Und wenn der Sinn sich worauf lenket, So uns zu unsrer Lust geschenket, So gleich auf etwas anders denket.
Zu Mindrung unsrer eignen Freuden, Soll sich die Seele gleichsam scheiden Vom Körper, und für sich allein Nur bloß im Künftgen frölich seyn.
Dieß heißt ja: Sterben, eh wir sterben. Das heißt ja die Natur vernichten, Und mit stets künftigen Gerichten Die gegenwärtigen verderben. Dieß heißt: Sich Gott entgegen setzen, Des Schöpfers Ordnungen verletzen.
Für einen künftgen Lebens Morgen Kann man gewiß nicht besser sorgen, Als wenn wir frölich unser Heut, Die uns allhier geschenkte Zeit, Jm frölichen Genuß verbringen, Aus Dankbarkeit die Laster hassen, Und, um dereinst auch wohl zu seyn, Auf Gottes ewgen Lieb allein, Jn wahrem Glauben uns verlassen.
Be-
Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Und wenn der Sinn ſich worauf lenket, So uns zu unſrer Luſt geſchenket, So gleich auf etwas anders denket.
Zu Mindrung unſrer eignen Freuden, Soll ſich die Seele gleichſam ſcheiden Vom Koͤrper, und fuͤr ſich allein Nur bloß im Kuͤnftgen froͤlich ſeyn.
Dieß heißt ja: Sterben, eh wir ſterben. Das heißt ja die Natur vernichten, Und mit ſtets kuͤnftigen Gerichten Die gegenwaͤrtigen verderben. Dieß heißt: Sich Gott entgegen ſetzen, Des Schoͤpfers Ordnungen verletzen.
Fuͤr einen kuͤnftgen Lebens Morgen Kann man gewiß nicht beſſer ſorgen, Als wenn wir froͤlich unſer Heut, Die uns allhier geſchenkte Zeit, Jm froͤlichen Genuß verbringen, Aus Dankbarkeit die Laſter haſſen, Und, um dereinſt auch wohl zu ſeyn, Auf Gottes ewgen Lieb allein, Jn wahrem Glauben uns verlaſſen.
Be-
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Beweis, im Schoͤpfer ſich zu freuen.
Und wenn der Sinn ſich worauf lenket,
So uns zu unſrer Luſt geſchenket,
So gleich auf etwas anders denket.
Zu Mindrung unſrer eignen Freuden,
Soll ſich die Seele gleichſam ſcheiden
Vom Koͤrper, und fuͤr ſich allein
Nur bloß im Kuͤnftgen froͤlich ſeyn.
Dieß heißt ja: Sterben, eh wir ſterben.
Das heißt ja die Natur vernichten,
Und mit ſtets kuͤnftigen Gerichten
Die gegenwaͤrtigen verderben.
Dieß heißt: Sich Gott entgegen ſetzen,
Des Schoͤpfers Ordnungen verletzen.
Fuͤr einen kuͤnftgen Lebens Morgen
Kann man gewiß nicht beſſer ſorgen,
Als wenn wir froͤlich unſer Heut,
Die uns allhier geſchenkte Zeit,
Jm froͤlichen Genuß verbringen,
Aus Dankbarkeit die Laſter haſſen,
Und, um dereinſt auch wohl zu ſeyn,
Auf Gottes ewgen Lieb allein,
Jn wahrem Glauben uns verlaſſen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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