Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.thut unrecht vor Gott. Nun kömmt vom aufgeblasnen Stolz, das Mittel, das er brauchet, mir So unzulänglich, als auch thöricht, und gar zu niederträchtig für, Anstatt, wie er ja immer will, sich übermüthig zu bestreben, Vor allen sich hervorzuthun, sich über alles zu erheben, So macht er sich, durch Zorn und Eifer, verächtlich, lächerlich und klein, Ja, zeigt dem andern selbst die Wege, daß er sein Herr und Meister seyn, Und seine Ruhe stören könne, so oft er will. Dieß zu vermeiden, Jst dieß das allerbeste Mittel, die einzge Cur: So bald ihr seht, Daß jemand, er sey, wer er sey, worin sich gegen euch vergeht, So zwinget euch, die erste Regung zu unterdrücken, ohn zu leiden, Daß man, wie ihr getroffen, merke. Dieß zeigt, daß ihr euch selbst besitzt, Es zeigt Verstand und Weisheit an, es zeiget Großmuth. Eure Minen, Die wenn ihr bös, euch scheußlich machen, die werden ohne Zweifel dienen, Euch Ehr und Beyfall zu erwerben, und eben diese Hand- lung nützt, Den Feind zu kränken, zu verwirren, ihn zu beschämen, klein zu machen. Euch wird man loben und bewundern, den andern hassen und belachen. Zu solchem klüglichen Betragen verbindet euch nun ja so sehr, Ein zugeblasner Eigennutz, als der Natur und Bibel Lehr, Den Nächsten, so wie euch, zu lieben, Denn, wenn ihr so den Nächsten liebet, so liebt ihr ihn, doch euch noch mehr. Ge- E e 3
thut unrecht vor Gott. Nun koͤmmt vom aufgeblaſnen Stolz, das Mittel, das er brauchet, mir So unzulaͤnglich, als auch thoͤricht, und gar zu niedertraͤchtig fuͤr, Anſtatt, wie er ja immer will, ſich uͤbermuͤthig zu beſtreben, Vor allen ſich hervorzuthun, ſich uͤber alles zu erheben, So macht er ſich, durch Zorn und Eifer, veraͤchtlich, laͤcherlich und klein, Ja, zeigt dem andern ſelbſt die Wege, daß er ſein Herr und Meiſter ſeyn, Und ſeine Ruhe ſtoͤren koͤnne, ſo oft er will. Dieß zu vermeiden, Jſt dieß das allerbeſte Mittel, die einzge Cur: So bald ihr ſeht, Daß jemand, er ſey, wer er ſey, worin ſich gegen euch vergeht, So zwinget euch, die erſte Regung zu unterdruͤcken, ohn zu leiden, Daß man, wie ihr getroffen, merke. Dieß zeigt, daß ihr euch ſelbſt beſitzt, Es zeigt Verſtand und Weisheit an, es zeiget Großmuth. Eure Minen, Die wenn ihr boͤſ, euch ſcheußlich machen, die werden ohne Zweifel dienen, Euch Ehr und Beyfall zu erwerben, und eben dieſe Hand- lung nuͤtzt, Den Feind zu kraͤnken, zu verwirren, ihn zu beſchaͤmen, klein zu machen. Euch wird man loben und bewundern, den andern haſſen und belachen. Zu ſolchem kluͤglichen Betragen verbindet euch nun ja ſo ſehr, Ein zugeblaſner Eigennutz, als der Natur und Bibel Lehr, Den Naͤchſten, ſo wie euch, zu lieben, Denn, wenn ihr ſo den Naͤchſten liebet, ſo liebt ihr ihn, doch euch noch mehr. Ge- E e 3
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thut unrecht vor Gott.
Nun koͤmmt vom aufgeblaſnen Stolz, das Mittel, das er
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So unzulaͤnglich, als auch thoͤricht, und gar zu niedertraͤchtig fuͤr,
Anſtatt, wie er ja immer will, ſich uͤbermuͤthig zu beſtreben,
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So macht er ſich, durch Zorn und Eifer, veraͤchtlich, laͤcherlich
und klein,
Ja, zeigt dem andern ſelbſt die Wege, daß er ſein Herr und
Meiſter ſeyn,
Und ſeine Ruhe ſtoͤren koͤnne, ſo oft er will. Dieß zu vermeiden,
Jſt dieß das allerbeſte Mittel, die einzge Cur: So bald ihr ſeht,
Daß jemand, er ſey, wer er ſey, worin ſich gegen euch vergeht,
So zwinget euch, die erſte Regung zu unterdruͤcken, ohn zu
leiden,
Daß man, wie ihr getroffen, merke. Dieß zeigt, daß ihr euch
ſelbſt beſitzt,
Es zeigt Verſtand und Weisheit an, es zeiget Großmuth. Eure
Minen,
Die wenn ihr boͤſ, euch ſcheußlich machen, die werden ohne
Zweifel dienen,
Euch Ehr und Beyfall zu erwerben, und eben dieſe Hand-
lung nuͤtzt,
Den Feind zu kraͤnken, zu verwirren, ihn zu beſchaͤmen, klein
zu machen.
Euch wird man loben und bewundern, den andern haſſen und
belachen.
Zu ſolchem kluͤglichen Betragen verbindet euch nun ja ſo ſehr,
Ein zugeblaſner Eigennutz, als der Natur und Bibel Lehr,
Den Naͤchſten, ſo wie euch, zu lieben,
Denn, wenn ihr ſo den Naͤchſten liebet, ſo liebt ihr ihn, doch
euch noch mehr.
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