Es haben viele weise Männer, an manchem Ort, sich unter- wunden, Zu untersuchen, wie viel Regen, in einem Jahr, auf unsre Welt, Wohl fallen möcht, wozu sie denn, ein groß Gefäß hinaus gestellt, Entfernt von Häusern und Gebäuden. Da sie denn mehren- theils gefunden, Wenn sie, nach einem jeden Regen, die Höh bemerkt, sie auf- geschrieben, Und endlich ordentlich addirt, daß es bey zwanzig Daumen blieben, So in Paris so wohl, als Zürch, in London und in Amsterdam, Jn einem Jahr geregnet hab. Aus diesen läßt sich billig schliessen, Daß auf dem ganzen Kreis der Welt, in dieser Maasse un- gefehr, Und eins ins andere gerechnet, bald minder und bald etwas mehr, Die Dünste, die zu Regen worden, nach allem Ansehn, fal- len müssen.
Doch, um noch mehrer Richtigkeit, und Ordnung, laßt uns uns bequemen, Und bloß nur funfzehn Daumen hoch, anstatt der zwanzig, anzunehmen: So wird sich dennoch so viel zeigen, daß, bloß auf einer Ru- then Erden, Auf fünf und vierzig Füsse Wasser, in einem Jahre, fallen werden, Den Fuß gewürfelt angenommen. Dieß wird auf sechzig Meilen nun, So wie man sie in Frankreich hat, im Jahr auf vierzehn mehr noch thun,
Als
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Betrachtung des Weltmeers.
Es haben viele weiſe Maͤnner, an manchem Ort, ſich unter- wunden, Zu unterſuchen, wie viel Regen, in einem Jahr, auf unſre Welt, Wohl fallen moͤcht, wozu ſie denn, ein groß Gefaͤß hinaus geſtellt, Entfernt von Haͤuſern und Gebaͤuden. Da ſie denn mehren- theils gefunden, Wenn ſie, nach einem jeden Regen, die Hoͤh bemerkt, ſie auf- geſchrieben, Und endlich ordentlich addirt, daß es bey zwanzig Daumen blieben, So in Paris ſo wohl, als Zuͤrch, in London und in Amſterdam, Jn einem Jahr geregnet hab. Aus dieſen laͤßt ſich billig ſchlieſſen, Daß auf dem ganzen Kreis der Welt, in dieſer Maaſſe un- gefehr, Und eins ins andere gerechnet, bald minder und bald etwas mehr, Die Duͤnſte, die zu Regen worden, nach allem Anſehn, fal- len muͤſſen.
Doch, um noch mehrer Richtigkeit, und Ordnung, laßt uns uns bequemen, Und bloß nur funfzehn Daumen hoch, anſtatt der zwanzig, anzunehmen: So wird ſich dennoch ſo viel zeigen, daß, bloß auf einer Ru- then Erden, Auf fuͤnf und vierzig Fuͤſſe Waſſer, in einem Jahre, fallen werden, Den Fuß gewuͤrfelt angenommen. Dieß wird auf ſechzig Meilen nun, So wie man ſie in Frankreich hat, im Jahr auf vierzehn mehr noch thun,
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Betrachtung des Weltmeers.
Es haben viele weiſe Maͤnner, an manchem Ort, ſich unter-
wunden,
Zu unterſuchen, wie viel Regen, in einem Jahr, auf unſre Welt,
Wohl fallen moͤcht, wozu ſie denn, ein groß Gefaͤß hinaus
geſtellt,
Entfernt von Haͤuſern und Gebaͤuden. Da ſie denn mehren-
theils gefunden,
Wenn ſie, nach einem jeden Regen, die Hoͤh bemerkt, ſie auf-
geſchrieben,
Und endlich ordentlich addirt, daß es bey zwanzig Daumen
blieben,
So in Paris ſo wohl, als Zuͤrch, in London und in Amſterdam,
Jn einem Jahr geregnet hab. Aus dieſen laͤßt ſich billig ſchlieſſen,
Daß auf dem ganzen Kreis der Welt, in dieſer Maaſſe un-
gefehr,
Und eins ins andere gerechnet, bald minder und bald etwas
mehr,
Die Duͤnſte, die zu Regen worden, nach allem Anſehn, fal-
len muͤſſen.
Doch, um noch mehrer Richtigkeit, und Ordnung, laßt
uns uns bequemen,
Und bloß nur funfzehn Daumen hoch, anſtatt der zwanzig,
anzunehmen:
So wird ſich dennoch ſo viel zeigen, daß, bloß auf einer Ru-
then Erden,
Auf fuͤnf und vierzig Fuͤſſe Waſſer, in einem Jahre, fallen
werden,
Den Fuß gewuͤrfelt angenommen. Dieß wird auf ſechzig
Meilen nun,
So wie man ſie in Frankreich hat, im Jahr auf vierzehn
mehr noch thun,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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