lob, voll froher Ehrfurcht, und mein Ge- beth, von Zweifel rein, Unendlichs Weſen aller Weſen, aus Gnaden, dir gefaͤllig ſeyn! Mein Lob iſt: Wunderbarer Schoͤpfer, nur dir ſey Preis und Ehr allein. Mein zuverſichtliches Gebeth: O ewge Lieb! erbarm dich mein. Eigentlicher Zuſtand auf Erden. Sich unſern Erdkreis vorzuſtellen, Als wie ein Vorgemach der Hoͤllen, Und wenigſtens, als einen Kerker, den lauter Miſſethaͤter fuͤllen, So alle ſchmerzlich abzuthun; ſind ſchwarze ſchwaͤrmeriſche Grillen. Von unſerm Kreis der Erden wollen, Daß wir uns ſtets ergetzen ſollen, Und, als in der Eliſer Auen, in ungeſtoͤrter Wolluſt ſchweben, Von aller Widrigkeit befreyt, in Ruh und ſteten Freuden, leben, Sind Grillen, die ein Sybarith und ein Sardanapal ſich macht. Gedenken, daß der Erdenkreis, zuſammt den Menſchen und den Thieren, Sich, nach des weiſen Schoͤpfers Willen, beſtaͤndig in der Ord- nung fuͤhren, Und das ſeyn, was ſie ſollen ſeyn, iſt, wie man denken ſoll, gedacht. Diſpu- X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/349
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/349>, abgerufen am 22.11.2024.