Und hundert funfzig Millionen darüber. Hieraus wird entdecket, Wie in den Dünsten, Schnee und Regen, solch eine Last vom Wasser stecket, Woraus fast fünfmal so viel Füsse, als wie wir haben, könn- ten werden.
Wer nun, mit menschlichem Gemüth, die Wunder-Ord- nung überlegt Und wie, durch solche Macht und Weisheit, der Bau des Wassers und der Erden, Auf eine solche weise Weise, regieret wird, mit Ernst erwegt, Und dann kein herrlich Regiment, kein' Allmacht, keine Gott- heit spürt, Die solche ungeheure Körper, so leicht, so ordentlich regiert; Wie wird doch der sich selbst vernünftig, begabt mit einer Seele, nennen, Und, zum verständigen Geschöpf, gemacht zu seyn, verlangen können?
Ueber-
Betrachtung des Weltmeers.
Und hundert funfzig Millionen daruͤber. Hieraus wird entdecket, Wie in den Duͤnſten, Schnee und Regen, ſolch eine Laſt vom Waſſer ſtecket, Woraus faſt fuͤnfmal ſo viel Fuͤſſe, als wie wir haben, koͤnn- ten werden.
Wer nun, mit menſchlichem Gemuͤth, die Wunder-Ord- nung uͤberlegt Und wie, durch ſolche Macht und Weisheit, der Bau des Waſſers und der Erden, Auf eine ſolche weiſe Weiſe, regieret wird, mit Ernſt erwegt, Und dann kein herrlich Regiment, kein’ Allmacht, keine Gott- heit ſpuͤrt, Die ſolche ungeheure Koͤrper, ſo leicht, ſo ordentlich regiert; Wie wird doch der ſich ſelbſt vernuͤnftig, begabt mit einer Seele, nennen, Und, zum verſtaͤndigen Geſchoͤpf, gemacht zu ſeyn, verlangen koͤnnen?
Ueber-
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Betrachtung des Weltmeers.
Und hundert funfzig Millionen daruͤber. Hieraus wird
entdecket,
Wie in den Duͤnſten, Schnee und Regen, ſolch eine Laſt vom
Waſſer ſtecket,
Woraus faſt fuͤnfmal ſo viel Fuͤſſe, als wie wir haben, koͤnn-
ten werden.
Wer nun, mit menſchlichem Gemuͤth, die Wunder-Ord-
nung uͤberlegt
Und wie, durch ſolche Macht und Weisheit, der Bau des
Waſſers und der Erden,
Auf eine ſolche weiſe Weiſe, regieret wird, mit Ernſt erwegt,
Und dann kein herrlich Regiment, kein’ Allmacht, keine Gott-
heit ſpuͤrt,
Die ſolche ungeheure Koͤrper, ſo leicht, ſo ordentlich regiert;
Wie wird doch der ſich ſelbſt vernuͤnftig, begabt mit einer
Seele, nennen,
Und, zum verſtaͤndigen Geſchoͤpf, gemacht zu ſeyn, verlangen
koͤnnen?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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