"Der handelt wider Gottes Willen, "Und kann die Pflichten nicht erfüllen, "Worzu wir hier erschaffen seyn; Ja, drohn wohl mit der Höllenpein.
Was Gott schuf, sollen wir verachten, Des Himmels Pracht, der Erden Zier So wenig, als ein Vieh, betrachten; Hier seyn, als wären wir nicht hier; Statt, mit vernünftigem Gebrauch Des, was uns Gott in diesem Leben Aus lauter Lieb und Huld gegeben, Uns zu den künftgen Herrlichkeiten Zu Dank und Andacht zu bereiten; Verschmähen wir des Schöpfers Gaben, Und halten nichts der Mühe werth, Daß man den Schöpfer dafür ehrt, Und wollen hier den Himmel haben?
Es scheint, als ob wir uns erkühnen, Bloß durch Verachtung aller Pracht Der Dinge, welche Gott gemacht, Von Gott den Himmel zu verdienen.
Gott wollt, auf wunderbare Weise, Zu unsrer Lust und seinem Preise, Die Seele mit dem Körper fügen, Um, durch dieß Fügen aller Pracht, Der Dinge, die für uns gemacht, Auf dieser Welt uns zu vergnügen. Wir aber trennen unsern Geist, Da er sich von den Sinnen reißt,
Und
Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
„Der handelt wider Gottes Willen, „Und kann die Pflichten nicht erfuͤllen, „Worzu wir hier erſchaffen ſeyn; Ja, drohn wohl mit der Hoͤllenpein.
Was Gott ſchuf, ſollen wir verachten, Des Himmels Pracht, der Erden Zier So wenig, als ein Vieh, betrachten; Hier ſeyn, als waͤren wir nicht hier; Statt, mit vernuͤnftigem Gebrauch Des, was uns Gott in dieſem Leben Aus lauter Lieb und Huld gegeben, Uns zu den kuͤnftgen Herrlichkeiten Zu Dank und Andacht zu bereiten; Verſchmaͤhen wir des Schoͤpfers Gaben, Und halten nichts der Muͤhe werth, Daß man den Schoͤpfer dafuͤr ehrt, Und wollen hier den Himmel haben?
Es ſcheint, als ob wir uns erkuͤhnen, Bloß durch Verachtung aller Pracht Der Dinge, welche Gott gemacht, Von Gott den Himmel zu verdienen.
Gott wollt, auf wunderbare Weiſe, Zu unſrer Luſt und ſeinem Preiſe, Die Seele mit dem Koͤrper fuͤgen, Um, durch dieß Fuͤgen aller Pracht, Der Dinge, die fuͤr uns gemacht, Auf dieſer Welt uns zu vergnuͤgen. Wir aber trennen unſern Geiſt, Da er ſich von den Sinnen reißt,
Und
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
„Der handelt wider Gottes Willen,
„Und kann die Pflichten nicht erfuͤllen,
„Worzu wir hier erſchaffen ſeyn;
Ja, drohn wohl mit der Hoͤllenpein.
Was Gott ſchuf, ſollen wir verachten,
Des Himmels Pracht, der Erden Zier
So wenig, als ein Vieh, betrachten;
Hier ſeyn, als waͤren wir nicht hier;
Statt, mit vernuͤnftigem Gebrauch
Des, was uns Gott in dieſem Leben
Aus lauter Lieb und Huld gegeben,
Uns zu den kuͤnftgen Herrlichkeiten
Zu Dank und Andacht zu bereiten;
Verſchmaͤhen wir des Schoͤpfers Gaben,
Und halten nichts der Muͤhe werth,
Daß man den Schoͤpfer dafuͤr ehrt,
Und wollen hier den Himmel haben?
Es ſcheint, als ob wir uns erkuͤhnen,
Bloß durch Verachtung aller Pracht
Der Dinge, welche Gott gemacht,
Von Gott den Himmel zu verdienen.
Gott wollt, auf wunderbare Weiſe,
Zu unſrer Luſt und ſeinem Preiſe,
Die Seele mit dem Koͤrper fuͤgen,
Um, durch dieß Fuͤgen aller Pracht,
Der Dinge, die fuͤr uns gemacht,
Auf dieſer Welt uns zu vergnuͤgen.
Wir aber trennen unſern Geiſt,
Da er ſich von den Sinnen reißt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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