Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Thorheit des Hochmuths.
Thorheit des Hochmuths.
Ein Wesen, das zu seinem Wesen und seinem Ursprung
nichts gethan,

Dem alles, was es hat, geschenkt, ja dem es wirklich nur ge-
liehen,

Dem alles, keiner weis, wie bald, gewiß sich wieder wird ent-
ziehen,

Erhebet sich in seinem Sinn, und sieht sich, als was Hohes, an;
Will bald mit Schönheit, bald mit Gütern, und bald mit an-
dern Gaben prangen,

Die es doch selber Gaben nennt. Heißt dieses wohl mit Recht
Verstand?

Ach würde doch die große Wahrheit von dieser heilgen Frag
erkannt:
Was rühmest du dich des Empfangnen, als hät-
test du es nicht empfangen?

So würde zu des Schöpfers Ehr, und unserm Besten, auf der
Erden,

Bald aller Hochmuth lächerlich, die Demuth nur geehret
werden.
O Gott! bey allen deinen Gaben, die du uns würdigst, uns zu
schenken,

Verleih uns diese doch dazu, daß wir bey jeglicher gedenken:
Daß wir sie haben und geniessen, doch auch absonderlich dabey,
Daß sie von deiner Huld allein aus Gnaden uns geschenket sey.


Der
Y 2
Thorheit des Hochmuths.
Thorheit des Hochmuths.
Ein Weſen, das zu ſeinem Weſen und ſeinem Urſprung
nichts gethan,

Dem alles, was es hat, geſchenkt, ja dem es wirklich nur ge-
liehen,

Dem alles, keiner weis, wie bald, gewiß ſich wieder wird ent-
ziehen,

Erhebet ſich in ſeinem Sinn, und ſieht ſich, als was Hohes, an;
Will bald mit Schoͤnheit, bald mit Guͤtern, und bald mit an-
dern Gaben prangen,

Die es doch ſelber Gaben nennt. Heißt dieſes wohl mit Recht
Verſtand?

Ach wuͤrde doch die große Wahrheit von dieſer heilgen Frag
erkannt:
Was ruͤhmeſt du dich des Empfangnen, als haͤt-
teſt du es nicht empfangen?

So wuͤrde zu des Schoͤpfers Ehr, und unſerm Beſten, auf der
Erden,

Bald aller Hochmuth laͤcherlich, die Demuth nur geehret
werden.
O Gott! bey allen deinen Gaben, die du uns wuͤrdigſt, uns zu
ſchenken,

Verleih uns dieſe doch dazu, daß wir bey jeglicher gedenken:
Daß wir ſie haben und genieſſen, doch auch abſonderlich dabey,
Daß ſie von deiner Huld allein aus Gnaden uns geſchenket ſey.


Der
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0363" n="339"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thorheit des Hochmuths.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Thorheit des Hochmuths.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>in We&#x017F;en, das zu &#x017F;einem We&#x017F;en und &#x017F;einem Ur&#x017F;prung<lb/><hi rendition="#et">nichts gethan,</hi></l><lb/>
            <l>Dem alles, was es hat, ge&#x017F;chenkt, ja dem es wirklich nur ge-<lb/><hi rendition="#et">liehen,</hi></l><lb/>
            <l>Dem alles, keiner weis, wie bald, gewiß &#x017F;ich wieder wird ent-<lb/><hi rendition="#et">ziehen,</hi></l><lb/>
            <l>Erhebet &#x017F;ich in &#x017F;einem Sinn, und &#x017F;ieht &#x017F;ich, als was Hohes, an;</l><lb/>
            <l>Will bald mit Scho&#x0364;nheit, bald mit Gu&#x0364;tern, und bald mit an-<lb/><hi rendition="#et">dern Gaben prangen,</hi></l><lb/>
            <l>Die es doch &#x017F;elber Gaben nennt. Heißt die&#x017F;es wohl mit Recht<lb/><hi rendition="#et">Ver&#x017F;tand?</hi></l><lb/>
            <l>Ach wu&#x0364;rde doch die große Wahrheit von die&#x017F;er heilgen Frag<lb/><hi rendition="#et">erkannt:</hi><lb/><hi rendition="#fr">Was ru&#x0364;hme&#x017F;t du dich des Empfangnen, als ha&#x0364;t-<lb/><hi rendition="#et">te&#x017F;t du es nicht empfangen?</hi></hi></l><lb/>
            <l>So wu&#x0364;rde zu des Scho&#x0364;pfers Ehr, und un&#x017F;erm Be&#x017F;ten, auf der<lb/><hi rendition="#et">Erden,</hi></l><lb/>
            <l>Bald aller Hochmuth la&#x0364;cherlich, die Demuth nur geehret<lb/><hi rendition="#et">werden.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>O Gott! bey allen deinen Gaben, die du uns wu&#x0364;rdig&#x017F;t, uns zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenken,</hi></l><lb/>
            <l>Verleih uns die&#x017F;e doch dazu, daß wir bey jeglicher gedenken:</l><lb/>
            <l>Daß wir &#x017F;ie haben und genie&#x017F;&#x017F;en, doch auch ab&#x017F;onderlich dabey,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie von deiner Huld allein aus Gnaden uns ge&#x017F;chenket &#x017F;ey.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0363] Thorheit des Hochmuths. Thorheit des Hochmuths. Ein Weſen, das zu ſeinem Weſen und ſeinem Urſprung nichts gethan, Dem alles, was es hat, geſchenkt, ja dem es wirklich nur ge- liehen, Dem alles, keiner weis, wie bald, gewiß ſich wieder wird ent- ziehen, Erhebet ſich in ſeinem Sinn, und ſieht ſich, als was Hohes, an; Will bald mit Schoͤnheit, bald mit Guͤtern, und bald mit an- dern Gaben prangen, Die es doch ſelber Gaben nennt. Heißt dieſes wohl mit Recht Verſtand? Ach wuͤrde doch die große Wahrheit von dieſer heilgen Frag erkannt: Was ruͤhmeſt du dich des Empfangnen, als haͤt- teſt du es nicht empfangen? So wuͤrde zu des Schoͤpfers Ehr, und unſerm Beſten, auf der Erden, Bald aller Hochmuth laͤcherlich, die Demuth nur geehret werden. O Gott! bey allen deinen Gaben, die du uns wuͤrdigſt, uns zu ſchenken, Verleih uns dieſe doch dazu, daß wir bey jeglicher gedenken: Daß wir ſie haben und genieſſen, doch auch abſonderlich dabey, Daß ſie von deiner Huld allein aus Gnaden uns geſchenket ſey. Der Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/363
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/363>, abgerufen am 22.11.2024.